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Donnersdorf
Nach Ankündigung von Massenentlassungen in Donnersdorf: Macht die Staatskanzlei jetzt Druck auf Kaufland?
Staatsminister Florian Herrmann will wohl nicht tatenlos zusehen, wie Kaufland einen Großteil der Beschäftigten in Donnersdorf entlässt. Kommt eine Gesetzesänderung?
Unterstützung erfahren die von der Entlassung bedrohten Kaufland-Beschäftigten von der Staatskanzlei in München. Staatsminister Florian Herrmann will nach Angaben des Betriebsrats und von Verdi das Gespräch mit der Konzernspitze suchen. Das Foto entstand bei der Betriebsversammlung am 7. Februar vor dem Logistiklager in Donnersdorf. 
Foto: Heiko Becker (Archivfoto) | Unterstützung erfahren die von der Entlassung bedrohten Kaufland-Beschäftigten von der Staatskanzlei in München.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 13.02.2025 02:42 Uhr

Angst und Verzweiflung herrschen seit Wochen bei vielen Beschäftigten im Logistiklager von Kaufland in Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt). Im Januar gab das Unternehmen bekannt, bis zu 350 der rund 500 tariflich Beschäftigten zu entlassen. Sie sollen durch Werkarbeitende von Subunternehmen ersetzen werden, so die bislang bekannten Pläne.

Eine von der Staatskanzlei initiierte Gesprächsrunde am Donnerstag zu den drohenden Massenentlassungen war von "Entsetzen und Unverständnis" geprägt, was die angekündigten Maßnahmen des Lebensmitteleinzelhandel-Konzerns aus Neckarsulm angeht. So jedenfalls ist der Eindruck von Matthias Krampe, Betriebsratsvorsitzender am Kaufland-Standort in der Steigerwaldgemeinde.

Verdi: "Staatsregierung klemmt sich echt dahinter"

Er war von Staatsminister Florian Herrmann zusammen mit Vertretern der Gewerkschaft Verdi und verschiedener Ministerien sowie mehreren Landtags- und Bundestagsabgeordneten zu dem Online-Krisengespräch eingeladen worden. Damit löste Herrmann eine Zusage ein, die er kürzlich in Grettstadt beim CSU-Neujahrsempfang gegeben hatte. Dort hatten rund 80 Kaufland-Mitarbeitende einen Brandbrief an ihn übergeben.

Krampe wie auch Gewerkschaftssekretär Peter König waren positiv überrascht, dass von der Politik nicht nur Lippenbekenntnisse kämen. "Die Staatsregierung klemmt sich echt dahinter und handelt. So habe ich das noch nicht erlebt", sagte König.

Der Betriebsratsvorsitzende am Kaufland-Lager Donnersdorf, Matthias Krampe, hofft auf eine Gesetzesänderung, damit der 'Missbrauch von Werkverträgen' gestoppt wird.
Foto: Heiko Becker (Archivfoto) | Der Betriebsratsvorsitzende am Kaufland-Lager Donnersdorf, Matthias Krampe, hofft auf eine Gesetzesänderung, damit der "Missbrauch von Werkverträgen" gestoppt wird.

Laut Betriebsrat und Verdi hat der Minister zugesagt, das Gespräch mit der Kaufland-Führung suchen zu wollen. Was Krampe vor allem Mut macht, ist die Ankündigung, dass die Staatskanzlei offenbar auch Druck aufbauen will. Krampe: "Herrmann will einen Appell senden, dass es nicht akzeptabel ist."

Großes Unverständnis herrschte in der Runde darüber, dass die aktuelle Rechtslage solche Maßnahmen, wie von Kaufland beabsichtigt, zulässt: "Dass Arbeit da ist, aber trotzdem Leute entlassen und durch Werkarbeitsfirmen ersetzt werden sollen", so Matthias Krampe. Die Minister und Politiker, so seine Wahrnehmung, hätten von einer solchen Praxis in Unternehmen bislang noch nie gehört, selbst nicht aus Krisenbetrieben.

Forderung nach einer Gesetzesänderung

Nach seiner Ansicht müsste die Politik derartige Schlupflöcher im Gesetz unbedingt schließen, damit einem solchen "Missbrauch von Werkverträgen", wie im aktuellen Fall bei Kaufland, ein Riegel vorgeschoben wird.

Seine Forderung sei bei den Teilnehmenden des Gesprächs angekommen, glaubt er. Sie sehen hier ein generelles Thema, das angegangen werden muss. Ob es Bestrebungen für eine Gesetzesänderung in diese Richtung gibt, dazu gab es bei dem Treffen keine konkreten Aussagen.

Nach dem Kaufland-Gespräch, so Peter König, soll es ein erneutes Treffen mit den Teilnehmenden der Runde geben. Das habe der Staatsminister in Aussicht gestellt. Eine Auskunft seitens der Staatskanzlei war am Donnerstag bis zum Redaktionsschluss nicht zu erhalten.

 
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  • Andreas Gerner
    Ich warne davor, Beteuerungen und vorgeschobene Zugeständnisse (Gesprächsbereitschaft...) der Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lindl und weitere) für bare Münze zu nehmen.

    Ohne konkrete Zusagen verläuft sich das in unverbindlichen Gesprächsrunden, die nur den Druck aus der Lage nehmen sollen. Hat sich der Sturm ein wenig gelegt, enden die Sitzungen und Schwarz zieht den ursprünglichen Plan durch. Die Gegenwehr ist dann erfolgreich abgeebbt.

    Das war im Einkauf so und wird bezüglich Beschäftigung der Lageristen und Logistiker wieder genauso laufen.
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  • Robert Hippeli
    ...... "Die Minister und Politiker, so seine (Matthias Krampe) Wahrnehmung, hätten von einer solchen Praxis in Unternehmen bislang noch nie gehört, selbst nicht aus Krisenbetrieben".....

    Waren den die Minister und Politiker in den langen Zeiten der Schlachtbetriebs-Skandalen alle im Auslandseinsatz? Oder kennen diese unsere Gesetze gar nicht?
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  • Edith Kram
    Liebe Frau Erhard,
    wäre es gegenübern den Lesern dieser Zeitung nicht fair, sich endlich als offensichtliche Führungskraft bei Kaufland zu outen?

    Dass mancher Politiker von der von Kaufland beabsichtigten Arbeitnehmerverschiebung noch nichts gehört haben, wundert mich nicht. Sind diese ja selten Arbeitnehmer, sondern ehr gut bezahlte Akademiker.

    Hier geht es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern um Menschen, Familien und Existenzen.

    Besonders niederträchtig ist es, die "Folgekosten" auf den Staat abzuwälzen (Stichwort: Arbeitslosengeld/-hilfe), während sich der Superreichen in der Konzernzentrale die Hände reiben und sich die Taschen noch voller stopfen.

    Jeder "normale" Handwerksbetrieb zeigt mehr Verantwortung für seine Mitarbeiter; bei oft weniger Gewinn und Reichtum.

    Das sollte die Meßlatte und der Grund für eine schnelle Gesetzesnovelle sein.

    Gerhard Fleischmann
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  • Hiltrud Erhard
    Lieber Herr Fleischmann,
    Ich denke, Sie haben es entweder nicht verstanden oder blenden es völlig aus:
    Der Satz "Hier geht es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern um Menschen, Familien und Existenzen." spricht ja Bände!
    Wenn Sie das ernst meinen, dann sollten sie sich fragen, ob Herr König das überhaupt ernst meint!

    Wärend der über Monate dauernden STreiks sind immer mehr Stimmen hochgekommen (von Mitarbeitern) dass man doch nicht die Arebitspläte aufs Spiel setzen soll. Die Konsequenzen schwebten woe ein Damoklesschwert über den Mitarbeitern. Herr König hat unbeirrbar den Betrieb (und auch EDEKA 8obwohl die freiwillig deutlich mehr gezahlt haben) in eienr erpresserischen Art udn Weise geknebelt.

    Irgendwann ist das Fass zum Überlaufen gebracht worden. Das ist jetzt die Quittung!
    Und andere dürfen - nein - sollen - das jetzt richten - nur um dann wieder mit den selben Methoden weiterzumachen?

    PS: Ich arbeite nicht! Ich kaufe nur gerne bei Kaufland, Edeka oder auch Lidl ein!
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  • Peter Koch
    Frau Erhard, haben Sie jemals arbeiten müssen um sich Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?
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  • Hiltrud Erhard
    Wenn Sie gewerkschaftlich organisiert , behaupte ich einfach ohne Ihre Arbeit zu schmälern, dass ich deutlich mehr Stunden habe arbeiten müssen oder dürfen! Wir haben Entbehrungen erlebt und nur durch mehr Arbeiten etwas schaffen können.

    Schämen Sie sich für diese Frage!

    Und diese Frage allein zeigt schon in welcher Sackgasse und Dilemma sich Deutschland befindet!

    Immer weniger Arbeit und Leistung, immer weniger Verantwortung und Engagement, immer niedrigere Arbeitszeiten, aber immer mehr Benefits und Geld.
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  • Edith Kram
    Frau Erhard, dass Sie nicht arbeiten erklärt wohl ihre verquerte Meinung.

    Wenn Sie gerne bei Edeka oder Kaufland einkaufen können, haben Sie wohl eine zu gut gefüllte Haushaltskasse.

    Anders bei den Mitarbeitern von Kaufland, Edeka usw.
    Insbesondere die, die ihren Arbeitsplatz an Billiglöhner aus dem Ostblock verlieren.

    An anderer Stelle hatte ich schon mal erwähnt, dass sich ein Mitarbeiter bei Kaufland auch den Einkauf im Kaufland leisten können sollte.
    Jetzt kann er sich wohl demnächst nicht mal mehr LIDL leisten.

    Die Schuld jetzt bei den Gewerkschaften oder gar bei Herrn König (den ich nicht kenne) zu suchen anstatt beim (vorbelasteten) Arbeitgeber ist wohl eher Beweis dafür, dass sie sich die letzten 40 Jahre nicht für die (körperlich) arbeitende Bevölkerung interessiert haben.

    Wenn einen Buhmann bei der Gewerkschaft suchen, dann eher bei der IG Metall. Dort sitzen die Preistreiber, die anderen den Lebensunterhalt verteuern.

    Gerhard Fleischmann
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  • Peter Koch
    Na ja, der Gewerkschafterfeind Henry Ford bezahlte seine Arbeiter so fürstlich, dass sie sich einen Ford leisten konnten. Nicht weil er ein Gutmensch war sondern um seinen Gewinn zu steigern.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Ford#5_US-Dollar_Gehalt
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  • Andreas Gerner
    Sie haben in Betriebswirtschaftslehre nicht immer aufgepasst, oder ?
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  • Hiltrud Erhard
    Gibt es für diese Unterstellung auch ein Beispiel?
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  • Hiltrud Erhard
    Sehr geehrter Herr Fleischmann,
    Ihren Beitrag muss ich wohl richtig stellen.
    Ich bin nicht quer. Meine Geschlechts.Identität ist eindeutig.
    Wo ich einkaufe, kann Ihnen eigentlich egal sein. Ich kaufe das, was ich brauche und auch das, was man sich leisten kann. Ist es etwa ein Privileg oder gleichzeitig ein Nachteil, wenn man bei Edeka oder Kaufland oder anderen Einzelhandelsgesellschaften einkauft? Leiten Sie daraus irgendetwas ab
    Ich empfehle, einfach, Preisvergleiche durchzuführen, und dann werden sie erkennen, dass sich jeder überall seinen Lebensunterhalt leisten kann.

    Bei den Gewerkschaften verfolge ich seit langem, dass die ursprüngliche Aufgabe innerhalb der Tarifautonomie mittlerweile missbraucht wird. Das sind mittlerweile alle Gewerkschaften gleich. Ohne Rücksicht auf Verluste wird gestreikt und erpresst. Das ist weder für die Gesellschaft noch für die Betriebe oder für die Volkswirtschaft gut. Unser Land steht miserabel da, und trotzdem schwingt man Fahnen.
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  • Hiltrud Erhard
    Es wäre sicher im Interesse der Mitarbeiter, wenn an den Verhandlungen keine Gewerkschaft oder der Betriebsrat teilnehmen würden. Gerade Herr König mit seiner aggressiven Haltung während der unendlichen Streiks hat maßgeblich Anteil am Verlust der Arbeitsplätze!
    Bis aufs Messer streiken und die Betriebe erpressen geht nicht gut! Alle Warnungen wurden ignoriert!
    Daher braucht es ein Miteinander und aufeinander zugehen!
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  • Marc Stürmer
    Nur mal so zur Erinnerung: ohne Gewerkschaften wären in Donnersdorf nach wie vor die alten Werkverträge etabliert, und hätte es die Aufwertung dieser Stellen nie gegeben.
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  • Hiltrud Erhard
    Die Mitarbeiter haben Angst um ihren Arbeitsplatz!
    Da muss doch geholfen werden anstatt die Gewerkscahften in den Himmel zu loben und alte Kamellen auszugraben!
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  • Marc Stürmer
    Gewerkschaften unternehmen auf dieser Ebene nichts ohne vorherige Absprache mit ihren Mitgliedern. Das aber scheinen Sie nicht zu wissen oder ignorieren.

    Und nochmal: ohne die Gewerkschaften würde es heute diese Arbeitsplätze, um die die Mitarbeiter nun Angst haben, erst gar nicht geben.

    Das ist damit keine olle Kamelle, sondern Fakt und Voraussetzung dafür, wo wir heute sind.

    Ihre hilflose Erwiderung zeigt doch nur, dass Sie außer fragwürdigen Stereotypen hier nicht viel beizutragen haben.
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  • Stefan Köhler
    Hiltrud hat wie immer den durchblick.
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  • Stefan Fuchs
    Meinen Sie Hr.Erhardt aus Geldersheim?
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  • Hiltrud Erhard
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (fehlender Bezug zum Thema des Artikels). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Matthias Krampe
    Hallo Frau Erhard, das Miteinander und aufeinander zugehen versuchen wir gerade zu erreichen. Dazu braucht es aber mindestens 2 Parteien. Sonst wären es ja Selbstgespräche. Uns wäre es auch lieber gewesen wenn die letzte Tarifrunde deutlich kürzer gewesen wäre. Aber auch hier gehören immer 2 Seiten dazu das eine Unterzeichnung einer Vereinbarung zustande kommt.
    Viele Grüße
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  • Hiltrud Erhard
    Sehr geehrter Herr Betriebsratsvorsitzender Krampe:
    Warum haben Sie nicht zu Maßhaltigkeit während der verfahrenen Streiksituation aufgerufen und selbst den Dialog gesucht, anstatt sich hinter der Gewerkschaft zu verstecken oder sich von den Karren spannen zu lassen? Sie haben sich vorantreiben lassen! UND es haben offensichtlich auch genug Kollegen von Ihnen davor gewarnt!

    Diese Methoden haben zudem auch bei vielen Menschen aus der Bevölkerung oder auch aus dem Kundenkreis von KAufland für Unverständnis gesorgt!
    viele Grüße zurück!
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