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Schweinfurt
Haben Schweinfurter Ermittler nach 45 Jahren den Mord an Cornelia Hümpfer geklärt? US-Veteran festgenommen
1978 wurde eine 18-Jährige aus Dittelbrunn getötet. Nun belasten DNA-Spuren einen Mann, der schon lange unter Verdacht steht. Kommt er bald vor Gericht?
Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn bei Schweinfurt wurde 1978 ermordet. Nun gibt es eine überraschende Entwicklung in dem bisher ungeklärten Fall.
Foto: Polizei | Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn bei Schweinfurt wurde 1978 ermordet. Nun gibt es eine überraschende Entwicklung in dem bisher ungeklärten Fall.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:54 Uhr

Unterfränkische Mordermittler haben nach 45 Jahren wahrscheinlich den Mord an der 18-jährige Cornelia Hümpfer aus Dittelbrunn (Lkr. Schweinfurt) geklärt. Der Mann, der sie 1978 ermordet haben soll, ist in den USA in Auslieferungshaft. Wie diese Redaktion erfuhr, handelt er sich um den heute 69-jährigen Veteranen der US-Armee Tommy M., der 1978 in Schweinfurt stationiert war.

Pressesprecher Enrico Ball vom Polizeipräsidium Unterfranken und der Schweinfurter Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert bestätigten auf Nachfrage am Freitag die Festnahme des Verdächtigen. M. stand nach Informationen aus Ermittlerkreisen schon lange unter Tatverdacht. Doch bisher konnte ihm die Tat nicht nachgewiesen werden, auch wenn ihm Schweinfurter Ermittler über Jahre hinweg auf den Fersen blieben.  

Die Studentin wurde auf offenem Feld erstochen aufgefunden

Der 69-jährige Tatverdächtige wurde bereits am 21. Juni in seinem Haus in der US-amerikanischen Kleinstadt Gering in Nebraska festgenommen. Die Schweinfurter Justiz hat auf Basis des Auslieferungsabkommens mit den Vereinigten Staaten Antrag auf Auslieferung gestellt.

In der Nacht zum 21. April 1978 war die Studentin Cornelia Hümpfer auf offenem Feld erstochen aufgefunden worden, neben der Staatsstraße 2271 zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt). Der Mörder hatte 15-mal auf sie eingestochen.

Der Mord war Teil der Serie "Ungeklärte Kriminalfälle in Unterfranken", die 2015 in den Titeln der Mediengruppe Main-Post erschienen ist. Redakteur Norbert Vollmann schrieb damals: "Cornelia Hümpfer wollte an jenem Tag nach Schweinfurt. Denn sie gehörte als Sängerin der Kirchen-Musikgruppe 'Band of Jericho' der evangelischen Dreieinigkeitsgemeinde an." 

Ermittler gehen davon aus, dass sie bereits auf dem Weg dorthin ihrem Mörder begegnet sein musste. Am Tatort fand man Reifenspuren, die darauf schließen ließen, dass die Studentin in einem Wagen dorthin gebracht wurde.

Eine Zeugin sah sie in ein Auto mit einem grünem Kennzeichen einsteigen. Solche Kennzeichen waren damals typisch für die Autos der in Deutschland stationierten US-Soldaten. Doch die Spur ließ sich zunächst nicht nachverfolgen. Jahrelang blieb der Fall ungelöst.

Seine Ex-Frau belastete ihn bereits 1996 in einem Brief an die US-Militärpolizei

Der damals 24-jährige US-Soldat M. wurde bereits 1978 kurz nach dem Mord befragt. Denn er hatte ein Auto, das der Beschreibung eines Fahrzeugs entsprach, das Zeugen in der Nähe des Fundorts der Leiche gesehen hatten. US-Zeitungen berichten jetzt unter Berufung auf US-Staatsanwalt Daniel Packard: "Auf dem Kleid und den Schuhen des Opfers befanden sich Muster, die zu M.s Autofußmatten zu passen schienen." Doch damals reichte das nicht für eine Festnahme.

18 Jahre später geriet M. erneut unter Verdacht. In einem Brief an die US-Militärpolizei hatte seine Ex-Frau ihn 1996 schwer belastet. M. habe ihr erzählt, dass er in Deutschland eine Frau getötet habe, mit der er ein Verhältnis gehabt habe, hieß es in dem Brief. Die Frau habe ihm gesagt, sie sei schwanger und würde es seiner Frau verraten.

DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers weisen auf den Verdächtigen hin

M. bestritt 1996 erneut die Tat. Da sich der Verdacht damals auch nicht auf andere Art erhärten ließ, blieb er auf freiem Fuß. Die Ermittlungen gegen ihn wurden 2001 vorerst eingestellt. Doch die Schweinfurter Kriminalpolizei gab nicht auf: 2016 ergaben Untersuchungen an der Kleidung des Opfers erste Treffer seiner DNA.

2020 reichten die deutschen Behörden aufgrund der Fortschritte in der DNA-Technologie ein zusätzliches Rechtshilfeersuchen ein, um eine Blutprobe von M. zu erhalten. Diesmal fand die Analyse mit Unterstützung des Landeskriminalamtes DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers, die "aller Wahrscheinlichkeit nach vom Angeklagten stammten", heißt es jetzt zu der Festnahme.

"Der Verhaftete wartet nun auf seine Auslieferung nach Deutschland, wo er sich einem Strafverfahren wegen des Verdachts des Mordes stellen muss", sagen Polizeisprecher Ball und Oberstaatsanwalt Emmert.

 
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Kommentare
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  • M. S.
    Genau so ist es. So hartnäckig beißen sich Ermitttler selten an einem Fall fest. Das verdient meinem Eindruck nach Anerkennung, wie die weitere Berichterstattung noch deutlicher zeigen wird.
    Der Autor
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  • A. F.
    Manche Mühlen mahlen (sehr) langsam, aber sie mahlen ...
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  • S. C.
    Nix, gar nix wird dabei herauskommen.

    Er hat sie wohl getötet, aber außer Mord sind alle Tatbestände längst verjährt. Und die nötigen Merkmale fürMord wird man ihm nicht nachweisen können.
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    @nörgel: Erst mal abwarten!
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  • S. C.
    Durch die inzwischen langweilige Veränderung meines Usernamens wird Ihre Aussage (welche eigentlich?) nicht wahrer. Unterlassen Sie das zukünftig.
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  • M. E.
    Catw.: Das sehr kann ruhig weggelassen werden, impliziert was Negatives. Denn die Lösung und Aufklärung dieses Falles ist etwas sehr Positives.
    Ging halt nicht schneller wegen fehlender technischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse.

    Ein großes Lob an unsere Polizei für die Hartnäckigkeit und Ausdauer!! Es hat sich gelohnt.
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    Nachdem ich gestern vom Badewannenmord und den doch sehr einseitigen Ermittlungen der bayrischen Polizei gelesen habe, möchte ich dieser Institution kein uneingeschränktes Lob zukommen lassen. Und wer schon selbst mal in die Mühlen von einseitigen Polizeiermittlungen geraden ist ( und nur durch glücklichen Umstand wieder der Mühle entrinnen konnte), auch nicht.
    Die Hartnäckigkeit den die Polizisten hier an den Tag gelegt haben, lassen sie in anderen Fällen manchmal missen.
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