zurück
Schweinfurt
Nach Insolvenz von Galeria Kaufhof: Droht nun auch der Stadtgalerie in Schweinfurt das Aus?
Der Leerstand in der Stadtgalerie wächst. Scheitert das Konzept Shopping-Mall in Schweinfurt? Was das Management sagt und welche Auswirkungen das Galeria-Aus hat.
Rund ein Drittel der Verkaufsflächen in der Schweinfurter Stadtgalerie sind geschlossen. Passen Shopping-Malls überhaupt noch in die heutige Zeit?
Foto: Stefan Pfister | Rund ein Drittel der Verkaufsflächen in der Schweinfurter Stadtgalerie sind geschlossen. Passen Shopping-Malls überhaupt noch in die heutige Zeit?
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:17 Uhr

Wegbrechende Besucherzahlen, eine hohe Inflation und die steigende Konkurrenz durch den Onlineversandhandel: Die Liste an Problemen im stationären Einzelhandel ist lange. Meldungen wie die über die jüngst angekündigte Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt offenbaren, wie ernst es aktuell um viele Geschäfte, Kaufhäuser und den örtlichen Handel in Innenstädten dem Anschein nach stehen muss.

Die Insolvenz der angeschlagenen Warenhauskette facht dabei erneut die Debatte über die Entwicklung des Einkaufstandorts Schweinfurt an. Wie wirkt sich das drohende Aus der Kaufhof-Filiale auf die örtliche Einkaufswelt aus? Und haben große Kaufhäuser und Shopping-Malls in Zeiten von Amazon, Zalando und Co. überhaupt noch eine Chance auf dem Markt?

Mit einer Verkaufsfläche von 22.500 Quadratmetern zählt die Stadtgalerie neben Galeria und dem Rückert-Centrum zu einer der größten Verkaufsflächen in Schweinfurt. Bei einem aktuellen Rundgang durch das Gebäude fällt jedoch auf: auch Monate nach der Corona-Pandemie stehen noch immer viele Mietflächen leer. Wo früher noch Modegeschäfte, Cafés und Bars standen, verdecken heute bunte Plakate und bebilderten Trennwände die Leerstände auf beiden Stockwerken der Einkaufspassage.

Ein Drittel der Ladenstellen steht leer

Genaugenommen sind derzeit 27 der insgesamt 100 Ladenstellen verwaist und befinden sich laut Centermanager Christoph Feige derzeit in der "Nachvermietung". Die Hamburger ECE Group betreibt neben der Stadtgalerie europaweit rund 200 weitere Shopping-Center. In allen ECE-Centern zusammen erwirtschaften demnach etwa 20.000 Geschäfte einen Jahresumsatz von rund 22,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig zeichnet sich in Schweinfurt seit Jahren jedoch eine Tendenz ab: Ende 2021 standen laut Recherchen dieser Redaktion nur 20 Verkaufsstellen in dem Gebäude leer. Der Leerstand nimmt zu.

Eine Gefährdung der Shopping-Mall will der Centermanager daraus allerdings nicht ableiten. "Wir sind von der Zukunft des stationären Handels insgesamt und von der Zukunftsfähigkeit der Shopping-Center im Besonderen überzeugt", beteuert Feige. Das lasse sich aus Sicht des Managements unter anderem auch an der Anzahl der Besucherinnen und Besucher ablesen. Diese haben sich laut Feige gegenüber dem Corona-Jahr 2020 deutlich erholt: "Aktuell besuchen wieder täglich mehr als 10.000 Menschen aus Schweinfurt und der Region die Stadtgalerie – an starken Tagen auch über 20.000."

Seiner Einschätzung nach ist es in Einkaufszentren wie der Stadtgalerie "völlig normal und gewünscht", dass Verkaufsflächen frei werden und Geschäfte wechseln. Umso wichtiger sei es, den Handel anhand der Trends und Marktentwicklungen weiterzuentwickeln. Um den Leerstand auf Flächen wie dem ehemaligen Tegut zu bekämpfen, wolle man den Standort deshalb mit zusätzlichen Angeboten zum Einzelhandel ergänzen.

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...

"Dabei denken wir aktuell an eine weitere Profilierung im Bereich der Gastronomie, der Dienstleistung und vor allem auch im Gesundheitsbereich", sagt Feige. Gespräche mit der Stadt bezüglich der Realisierungsmöglichkeiten dazu liefen bereits. "Es steht aber noch nichts fest", sagt Feige. Der Anteil an Gastronomie innerhalb der Einkaufspassage liege aktuell bei rund zehn Prozent.  

Welche Auswirkungen hat das Galeria-Aus?

Mit direkten Auswirkungen der Galeria-Schließung auf die Stadtgalerie rechnet Feige nicht. Da es sich bei Einkaufshallen wie der Stadtgalerie um "besonders flexible Immobilien" handle, ließen sich diese leichter an die ständigen Veränderungen im Handel anpassen. Daran ändert aus Sicht des Managers auch die angekündigte Schließung der Galerie-Filiale nichts, die seither immer als Verbindungsachse zwischen der Einkaufspassage und dem Einzelhandel in der Innenstadt galt. Damit der Einzelhandelsstandort Schweinfurt insgesamt nicht leide, hoffe er dennoch, dass rasch ein alternatives Konzept für das Galeria-Haus gefunden werde.

Axel Schöll: "Für die Einkaufsstadt Schweinfurt ein Riesenverlust"

Mit weitaus deutlicheren Auswirkungen der Galeria-Insolvenz auf den Einzelhandel in der Innenstadt rechnet hingegen Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes Bayern. "Für die Einkaufsstadt Schweinfurt ein Riesenverlust", fasst er im Gespräch mit der Redaktion zusammen. Die Galeria sei immer ein Anker und Anlaufpunkt für viele Kunden aus Stadt und Umland gewesen. Dennoch sei die drohende Schließung, rückblickend auf Historie, strategische Fehler und den aktuellen Trend, aus seiner Sicht absehbar gewesen, meint er.

"Die Zeit der reinen Einkauf-Malls ist vorbei."
Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes Bayern

"Die Zeit der reinen Einkaufs-Malls ist vorbei", sagt Schöll. Die aktuellen Entwicklungen offenbarten, dass das Geschäftsmodell großer Warenhäuser aus der Zeit gefallen sei und sich auf dem absteigenden Ast befände. Das zeige sich auch an der aktuellen Situation in der Stadtgalerie. Dort ließe sich anhand der vielen Schließungen innerhalb des Gebäudes erkennen, dass das Konzept nicht funktioniere. "Der Einzugsbereich ist nicht groß genug für so viel Einkaufsfläche", sagt Schöll. 2008 habe es rund dreieinhalb Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner in Schweinfurt gegeben. "Mit der Eröffnung der Stadtgalerie hatten wir über vier, und die hat sich nicht verringert." 

Von der aktuellen Idee, das Einkaufscenter mithilfe von Arztpraxen und Gesundheitsversorgern umzugestalten, halte er jedoch ebenfalls nicht viel "weil dann wieder Ärzte oder sonstige Betriebe, die vielleicht noch in der Innenstadt ansässig sind, herausgezogen werden", so Schöll. "Wir haben die Stadtgalerie vor 13 Jahren nicht gebraucht, wir brauchen sie auch nach wie vor nicht."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Marcel Dinkel
Amazon
Bars
Einkaufszentren
Galeria Kaufhof Schweinfurt
Leerstände
Modegeschäfte
Stadt Schweinfurt
Stadtgalerie Schweinfurt
Warenhausketten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. M.
    Stadtgalerie umbauen für Büros (z.B. Stadtverwaltung)
    Geschäfte aus der Stadtgalerie in die Innenstadt. (freie Läden gibt’s ja genug)
    keine Parkgebühren in den Parkhäusern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. F.
    wie soll denn die Kaufkraft wieder zunehmen, wenn die Preise permanent steigen ?? In jetzt red i, sprach ein Ehepaar, dass es lieber nach Volkach ginge als nach Schweinfurt, weil dort die Menschen um einen Brunnen stünden und Wein trinken.....sorry, davon können die Einzelhändler nicht leben..... Volkach ist vorwiegend für Essen, Trinken, Cafes und etlichen Eisdielen konzipiert
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Vor allem ist die Gastronomie in Volkach ja so billig... ähm teuer. Tourismus eben. Sie haben aber damit Recht, dass das Ambiente in Volkach zigfach schöner ist als in der Schweinfurter Innenstadt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. B.
    Vor ein paar Jahren noch haben die Würzburg-Kritiker hier im Forum immer die STadtgalerie in Schweinfurt als Musterbeispiel hervor gebracht...."angedroht", dass sie ja auch nach SW fahren können, wenn WÜ ein solches Einkaufserlebnis nicht bieten könne....bzw. die Würzburger Bürger das nicht wollen....

    ...diese Stimmen sind mittlerweile verstummt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • I. F.
    Schon komisch...

    ...da fahren so viele (in Kommentaren über WÜ) lieber nach SW ins Einkaufszentrum als in der WÜ-Innenstadt wg. fehlender Parkplätze einen Bummel zu machen.
    Wohin haben die sich denn verfahren? grinsen grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. H.
    Den Investoren ist es egal, ob die Geschäfte laufen oder nicht. Sobald ein Laden nicht mehr vermietet wird,werden die Verluste von der Steuer abgesetzt. Es zahlt also die Allgemeinheit weiter an die Investorengruppe. Auch ein Grund, weshalb man kein neues Konzept braucht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Herr Schöll verwechselt offenkundig die Stadtgalerie mit dem Kaufhof, denn: die Stadtgalerie ist ein Einkaufszentrum, der Kaufhof aber das Warenhaus.

    In der Tat ist die Zeit der Warenhäuser vorbei, vielerorts allerdings auch die Zeit der Einkaufszentren. Besonders in den USA sterben seit mindestens 10 Jahren die Malls besonders stark.

    Das Ding mit Betreibern wie ECE ist eben, dass die meistens viele Ketten an der Hand haben, die in deren Gebäude einziehen. Dazu ein bisschen die Fraktion Sauf&Fress, lokale Händler sind da normal unter ferner liefen angesiedelt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. V.
    Die Stadtgalerie für den Niedergang verantwortlich zu machen, ist beliebt, aber greift zu kurz. Warum sind viele Leute dorthin gegangen, wenn das Angebot der Innenstadt viel besser gewesen sein soll? Warum ist es auch in Städten ohne Stadtgalerie nicht einfach? Was hat man für die Innenstadt gelernt? Und: was tut man eigentlich, um dort mehr Attraktivität zu schaffen???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Die Stadtgalerie ist sicher nicht der einzige Grund für den Niedergang der Innenstadt, sie hat aber einen großen Anteil daran. Schon bevor sie geplant wurde, gab es in Schweinfurt pro Einwohner deutlich mehr Verkaufsfläche im Einzelhandel als im Bundesdurchschnitt. Die Stadtgalerie hat diese Zahl nochmals ordentlich erhöht.

    Vor allem die naiven Fieberträume der Politiker, dass dann die Besucher der Galeria auch zum Kaufhaus und Innenstadt gehen würde, sind natürlich niemals wahr geworden. Wie auch, das weiß jedes Kindergartenkind besser, warum das nicht geschieht!

    Es gab doch in der Innenstadt durchaus schöne Dinge, wie z.B. die Markthalle. Die ging durch falsches Unternehmertum verloren. Und die Mieten, die viele Vermieter dort verlangen, sind einfach Mondpreise. Damit kann man kein Geschäft führen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. W.
    2003-2006 lebte ich in Murnau und arbeitete in Neuperlach/Mü. das PEP hat jetzt 70.000m2/135 Geschäfte und war damals gefühlte 500m lang. DORT kaufte ich gerne ein.

    Dem ECE fehlt vieles, zB gute dt. Küche. Flair vermisse ich ebenso. Ich fühle mich da nicht wohl... kann es schlecht beschreiben. ... der Horten/ Galeria hat sich überlebt. den Laden werde ich vermissen . aber auch hier waren es zu viele Fehler
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. H.
    Frau Grieser wollte ja damals unbedingt die Stadtgalerie. Vom Einzugsgebiet von Würzburg bis Bad Neustadt und darüber hinaus war damals die Rede. Mit dem Bau der Stadtgalerie begann der Untergang der Schweinfurter Innenstadt. Herr Schöll hat vollkommen recht mit seiner Aussage.
    So einen großen Bunker hätte SW nicht gebraucht - weder damals noch heute.
    Aber wie schon gesagt, Frau Grieser wollte es unbedingt so.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Es bildet sich Herr Schöll eigentlich ein? In seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Handelsverbandes Bayern, sollte er für alle Einzelhändler sprechen, auch per die, welche in der Stadtgalerie zu Hause sind. Unglaublich
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    In der Stadtgalerie finden sich nur Filialen grosser Handelsketten, das sind doch keine Einzelhändler.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. B.
    Auf Filialisten sind Einzelhändler
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. S.
    Der Einzelhandelsverband hat damals zu Recht und durch Zahlen fundiert vor dem ECE gewarnt, das ist seine Aufgabe ! Die 23.000 qm waren einfach zuviel, und der versprochene Ankerladen blieb weg. Eine politische Fehlentscheidung, für die sich weder G. Grieser noch ihre Nachfolger je rechtfertigen mussten. Jetzt wird alles auf den Online Handel geschoben, das ist so einfach und so durchschaubar.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    So oder so, ECE hat schon längst seinen Gewinn gemacht und ist fein raus, denn die haben das Ding ja mit dem Geld anderer Leute gebaut. Das ist der Unterschied zu den Kaufhäusern. ECE baut und betreibt die Dinger normalerweise im Auftrag der Eigentümer, es gehört ihnen damit aber nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Man wollte doch den Verkehr und damit die Kunden aus den Innenstädten nicht mehr haben. Und auch die Attraktivität müsste verbessert und verändert werden. Und außerdem müssten die großen Internethändler wie Amazon und Co. auch viel stärker durch Steuern belastet werden. Dies sollte zur Rettung der Natur und anderen Vorstellungen dienen. Dabei wird aber leider vergessen, dass die vielen Lieferfahrzeuge auch nicht gerade dem Umweltgedanken dienlich sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. F.
    Da bin ich aber froh, dass dieses Einkaufsmonster an Würzburg vorbei gegangen ist!

    Hätten wir dieses Einkaufsmonster in Würzburg bekommen, würde es hier in der Innenstadt auch gruselig leer sein.

    Und Schweinfurt ist kein Einzelfall.

    Auch andere Städte, die so ein Einkaufsmonster haben, leiden unter (massiven) Leerstand.

    Und in Chemnitz, wo man gleich nach der Wende so ein Einjaufsmonster direkt neben der A 4 gebaut hatte, hat es sehr lange gedauert, bis dass in der Innenstadt überhaupt ein wenig Einzelhandel angesiedelt werden konnte.

    Solche Einkaufsmonster sind halt die Totengräber der Innenstädte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Ach die Kaiserstraße geht auch ohne solches Zentrum vor die Hunde. Es braucht dafür also gar nicht so ein Trumm in Würzburg!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten