
Der Leiter der Schweinfurter Staatsanwaltschaft hatte bereits im Sommer vor überzogenen Erwartungen gewarnt: Im Mordfall Cornelia Hümpfer war nach 45 Jahren der seit langem verdächtigte Tommy M. gefasst worden. Doch dass es jetzt schnell zu einem Prozess hier in Deutschland kommen werde, bezweifelte der Leitende Oberstaatsanwalt Axel Weihprecht im Juli auf Anfrage der Redaktion. Nun zeigt sich: Er hatte Recht.
Verdächtigter ehemaliger US-Soldat will nicht zurück nach Deutschland
Fünf Monate nach der Festnahme in Gering im US-Bundesstaat Nebraska wird mit einer schnellen Überstellung des 69-jährigen Verdächtigen nach Frankfurt und Schweinfurt in diesem Jahr nicht mehr gerechnet. Denn der früher hier stationierte ehemalige US-Soldat sperrt sich trotz einer richterlichen Entscheidung in seiner Heimat gegen seine Auslieferung.
Der zum Tatzeitpunkt 24-Jährige wird beschuldigt, am 20. April 1978 auf einem Feldweg zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) seine Freundin Cornelia Hümpfer erstochen zu haben. Die 18-Jährige aus Dittelbrunn soll zuvor gedroht haben, ihr Verhältnis der Frau von Tommy H. zu offenbaren. Der US-Soldat geriet schnell unter Verdacht, doch der Mord war ihm jahrzehntelang nicht nachzuweisen.
Fünf DNA-Spuren und Geständnis gegenüber zwei Zeugen
Schließlich führten fünf winzige DNA-Spuren auf der Kleidung der Getöteten die Ermittler zu dem heute 69-Jährigen. Doch die Ermittler haben mehr als das. Nach Informationen dieser Redaktion legen Protokolle seiner Anhörung vor dem Bezirksgericht nahe, dass der ehemalige Soldat die Tat bereits 1995 einem Therapeuten und seiner Frau gegenüber gestanden hatte. Seine Frau soll den Hinweis an die Polizei weitergegeben haben.
Drei weiteren Zeugen gegenüber soll der Verdächtige Andeutungen über die Bluttat gemacht haben. Doch in der öffentlichen Anhörung bestritt er jetzt laut der Zeitung "Lincoln Star Journal" kopfschüttelnd, die 18-Jährige erstochen zu haben.
Ein erster DNA-Vergleich hatte im Jahr 2000 keine Übereinstimmung ergeben. 2020 schickten die US-Behörden Blutproben des Verdächten erneut nach Deutschland. Dieses Mal führten Tests zum Haftbefehl.
Prüfung des Falles in den USA am 11. Dezember
Bei der Anhörung vor dem Bezirksgericht machte die Verteidigerin auch die angeschlagene Gesundheit des 69-Jährigen geltend, was die Richterin aber nicht akzeptierte. Nach Informationen dieser Redaktion hat der Verdächtigte 60 Tage Zeit, seine Grundrechte geltend zu machen und darzulegen, warum seine Festnahme und eine Auslieferung nach Schweinfurt aus seiner Sicht ungerechtfertigt sind.
Am 11. Dezember soll die US-Regierung den Antrag prüfen und Anfang 2024 entscheiden. Würde Tommy M. im Frühjahr ausgeliefert, hätten die Schweinfurter Ermittler um Jürgen Hept endlich die Gelegenheit, den Mann selbst zu vernehmen, dem sie viereinhalb Jahrzehnten hinterher spürten.