
Unverwechselbar, einprägsam, leicht zugänglich – wer ein Logo sieht, sollte innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde wissen, welche Marke oder welches Produkt dahinter steckt. Als Corporate Design bezeichnen Unternehmen das: ein Style aus einem Guss – für alles.
Bis die Stadt Gerolzhofen das erreicht hat, wird's eine Zeitlang dauern. Doch am Dienstagabend hat sie den ersten Schritt getan, in eine "neue Ära der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern", wie Bürgermeister Thorsten Wozniak es nannte. An dem Abend stellte die Stadt ihr neues Logo und die damit verbundene Marketingkampagne im Alten Rathaus vor.

Es sei Zeit, das etwa 30 Jahre alte Logo der Stadt, das die Silhouette einiger markanter Gebäude zeigt, zu trennen, sagte Wozniak. Dies falle manchen schwer. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier." Zudem fehle bisweilen das Verständnis dafür, weshalb die Stadt überhaupt ein neues Logo braucht. Das alte sei doch "noch gut", das neue "unnötig und teuer", brachte Wozniak mögliche Gegenargumente vor.
Bürgermeister spricht von "Revolution"
Doch für ihn steht fest: Ein Design muss mit der Zeit gehen. Es müsse heutzutage vor allem digital und online funktionieren. Basierend auf einem 66-seitigen Marketingkonzept sei der Auftrag entstanden, für Gerolzhofen ein Design zu erfinden, das klare Richtlinien verfolgt und eindeutige Farben, Formen und eine klare Sprache verwendet. Bewusst sollte das bestehende Logo nicht fortentwickelt werden, sondern ein komplett neues entstehen. Den zweijährigen Prozess bezeichnete der Bürgermeister deshalb auch als "Revolution".

Die vom Staat bezuschussten Kosten hierfür belaufen sich laut Bürgermeister auf einen "mittleren fünfstelligen Betrag", für das Entwickeln des Logos, die Kampagne und die Werbeträger. Das Ergebnis, das Andreas Seufert vom Gerolzhöfer Designbüro Digitabula den anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, den Stadtratsmitgliedern und Vereinsvertretern vorstellte, ist tatsächlich ein klarer Bruch mit dem Alten. Das in der Leitfarbe Grün gezeichnete Logo verrät frühestens auf den zweiten Blick die Gedanken und Ideen, die dessen Mütter und Väter damit verbinden.
Logo öffnet Raum für Interpretationen
Das Logo soll, wie er ausführte, an ein "G", den Anfangsbuchstaben des Stadtnamens, erinnern. Zugleich steckten laut des Designers darin die beiden grünen Stadtmauergürtel um die Altstadt. Angedeutet finden sich mittig die beiden Kirchturmspitzen des Steigerwalddoms, als, wenn man so möchte, einzige Überbleibsel der bisher verwendeten Stadtsilhouette. Die beiden Zacken könnten aber auch für das Stadtwappen, den fränkischen Rechen stehen.
Seufert ist mit seiner Arbeit zufrieden: Das neue Logo Gerolzhofens sei unverwechselbar, technisch einfach zu handhaben und in der Summe "modern, aber nicht modisch", habe also Potenzial, lange verwendet zu werden.

Anders als für das bisherige gelten für das neue Logo fixe Regeln zur Verwendung. Ein Benutzerhandbuch legt fest, in welchen Farben und Formen es aufgedruckt werden darf. Ausnahmen sind aus Sicht der Designer nicht nötig. Das Logo funktioniere in allen erdenklichen Zusammenhängen gleich gut, egal, ob auf der Homepage, auf Briefpapier, Stiften, Bekleidung, Weingläsern, als Aufkleber oder auf städtischen Fahrzeugen.
Designer Seufert: Mut wird belohnt werden
Seufert beglückwünschte die Verantwortlichen des Arbeitskreises, die aus ursprünglich zehn Entwürfen am Ende das jetzt vorgestellte Logo einstimmig ausgewählt hätten. Der Mut, neue Wege zu beschreiten, werde auf lange Sicht belohnt, ist sich der Designer sicher.
Sein Kollege Ralph Knieling stellte die Marketingkampagne vor, die die Einführung des Stadt-Logos begleitet. Die Stadt Gerolzhofen soll sich damit in den Köpfen der Menschen als eigene Marke festsetzen. In erster Linie sollten diejenigen, die hier leben, erfahren: Es ist "dein Geo". Diese Botschaft soll jetzt in die Welt getragen werden.

Auch hier funktioniere die Ansprache, zu unterschiedlichsten Anlässen und Zwecken, jeweils in Kombination mit dem Wort "alles". Eine Variante lautet etwa: "Alles blüht: Dein Geo". Oder: "Alles Kultur: Dein Geo". Oder locker flockig: "Alle platsch: Dein Geo". Egal, wie und wo die Slogans auftauchen, es gehe immer darum, die Kernmarke zu transportieren, sagte Knieling. Dies solle Zusammenhalt, Gemeinschaftsgefühl und Gemeinsinn der Bewohnerinnen und Bewohner stärken, in politisch herausfordernden Zeiten.
Positives Feedback der Anwesenden
Eine stichprobenartige Umfrage unter Anwesenden ergab viel Zustimmung. Die Oberschwarzacher Weinprinzessin Laetitia Stockmeyer, die am 22. März fränkische Weinkönigin werden möchte, findet Gerolzhofens neues Logo "sehr gut". Ihr sage die Leitfarbe zu: Grün stehe für Hoffnung und Nachhaltigkeit. Das Logo sei zudem modern, aber dennoch sicher lange zu verwenden.
Das Urteil von Bezirksrätin Gerlinde Martin (CSU) aus Obervolkach: "sehr schön". Das Logo wirke auf positive Art modern und die vorgestellte Marketingkampagne passe gut dazu.
Beate Glotzmann, die als Leiterin der Tourist-Information am Logo mitgewirkt hat, sieht gerade im Abstrakten des Logos eine Stärke: "Hier lässt sich viel hineininterpretieren."