Erstmals nimmt Schweinfurt an der "Europäischen Mobilitätswoche" teil. Mit der Kampagne, die 2003 von der Europäischen Kommission gestartet wurde, wollen heuer über 3000 Kommunen ihren Bürgern die Bandbreite einer nachhaltigen Mobilität zeigen. Das Programm vom 16. bis 22. September bietet Ausstellungen, Vorträge, Filme, Diskussionen, Sport und ein Fest auf dem Schweinfurter Marktplatz.
Die Arbeitsgruppe "Klimafreundliche Mobilität" der Lokalen Agenda wurde in Schweinfurt erst im Februar gegründet. Elisabeth Krempel (Schriftführerin) und Sprecher Manfred Röder berichten im Gespräch mit der Redaktion, dass die Suche nach einer in der Öffentlichkeit wirksamen Plattform zur Sensibilisierung der Schweinfurter für das Umwelt- und Verkehrsthema von Anfang an verfolgt worden sei und sich die Europäische Mobilitätswoche schnell als geeignetes Event herauskristallisiert habe.
Mit Rückenwind aus der Gruppe und "trotz kräftiger Gegen- und Seitenwinde" habe man sich nicht von der Umsetzung noch im gleichen Jahr abhalten lassen. Bremser seien auch im Rathaus gesessen, wo inbesondere die Kürze der Planungsphase auf Bedenken gestoßen sei. Röder: "Doch Zeit lässt uns der Klimawandel nicht. Wir gehen die Problematik sachlich, unparteiisch und sofort an."
Sagen, was man tut, nicht was man tun will
Die Höhepunkte im September sind eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 19.9., in der Rathausdiele mit Vertretern aus Politik, Industrie und Stadtverwaltung. Dort sollen dann auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé und die Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber nicht sagen, was sie tun wollen, sondern was getan wird. Zweiter Schwerpunkt ist die klimafreundliche Mobilität samt deren Auswirkung auf die Welt der Arbeit und auf den Verkehr. Vorgestellt und diskutiert werden so auch Entwicklungen in der Schweinfurter Industrie und eine Besteuerung und eine Abgabenpolitik nach dem Verursacherprinzip.
Schweinfurt ist eine Industriestadt und solle es auch bleiben, meint der Sprecher der Agendagruppe, der den Ausbau der regenerativen und dezentralen Energieversorgung vorantreiben will. Diesem Thema wird man auch am Aktionssonntag auf dem Marktplatz gerecht. Dort werden Autohäuser E-Modelle vorstellen und diese auf einer zwei Kilometer langen Strecke testen lassen. Über die Erfahrung mit dem umweltfreundlichen Antrieb wird die Privatinitiative "Elektroauto Kitzingen" berichten. Die Fahrt mit dem E-Scooter lässt sich auf einem Parcours mit Pflasterbelag erleben. Dass das E-Bike Spaß macht und das E-Lastenrad wohl bald zum alltäglichen Straßenbild gehört, wird ebenso vorgeführt.
Auf der Bühne wird es im Zehn-Minuten-Takt Informationen oder Musik (mit Steffi List) geben. Die Stadtwerke präsentieren den Stadtbus. Hersteller von Solaranlagen und unabhängige Energieberater sind angekündigt. Vorgestellt wird die Steigerwaldbahn und die Idee, eine Leichtbahn über die Maxbrücke bis hin zu mehreren Haltestellen in der Stadt zu führen.
Familienfest auf dem Marktplatz
Beim Mobilitätspreisrätsel sind Wochenendfahrten mit E-Autos oder etwa eine Rad-Bus-Reise zu gewinnen. Die Antworten auf die zehn Fragen liefern die Stände auf dem Marktplatz. Ebenfalls am Sonntag startet um 15.30 Uhr eine einstündige Radrundfahrt durch die Stadt. Auch werden auf dem Marktplatz am Nachmittag die erfolgreichen Teilnehmer beim diesjährigen Stadtradeln bekanntgegeben.
Parallel zu dem Programm der Agendagruppe plant die lokale Gruppe von Fridays For Future Aktionen, Diskussionen und Workshops, darunter eine 24-stündige Mahnwache auf dem Schillerplatz. Das genaue Programm steht noch nicht fest.
Ergänzt wird das Informationsangebot in der Mobilitätswoche vom 6. September (ein Montag) bis Freitag, 4. Oktober, von der Wanderausstellung "Elektromobilität Bayern" in der Rathausvorhalle.
Mobil im Jahr 2029
Zum Schluss des Pressegespräch wollte die Redaktion von Manfred Röder, Elisabeth Krempel und Sophia Frank (Fridays for Future) wissen, wie sie sich den Verkehr in Schweinfurt in zehn Jahren vorstellen. Alle drei wollen in der Stadt weniger Autos und viel weniger Autos mit Verbrennungsmotor sehen. Aus Parkplätzen sollen Kommunikationstreffpunkte werden, der ÖPNV soll klimaneutral rollen und in der ganzen Region zwischen Main und Rhön vernetzt sein.
Manfred Röder wünscht sich Solaranlagen auf jedem zweiten Dach (bislang nicht einmal auf jedem 20.), Fahrradstraßen und Fahrradschnellwege von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. Sophia Frank sieht allenthalben "Tankstellen" für die Fahrzeuge mit E- oder Wasserstoffmotor sowie Fahrradausleihstationen. Elisabeth Krempel wünscht sich Spiel- und Begegnungsplätze, wo heute noch die Autos stehen.