
Der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland will an seinem Logistikstandort in Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt offenbar recht zügig einen Großteil seiner rund 500 Beschäftigten durch externe Subunternehmer ersetzen. Bei einer ersten Gesprächsrunde mit Betriebsrat und Gewerkschaft an diesem Mittwoch legte die Geschäftsleitung ihren beabsichtigten Zeitplan offen.
Nach übereinstimmenden Angaben der Gewerkschaft Verdi und des Betriebsratsvorsitzenden plant Kaufland, schon ab Juli eine Werkarbeitsfirma zu beauftragen. Deren Personal soll die Arbeit in dem einzigen Lager für Non-Food-Waren und Aktionsartikel des Unternehmens, das bundesweit alle 770 Filialen von Kaufland beliefert, weitgehend übernehmen.
Betriebsrat im Logistiklager: Arbeitgeber hält sich bedeckt
Die Geschäftsleitung habe klargemacht, dass die Entscheidung zur Einführung der Werksarbeit gefallen ist und steht, sagte Verdi-Sekretär Peter König nach dem Treffen. Ein Kaufland-Sprecher sprach lediglich von einem konstruktiven Auftaktgespräch. Man sei "zuversichtlich", in den kommenden Wochen "alle offenen Punkte zu klären und allen Mitarbeitern möglichst schnell eine sozialverträgliche Lösung sowie Klarheit über den weiteren Ablauf präsentieren zu können".
Am Montag hatten Gewerkschaft und Betriebsrat die internen Pläne des Konzerns öffentlich gemacht. Bis zu 350 Beschäftigte werden laut Verdi dadurch ihre tariflich bezahlten Jobs verlieren. Kaufland bestätigte daraufhin die Pläne.
Die Arbeitnehmerseite hat Widerstand gegen die "Massenentlassung" angekündigt. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen", sagt König. Nach Auskunft des Betriebsratsvorsitzenden Matthias Krampe hält sich der Arbeitgeber ansonsten bedeckt. Vom Sozialplan für die Kündigungen gebe es nur einen groben Entwurf.
Arbeitnehmerseite beauftragt Gutachter und will Konzept entwerfen
Der Betriebsrat hat nun ein Gutachterbüro beauftragt. Es soll untersuchen, welche Auswirkungen die Einführung der Werksarbeit hätte. Man werde ein Konzept entwerfen, wie die Entlassungen verhindert werden können, sagt Verdi-Sekretär König. Ziel sei, "dass der Arbeitgeber die gesamte unsinnige Maßnahme zurückzieht".
Verdi hat Aktionen während der Verhandlungsrunde mit Kaufland angekündigt. Am Mittwoch wurde eine Unterschriftenaktion zum Erhalt der Arbeitsplätze gestartet. Sie wird über Partner der Gewerkschaft verteilt und soll in den nächsten Tagen auf der Plattform change.org online gehen.
Von Kirchen, ihren Arbeitnehmer-Vereinigungen und anderen Seiten würde die betroffenen Beschäftigten eine Welle der Solidarität erreichen, sagt König.
Drohende Kündigungen in Donnersdorf: Kaufland Thema im Landtag am Donnerstag
Bereits an diesem Donnerstag soll sich der Wirtschaftsausschuss des Landtags mit dem Thema beschäftigen. Laut dem unterfränkischen SPD-Abgeordneten Volkmar Halbleib hat seine Fraktion einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. Die SPD fordere die Staatsregierung auf, sich unverzüglich für den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen.
Der Betriebsrat will als nächsten Schritt die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung Ende Januar über den Stand informieren. Das nächste Treffen mit Kaufland steht für Mitte Februar an.
Ist Gewerkschaft gut oder böse?
Gut, oder schlecht, weil sie sich für stabile Beschäftigungsverhältnisse und die Interessen der Arbeitnehmer*innen einsetzt uns sich um gerechte Löhne und Tarife und Arbeitszeiten kümmert ?
Schlecht oder gut, weil sie die Arbeitgeber*innen und Konzerne in ihrem freien Unternehmertum einschränken will?
Ich wünsche Verdi gutes Gelingen im Sinne der Stammbelegschaft!
Wenn aber doch die Verbraucher*innen und Konsument*inn*en so großen Wert darauf legen,
perfekt mit non-food-Artikeln nach marketingpsychologischen Aspekten versorgt zu werden,
dann kann die Strategie der Lidl-Kaufland-Firma durchaus Verständnis finden.
Denn vorgeblich geht es ja genau darum, Waren prozessoptimiert und saisongerecht in allen Filialen gleichzeitig zur Verfügung stellen zu müssen,
weil die Kundschaft das so möchte!