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Bergrheinfeld
Millionen-Projekt für Mülldeponie Rothmühle: Warum der Landkreis Schweinfurt für die nächsten 150 Jahre plant
Das Volumen der Mülldeponie Rothmühle soll verdoppelt werden. Warum der Landkreis das Millionen-Projekt für nötig hält und was es mit Asphalt-Abfall für Holland zu tun hat.
Asbest, Bauschutt, Mineralwolle: Derartige Abfälle landen auf der Deponie Rothmühle an der A 71. Ihr Volumen soll nun verdoppelt werden, um die Abfallhalde für die nächsten 150 Jahre abzusichern.
Foto: Anand Anders | Asbest, Bauschutt, Mineralwolle: Derartige Abfälle landen auf der Deponie Rothmühle an der A 71. Ihr Volumen soll nun verdoppelt werden, um die Abfallhalde für die nächsten 150 Jahre abzusichern.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 12.10.2024 02:38 Uhr

Der Landkreis Schweinfurt investiert über 26 Millionen Euro in ein zwar wichtiges Projekt, von dem aber die Bürgerinnen und Bürger nicht unmittelbar etwas haben: Er erweitert in den nächsten Jahren die Mülldeponie Rothmühle, gelegen zwischen Bergrheinfeld und Geldersheim an der A 71. Die Genehmigungen sind vor kurzem erteilt worden.

Warum ist die Investition notwendig? Letztlich geht es darum, die Deponie für die nächsten 150 Jahre abzusichern. Das sagte der Chef der Abfallwirtschaft im Landratsamt, Thomas Fackelmann, vor dem Kreistag und dessen Umweltausschuss. Je nachdem wie viel Müll eingelagert wird, soll der Betrieb noch 70 bis 105 Jahre andauern, die Zeit der Nachsorge würde dann zwischen 80 und 45 Jahre betragen. Für diese Ruhephase hat der Landkreis schon jetzt 51 Millionen Euro zurückgelegt, die aber wohl nicht reichen werden. Deswegen werden auch die Nachsorgekosten ein Teil der Gebührenkalkulation sein.

20.000 bis 30.000 Tonnen Abfall pro Jahr

Die Notwendigkeit zur Vergrößerung machte Fackelmann an einem Beispiel deutlich: Alle hiesigen an Straßenbauten Beteiligten würden auf die Erweiterung warten. Denn asphalthaltiger Schutt werde derzeit per Schiff in die Niederlande gebracht und dort verbrannt. Künftig könne es in der Rothmühle eingelagert werden. Also vermutlich schneller und kostengünstiger.

Millionen-Projekt für Mülldeponie Rothmühle: Warum der Landkreis Schweinfurt für die nächsten 150 Jahre plant

Die Berechnungen für die Erweiterung basieren auf Kalkulationen, wonach jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Tonnen angeliefert werden. Abgelagert wird auf der Rothmühle Müll, der nicht verbrannt werden kann und bei dem es sich nicht um Gefahrenstoffe handelt wie etwa ätzende Flüssigkeiten. Auf die Deponie gelangen unter anderem asbesthaltige Dachplatten, Bauschutt und mineralische Dämmstoffe (Steinwolle). Sie stammen aus der Stadt Schweinfurt sowie den Landkreisen Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und (ab 2025) Main-Spessart.

Rothmühle verdoppelt ihr Volumen für Müll

Die Dimensionen sind beeindruckend: 1,5 Millionen Kubikmeter (1,2 Millionen Tonnen) sollen die neuen Flächen aufnehmen. Das ist eine Verdoppelung des bisherigen Deponievolumens, von dem derzeit noch 100.000 Kubikmeter verfüllt werden können. 

Man könnte vermuten, dass sich das Deponieareal angesichts dieser Zahlen ausdehnt. Dem ist nicht so: Die Erweiterungsflächen sind schon bei der Anlage der Deponie vor etwa 40 Jahren vorgesehen worden und derzeit ungenutzt. Sie waren bislang für die Abfalleinlagerung nicht genehmigt gewesen. Wie Fackelmann sagte, werde, der "Müllberg" 45 Meter hoch, aber angesichts des schon bestehenden Hügels in der Ansicht kaum auffallen.

Millionen-Einsparung: Abfälle dienen als Baumaterial

Die Besonderheit beim Bau der Erweiterungsfläche: Oberhalb der eingezogenen Bodenabdichtung darf der Landkreis mit Abfall als Ersatzbaustoffen arbeiten, um die darauf folgenden Schichten (etwa für Frostschutz) aufzubauen. 150.000 Tonnen sind dafür kalkuliert. Die Anlieferung der ersten 62.000 Tonnen ließ sich Fackelmann vom Umweltausschuss und Kreistag genehmigen. Ausschlaggebend für diese Variante sind die Kosten: "Wir können Millionen einnehmen, ansonsten müssen wir Millionen ausgeben." Deswegen sei die Beschaffung des Abfalls als Baumaterial dringend nötig.

Im Nordosten des zwölf Hektar großen Geländes der Kreismülldeponie Rothmühle soll der zweite Bauabschnitt mit der Erweiterung realisiert werden.
Foto: Anand Anders | Im Nordosten des zwölf Hektar großen Geländes der Kreismülldeponie Rothmühle soll der zweite Bauabschnitt mit der Erweiterung realisiert werden.

Kritische Nachfragen gab es von Bergrheinfelds Bürgermeister und Kreisrat Ulrich Werner (CSU). Er mahnte dazu, die künftige Deponiefläche sparsam zu verfüllen und nicht mit zusätzlichen Einnahmen aus externem Müll die Wirtschaftlichkeit optimieren zu wollen. In der Bevölkerung gebe es Bedenken vor zusätzlichem Lkw-Verkehr, der auch durch Bergrheinfeld rollen könnte.

Mehr Lkw-Verkehr? Bürgermeister Werner warnt vor zu schnellem Verfüllen

Mit den kalkulierten 20.000 bis 30.000 Tonnen im Jahr bewege man sich auf Durchschnittsniveau, sagte Thomas Fackelmann: "Die Befürchtung, dass wir die Deponie so schnell wie möglich verfüllen, kann ich Ihnen nehmen." Fackelmann will auf Einladung Werners das Konzept vor dem Bergrheinfelder Gemeinderat erläutern. Die Durchfahrt von Abfall-Lkw durch Geldersheim ist laut Fackelmann den Lieferunternehmen vertraglich untersagt.

Für eine politische Hakelei taugte das Thema auch: Frank Bauer (CSU) bemängelte eine nicht ausreichende Vorab-Information für die Fraktionen über das aktuelle Thema, dessen Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 2015 stammt. Landrat Florian Töpper (SPD) verwies auf die regelmäßigen Besprechungen mit den Fraktionschefs, in denen er informiere. Die CSU habe noch um einen zusätzlichen Info-Termin gebeten, der wegen der Erkrankung einer entscheidenden Person nicht zustande gekommen sei. Der Kreistag und der Umweltausschuss stimmten dem Millionen-Projekt einmütig zu.

Tag der offenen Tür am 12. Oktober

Wer das Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle besichtigen will, hat dazu am Samstag, 12. Oktober, bei organisierten Führungen Gelegenheit. Eine Anmeldung ist im Internet nötig oder telefonisch unter (09721) 55545.

Klassifizierung von Abfall

Hausmüll: Vorrang bei der Abfallbeseitigung hat die Wiederverwertung, etwa bei Altpapier und vielen Kunststoffen. Dies ist beim Hausmüllgemisch nicht möglich, weswegen die nächste Priorität gilt, dass möglichst viele Abfallstoffe verbrannt werden sollen. Das geschieht im Gemeinschaftskraftwerk (GKS) im Schweinfurter Hafen, wo jährlich 185.000 Tonnen Müll aus fast ganz Unterfranken in Flammen aufgehen und die erzeugte Energie als Fernwärme genutzt wird. Was nicht verbrannt werden kann, muss deponiert werden.
Abfälle Deponieklasse (DK) I: Darin sind Abfälle zusammengefasst, die keine gefährlichen Stoffe an den Untergrund abgeben. Zum Beispiel Asbest, künstliche Mineralstoffe, Bodenaushub und Bauabfälle. 
Abfälle DK II: Diese Klasse beschreibt Abfälle, von denen wenig Gefahr ausgeht und aus denen Stoffe austreten können. Zum Beispiel Bauabfälle, Aschen, Straßenaufbruch, Asphaltgemische und andere Stoffe, die organisch belastet sind. Daher muss das entstehende Sickerwasser abgepumpt und separat entsorgt werden. Die Rothmühle verfügt über ein solches Pumpsystem.
Quellen: Landesamt für Umwelt, Landratsamt Schweinfurt
 
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Kommentare
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  • Edith Kram
    Gstkommentar Gerhard Fleischmann:

    Rausgeschmissens Geld.

    Restmüll kann man für Fernwärme und Stromerzeugung nutzen und dabei schützen, was wichtig ist - unser Grundwasser.

    Wenn nannte dann noch weiss, dass z.B. Asbestabfall aufwendig und kostenintensiv vom Bürger entsorgt, in der Rothmühle aber einfach mirnichts-dirnichts im Erdreich verklappt wird.

    Wenn Du Müll zuhause im Garten verbuddelst ist gleich das Landratsamt mit einem Bußgeld da, aber selber. ...

    "Generation Z" und "Klimaaktivisten" - wo seid ihr?
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