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Donnersdorf
3 Kaufland-Beschäftigte sprechen über den drohenden Verlust ihres Arbeitsplatzes in Donnersdorf
Noch sind die Kündigungen nicht ausgesprochen, aber die Marschrichtung von Kaufland ist klar: Hunderte Mitarbeitende sollen gehen. So geht es drei von ihnen damit.
Drei von 350 Kaufland-Beschäftigten, denen die Kündigung droht: (von links) Johanna Pajak, Karol Kornelski und Sabrina Greier sorgen sich um ihren Arbeitsplatz.
Foto: Fotos Heiko Becker | Drei von 350 Kaufland-Beschäftigten, denen die Kündigung droht: (von links) Johanna Pajak, Karol Kornelski und Sabrina Greier sorgen sich um ihren Arbeitsplatz.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 06.02.2025 02:40 Uhr

Es ist eine schwierige Situation für die Beschäftigten im Logistiklager von Kaufland in Donnersdorf. Voraussichtlich bis zu 350 Kolleginnen und Kollegen sollen gehen, von den insgesamt rund 500 festangestellten Mitarbeitenden. Sie sollen dann durch externe Werkarbeitende ersetzt werden. So jedenfalls hat es die Geschäftsleitung Anfang Januar im Betrieb verkündet.

Bei einer Betriebsversammlung am Freitag haben sie nun nicht nur weitere Informationen dazu von ihrem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi erhalten; diese haben auch Widerstand gegen die geplanten Massenentlassungen angekündigt.

Gleichwohl müssen alle im Lager tätigen Mitarbeitenden damit rechnen, bald arbeitslos zu sein. Wie gehen die betroffenen Menschen damit um, wie geht es ihnen damit, wie denken sie darüber? Die Redaktion hat drei von ihnen bei der Protestaktion am Freitag kurz dazu befragt.

1. Johanna Pajak: "Die Stimmung drinnen ist schrecklich"

Mitarbeiterin Johanna Pajak
Foto: Heiko Becker | Mitarbeiterin Johanna Pajak

"Ich habe vor kurzem erfahren: Es kann auch meinen Arbeitsplatz treffen. Wie ich mich fühle? Verzweifelt, traurig, enttäuscht. Es ist mein zweites Zuhause und ich habe gar nicht damit gerechnet, dass es irgendwann mal dazu kommen kann. Die Stimmung drinnen ist schrecklich, kann ich sagen. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen sich professionelle Hilfe holen werden, weil sie überhaupt nicht damit klarkommen. Es ist für uns alle sehr schwierig."

2. Karol Kornelski: "Sie wollen uns wie alte Maschinen ersetzen"

Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Karol Kornelski
Foto: Heiko Becker | Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Karol Kornelski

"Ich habe zwar als Betriebsrat einen besonderen Kündigungsschutz, aber meine Stelle wird auch betroffen sein. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum das Unternehmen so entschieden hat. Es geht nicht darum, dass es dem Unternehmen schlecht geht, dem Unternehmen geht es gut. Sie wollen uns wie alte Maschinen ersetzen. Sie haben uns auch gesagt, dass die Werkunternehmen teurer wären."

3. Sabrina Greier: "Ich war erst einmal schockiert"

Mitarbeiterin Sabrina Greier
Foto: Heiko Becker | Mitarbeiterin Sabrina Greier

"Ich war erst einmal schockiert, weil ich habe hier gerne gearbeitet. Aber als sie es dann gesagt haben, habe ich mir gedacht, ich höre nicht recht und konnte es erst nicht glauben. Ich gehe trotzdem auf die Arbeit. Ich arbeite weiter, wie es mir gesagt wird und versuche, in dem Moment abzuschalten, weil ich weiß eh nicht, was kommt und wie sie sich entscheiden und kann nichts daran ändern. Ich wünsche mir, dass wir den Arbeitsplatz behalten können. Aber es muss sich trotzdem was ändern. Ich habe aber keine großen Hoffnungen, dass ich den Arbeitsplatz behalten werde."

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Kommentare
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  • Hiltrud Erhard
    Warum soll Kaufland oder Lidl schuld an dieser Misere sein?
    Schon mal drüber nachgedacht, dass Wochen- und monatelange Dtreiks jeden Arbeitgeber vor die Wahl zwangsläufig stellen ob sie noch wirtschaftlich sind oder wie die es wieder werden. Und da geht es nicht um Familie Schwarz oder das Management sondern um Betriebswirtschaftliche Zwänge!
    In die Sch... hat alle die Gewerkschaft mit ihren Streiks geritten und die Maßlosigkeit!
    Die uneinsichtige Haltung mit Erpressung der Arbeitgeber haben das Maß überschritten!

    Wacht auf und richtet den Zorn nicht an die falschen!
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  • Erich Spiegel
    Nicht nur die Industrie spürt den Wettbewerbsdruck aus Asien, auch der Handel kommt in die Bredouille. Es dürfte kein Zufall sein, dass das Lager in Donnersdorf betroffen ist. Kaufland merkt meiner Meinung nach im "Non Food" Bereich die Super-Billig Konkurrenz aus China. Der chinesische Online Shop Temu ist ca. 1 Jahr am Markt und hat bereits Amazon als größten Online Shop überholt. z.B. Schuhe, die bei Kaufland 30 Euro kosten gibt es bei Temu für 15 Euro. Die Verkäufer bei Temu haben Vorteile wegen sehr günstigen Produktionskosten in China. Aber sie schummeln auch zum Teil bei Zöllen und Mehrwertsteuer. Bei der Regierung ist der Sachverhalt endlich angekommen, weil deutsche Online Händler Alarm schlagen. Passiert ist aber noch nichts. Man diskutiert und debattiert.
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  • Roland Albert
    Ein sehr guter Kommentar, der es auf den Punkt bringt.
    Die Betreiber werden Kostensparmodelle entwickeln müssen, welche die Gewerkschaften an den Rand der Inkompetenz zwingt. Diese unmütz langen Machtspiele lassen sich die Entscheider nicht mehr bieten, denn die Frage wird sein, was kommt von den Gewerkschaften als nächster Klöpper um die Ecke? Deswegen werden diese Arbeitsplätze migriert und das wird Fakt werden. Auch wenn die am Ende drei Euro teurer sein werden, bieten die Werkverträge keine Überraschungen oder Gängeleien. Also sind sie für den Arbeitgeber eine sichere Option.
    Gewerkschaft= Aus!
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  • Anton Niedermeier
    Für mich steht fest: Bei Kaufland und Lidl werde ich keinen Fuß mehr in einen Laden stellen. Meinen Kaufland-Onlinezugang habe ich bereits gelöscht.
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