Die Stadt Gerolzhofen möchte künftig mit einem einheitlichen "Kommunikationskonzept" in Erscheinung treten. Dazu soll ein Fachbüro die Stadt als "Marke" entwickeln und dafür ein passendes und dann auch durchgängiges "Corporate Design" entwerfen.
Zum Hintergrund: Der Stadtrat hat im April 2020, also noch in seiner "alten" Besetzung vor den jüngsten Kommunalwahlen, bei Klausur-Tagungen Ideen für ein Stadtmarketing-Konzept für Gerolzhofen zusammengetragen. Das zehnseitige Konzept ist in fünf Handlungsfelder unterteilt. Ein Handlungsfeld befasst sich mit dem Thema "Marke und Image". Dazu gehören Markenbildung, Markenkommunikation und Corporate Design. Dies soll nun angegangen werden, sagte Stadteilmanager Daniel Hausmann in der Stadtratssitzung am Montagabend. Das bislang verwendete blaue Logo zeigt eine stilisierte Stadtsilhouette.
Skepsis der eigenen Bürger
Man habe damals eine "sozialräumliche Analyse" in Auftrag gegeben, erinnerte Hausmann. Das Ergebnis: Die Gerolzhöfer Bürgerinnen und Bürger beurteilen ihre eigene Stadt schlechter als die Besucher Gerolzhofens. "Das soll nun ins Positive umgewandelt werden." Weil eine positive Eigenwahrnehmung Voraussetzung sei für einen selbstbewussten Auftritt nach außen, müssten das Image und die eigene Identität gestärkt werden.
Dabei soll grundsätzlich geklärt und festgelegt werden, sagte Hausmann, wie die Stadt künftig "in Kommunikationsmitteln auftritt". Das Ganze wird von einem Fachbüro ausgearbeitet. Dafür stellt die Stadt in den Jahren 2022 und 2023 jeweils 10.000 Euro zur Verfügung. In einer ersten Phase soll nochmals ein interner Workshop stattfinden, bei dem die bereits vom Stadtrat erarbeiteten Leitbilder erneut beleuchtet werden. Man habe seitens der Verwaltung das frühere zehnseitige Konzept schon etwas komprimiert, um damit nun besser umgehen zu können, sagte Hausmann.
Welche Schrift und welche Farbe?
In einer zweiten Phase sollen dann ein Logo und ein neuer Slogan beziehungsweise ein Claim für die Stadt entwickelt werden. Und schließlich soll auch noch das Corporate Design festgelegt werden, sprich in welcher Farbgebung und mit welcher Schriftart das Logo künftig präsentiert wird.
Arnulf Koch (CSU) wies darauf hin, dass man sich in den früheren Workshops darauf geeinigt habe, auch die interne Organisationsstruktur der Stadt zu ändern und sie in drei Teilbereiche zu gliedern: GEO-kommunikativ, GEO-investiv und GEO-attraktiv. "Wird dies nun auch schon umgesetzt?", wollte Koch wissen. Nein, sagte Hausmann. Man wolle erst als "übergeordneten Baustein" die äußere Form ausarbeiten.
"Nationalpark wäre Alleinstellungsmerkmal"
Thomas Vizl wies darauf hin, dass in der vierköpfigen Geo-net-Fraktion jetzt drei neue Mitglieder sitzen, die an den damaligen Workshops nicht teilgenommen haben. Dementsprechend skeptisch sei man in der Fraktion, ob und welche Alleinstellungsmerkmale Gerolzhofen überhaupt habe. Fachwerk und Wein gebe es andernorts ebenfalls zuhauf. Hingegen wäre ein Nationalpark Steigerwald ein klares Alleinstellungsmerkmal, doch dieser werde ja "abgewürgt". Auch andere wichtige Punkte gehe man im Stadtrat nicht an, behauptete Vizl.
Dies wollte Bürgermeister Thorsten Wozniak so nicht stehenlassen. Er sprach von einer "Beleidigung der Stadtratsarbeit" und warf Vizl vor, ein "Fishing for Presseartikel" zu betreiben. Wenn angeblich wichtige Punkte im Stadtrat nicht angegangen würden, dann könne er in Richtung von Geo-net nur sagen: "Dann strengen Sie sich halt mehr an!" Die Diskussion über einen Nationalpark sei zudem nicht abgewürgt worden, betonte Wozniak. "Das Ganze nennt sich Demokratie. Und die ist für jeden gleich unfair."
"Vergeudung von Arbeitszeit"
Auch der Zweite Bürgermeister Erich Servatius (SPD) betonte, man müsse auf die bereits vorhandenen Arbeitsergebnisse aufsetzen. "Sonst wird das doch nie was." Man brauche das Rad nicht nochmals neu erfinden, alles andere wäre eine Vergeudung von Arbeitszeit.
Für die Fraktion der Freien Wähler begrüßte es Günter Iff, dass das Thema "Marke" weiterbearbeitet wird. Der geplante Workshop diene auch dazu, die neuen Stadtratsmitglieder mit ins Boot zu holen. Iff wies darauf hin, dass der Stadtrat zwar schon zahlreiche Ideen für ein Stadtmarketing-Konzept zusammengetragen habe, allerdings fehle noch der offizielle Stadtratsbeschluss, mit dem diese Ergebnisse in das Leitbild aufgenommen werden. Dieser Beschluss werde noch kommen, kündigte der Bürgermeister an. Dies werde parallel zur Markenbildung laufen.
Einstimmiger Beschluss
Der Stadtrat ermächtigte am Ende der Diskussion den Bürgermeister dann doch einstimmig, ein geeignetes Büro für die "Ausarbeitung eines einheitlichen Kommunikationskonzeptes für die Themen Markenbildung, Markenkommunikation und Corporate Design" auszuwählen. Wozniak wird zudem ermächtigt, einen Förderantrag bei der Regierung von Unterfranken aus dem Bund-Länder-Städtebauförderprogramm "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten" zu stellen.