Im Landkreis Schweinfurt hat sich der Trend zu einem niedrigeren Abfallaufkommen fortgesetzt. "Die Abfallmenge ist wie schon im Vorjahr deutlich gesunken", verkündete Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt, dem Umweltausschuss des Kreistages bei der Vorstellung des Jahresberichts 2023 der Abfallwirtschaft. Insgesamt wurden über die vier Abfalltonnen 47.606 Tonnen Müll entsorgt. Das ist knapp vier Prozent weniger als im Vorjahr.
10.426 Tonnen fielen rein rechnerisch auf den Hausmüll, 6900 Tonnen auf den Biomüll, 5656 Tonnen auf den Papierabfall und 3835 Tonnen auf den gelben Sack. Fast alle Abfallarten haben sich gleichermaßen verringert. Vor allem aber die Papiermengen sind stark rückläufig. Das liegt laut Fackelmann daran, dass im Internetzeitalter weniger Kataloge und hochwertiges schweres Papier produziert werden. Entsorgt werden hauptsächlich nur noch leichte Kartonagen aus Verpackungen. "Die Zeiten, wo man mit großen Sammelmengen Geld verdienen konnte, sind daher vorbei."
Was noch auffällt: "Die Rest- und Biomüllmenge im Landkreis Schweinfurt ist sehr niedrig", so Fackelmann. Pro Einwohner fielen lediglich 147,2 Tonnen Rest- und Biomüll an. Der Landesdurchschnitt liegt bei 210,7 Kilogramm, der unterfränkische Durchschnitt bei 200. Der Leiter der Abfallwirtschaft führt dies auf die im Landkreis Schweinfurt übliche Verwiegung des Abfalls zurück. Je geringer das Gewicht, desto weniger muss man zahlen. Dadurch werde die Mülltrennung gefördert und so ein deutlich höherer Anteil der Verwertung zugeführt. Allerdings: Weniger Biomüll heißt auch weniger Energie, die in der hauseigenen Biogasanlage des Landkreises erzeugt wird.
Unangefochtener Spitzenreiter hingegen bleiben die Menschen im Landkreis Schweinfurt in Sachen Sperrmüllmenge. Pro Kopf kamen im vergangenen Jahr 50,3 Kilogramm zusammen, bayernweit sind es nur 38,7 Kilogramm. Der Grund ist historisch bedingt: Im Landkreis Schweinfurt kann man auch Alt- und Bauholz über den Sperrmüll entsorgen. "Das ist sehr komfortabel", so Fackelmann, und das nutzen die Menschen auch.
Weniger Altmetall im Sperrmüll
Insgesamt gesehen aber ist auch der Sperrmüll im Vergleich zu den Vorjahren weniger geworden, insbesondere die Altmetallmenge. In früheren Jahren belief sich der Schrottanteil noch auf über 500 Tonnen, 2023 waren es nur noch 290 Tonnen. Für Fackelmann stellt sich daher die Frage, ob sich der Aufwand noch lohnt, im Rahmen der Sperrmüllsammlung auch Altmetall mitzunehmen, weil dafür ein eigenes Fahrzeug eingesetzt werden müsse. Der Landkreis Schweinfurt sei einer der wenigen, der das noch anbiete. Die Entsorgung von Schrott könne ja auch über die Wertstoffhöfe erfolgen.
Aufgrund der Trockenheit 2023 ist auch weniger Häckselmenge an den Grüngutplätzen des Landkreises angeliefert worden. Konstant geblieben sind hingegen die Mengen an Problemstoffen und Altreifen. 2023 wurden zum Beispiel 20.000 Reifen angenommen.
Wertstoffhöfe sind ausgelastet
Großer Beliebtheit erfreuen sich die Wertstoffhöfe des Landkreises, die große Anlage an der Rothmühle und die kleinere in Gerolzhofen. "Sie kommen oft an ihre Kapazitätsgrenzen", sagte Fackelmann. Hier können Bürgerinnen und Bürger eigenständig Schrott, Altpapier, Elektrogeräte, Kunststoffe, brennbare Abfälle und Altholz anliefern, was gut genutzt wird. 2023 kamen insgesamt 1687 Tonnen zusammen.
An der Rothmühle fällt auch Abfall der Deponieklassen 0 (Erdaushub, Bauschutt) und II (z.B. Straßenaufbruch, Aschen) an. Zu deren Entsorgung ist der Landkreis Schweinfurt gesetzlich verpflichtet. Knapp 30.000 Tonnen Erdaushub und Bauschutt waren es 2023. Das ist zwar weniger als im Vorjahr, für Fackelmann aber noch zu viel. Sein Ziel ist es, möglichst viel in die Verwertung zu bringen und damit die Mengen weiter zu senken. Zum Beispiel über den Preis, sprich einer Kostenerhöhung. "Wir sind viel zu billig", meinte Fackelmann.
Auch die Abfälle der Deponieklasse II haben sich mit 11.290 Tonnen deutlich verringert. Das liegt aber daran, dass der Landkreis aufgrund der zur Neige gehenden Kapazitäten nur noch Abfälle aus der Stadt Schweinfurt und dem Landkreis Rhön-Grabfeld annimmt. Die Verträge mit den anderen kommunalen Partnern wurden gekündigt. Mit der Erweiterung der Deponie Rothmühle in Richtung Nordosten will der Landkreis Schweinfurt seine Abfallkapazitäten aber wieder erhöhen. Denn: "Je weniger Material wir annehmen, desto höher sind auch unsere Betreiberkosten", so Fackelmann. Andere Kommunen, unter anderem der Landkreis Main-Spessart, hätten bereits Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.
Wie viel Energie aus Biomüll produziert wird
Rund 30.000 Tonnen Biomüll, Strauchschnitt und Grüngut wurden 2023 an der Rothmühle in die Vergärung gebracht, um aus dem entstehenden Gas Strom zu erzeugen. Der Gasertrag war laut Fackelmann 2023 etwas niedriger als im Vorjahr, weil zu wenig hochwertige energetische Abfälle dabei waren. In der Folge wurde auch weniger Strom erzeugt, das Ergebnis betrug 7,3 Millionen Kilowattstunden. Der Zukauf sei mit 675 Kilowattstunden allerdings nach wie vor sehr niedrig, meinte Fackelmann.
Was nicht thermisch verwertet wird, daraus entsteht Kompost und Häckselmaterial. Der Verkauf liegt jährlich konstant bei rund 11.000 Kubikmeter.
Auf Hochtouren ist laut Fackelmann im vergangenen Jahr die Sickerwasserreinigungsanlage gelaufen. Mit 30.000 Kubikmeter sei man knapp unter dem höchstmöglichen Durchsatz geblieben, so Fackelmann.
Klimaschutz in der Abfallwirtschaft
Klimaschutz ist in der Abfallwirtschaft auch ein Thema. Handlungsbedarf besteht bei der Erfassung des Methangases, das bei der Verrottung der Abfälle auf der alten, vor 40 Jahren verfüllten Deponie Bergrheinfeld und der seit 2005 stillgelegten Deponie Rothmühle entsteht. Die Technik für die Absaugung des Gases ist veraltet. Weil eine Verschärfung der rechtlichen Vorgaben ansteht, will man die aktuellen Fördermöglichkeiten für Klimaschutzprojekte noch abgreifen und hat einen entsprechenden Antrag eingereicht.
Weitere Projekte sind die Erneuerung des Sickerwassercontainers und die Fertigstellung der Aufbereitungshalle für Biogut, die sich noch im Probebetrieb befindet. Apropos Biogut: Die Verarbeitungskosten könnten künftig erheblich steigen. Denn derzeit verkauft der Landkreis das aus Biogut erzeugte Biogas an eine externe Firma, die es in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme verwertet. Da die EEG-Förderung für solche Anlagen im Dezember 2027 endet, wird eine Anpassung des Wärmepreises für die Anlagen des Landkreises erwartet.