
Nach Schweinfurt will Tommy M. auf keinen Fall zurück. Dorthin, wo er als junger US-Soldat stationiert war. Wo vor 45 Jahren seine damalige Freundin Cornelia Hümpfer brutal ermordet worden ist. Und wo man seit Sommer 2023 ungeduldig wartet - und hofft, dass der heute 70-Jährige hier vor Gericht kommt.
Die Familie der Getöteten aus Unterfranken hofft nach vielen Jahren auf Gerechtigkeit. Und die Schweinfurter Ermittler, die über Jahrzehnte an dem Fall drangeblieben waren, wollen den Verdächtigen endlich selbst befragen können, um ihn dann anklagen zu können.
Neue Ermittlungen und DNA-Untersuchungen führten zur Festnahme in den USA
Allen voran Jürgen Hept, der 2015 die Spur im Mordfall Cornelia Hümpfer wieder aufgenommen hatte. Fast fünf Jahre mühten er und seine Kollegen sich, in den USA eine neue DNA-Probe des verdächtigen früheren US-Soldaten zu bekommen.
Mit neuen wissenschaftlichen Methoden konnten Experten schließlich feinste Spuren untersuchen - und kamen zum Ergebnis: DNA-Proben des Verdächtigen aus Nebraska stimmten mit den DNA-Spuren an der Kleidung der 1978 getöteten jungen Frau aus Dittelbrunn (Lkr. Schweinfurt) überein.
Daran kam auch das US-Gericht in Nebraska nicht vorbei, das im Juni 2023 nach der Festnahme des 70-Jährigen über seine Auslieferung entscheiden sollte. Aus Justizunterlagen geht hervor, dass Tommy M. gegenüber seiner Ex-Frau und seinem Therapeuten bereits 1995 den Mord gestanden haben soll. Gegenüber Ermittlern und bei einer gerichtlichen Untersuchung im vergangenen Jahr in seiner Heimat bestritt er die Tat indes immer wieder.
Gericht: Ermittlungsergebnisse für Auslieferung ausreichend
Vor acht Monaten hatte eine Richterin entschieden, dass die Ermittlungsergebnisse für eine Auslieferung ausreichend sind. Seit Juni 2023 ist der frühere Soldat in den USA in Untersuchungshaft. Doch er kämpfte mit allen juristischen Tricks für seine Freilassung und verwies auf seine Grundrechte als US-Bürger.
Monatelang gingen Schreiben hin und her. Jetzt hat das zuständige Bezirksgericht den Antrag auf Freilassung abgelehnt. Die Indizien, die im Herbst 2023 bei der Anhörung in seinem Heimatstaat präsentiert worden waren, seien "bemerkenswerte Zufälle", wenn sie "nichts mit der Beteiligung" von M. an dem Mord zu tun hätten, heißt es in dem Beschluss, der dieser Redaktion vorliegt.
Mordfall aus dem Jahr 1978: Andeutungen und angebliche Geständnisse
Cornelia Hümpfer war am 20. April 1978 mit 14 Stichwunden tot auf einem Feldweg unweit von Schweinfurt aufgefunden worden. Sie soll von Tommy M. schwanger gewesen sein und ihm gedroht haben, dies seiner damaligen Frau zu enthüllen.
Der Verteidiger des 70-Jährigen hatte argumentiert, Andeutungen und angebliche Geständnisse habe sich der frühere Soldat nur beim Trinken ausgedacht. "Besondere Umstände" würden eine Freilassung gegen Kaution rechtfertigten: der schlechte Gesundheitszustand seines Mandanten, die nötige finanzielle Unterstützung seiner Familie, das Fehlen einer Vorstrafe und die voraussichtliche Dauer eines Prozesses in Schweinfurt.
Auch US-Bundesgericht hält Auslieferung für rechtens
Der zuständige Bundesrichter ließ das nicht gelten und erklärte eine Auslieferung jetzt ebenfalls für rechtens. Das letzte Wort darüber, ob der verdächtige US-Bürger der Justiz eines anderen Landes übergeben wird, habe nun das US-Außenministerium. Auf Anfrage hat dies bislang noch keinen Zeitpunkt für eine Entscheidung genannt.