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Schweinfurt
Manager Francesco De Meo startet als Berater für St. Josef in Schweinfurt: Retter des Krankenhauses?
Der frühere CEO des Helios-Konzerns will die defizitäre Klinik der Erlöserschwestern in Schweinfurt vor der Schließung bewahren – und kluge Lösungen suchen. Was er sagt.
'Schönes, spannendes und wertstiftendes Projekt': Der frühere Helios-Chef Francesco De Meo arbeitet nun als Berater für das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt.
Foto: De Meo | "Schönes, spannendes und wertstiftendes Projekt": Der frühere Helios-Chef Francesco De Meo arbeitet nun als Berater für das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 23.10.2024 02:46 Uhr

Ein Interview will er nicht geben, zumindest jetzt noch nicht. Nach Ansicht von Francesco De Meo ist in den vergangenen Monaten und Jahren zu viel darüber gesprochen worden, wie man die Krankenhausversorgung in und um Schweinfurt organisiert. Jetzt sei wichtig, "dass die Erlöserschwestern professionell begleitet werden", sagt der Krankenhausmanager.

Der frühere Vorstandsvorsitzende des Helios-Konzerns ist als Berater für die Kongregation der Erlöserschwestern in Würzburg eingestiegen, die seit fast 100 Jahren das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt betreibt. Der Orden wollte aus finanziellen Gründen zum Jahresende die Klinik mit 630 Mitarbeitenden schließen. Die Nachricht hatte in diesem Juli eine Schockwelle in der Region ausgelöst. Inzwischen haben die Erlöserschwestern die Ankündigung der Schließung wieder zurückgenommen – wegen der nicht bedachten Kosten von 30 Millionen Euro. Jetzt sucht der Orden nach Lösungen, wie das Krankenhaus fortgeführt werden kann.    

Hoffnungsträger: Beratervertrag durch Spendengelder der Interessengemeinschaft finanziert

Francesco De Meo gilt dabei als großer Hoffnungsträger. Er soll helfen, für St. Josef neue Kooperationspartner zu finden – in ähnlicher Form wie beim viel diskutierten "Schweinfurter Modell", einer Zusammenarbeit von St. Josef und dem Leopoldina-Krankenhaus.

Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus hat die Interessengemeinschaft zur Rettung des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt gegründet.
Foto: René Ruprecht | Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus hat die Interessengemeinschaft zur Rettung des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt gegründet.

Bezahlt wird der deutschlandweit bekannte Manager aus Spendengeldern, die der Schweinfurter Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus mit seiner neu gegründeten Interessengemeinschaft zur Rettung des Krankenhauses St. Josef gesammelt hat.

Die erste Einschätzung von De Meo: "Ich sehe die Chancen nicht so schlecht, den Standort St. Josef zu erhalten." Das Krankenhaus sei ein wichtiger Bestandteil der Versorgungsleistung in der Region. Was es jetzt brauche, sei Ruhe und Zeit für eine "Anamnese", welche Versorgung Schweinfurt und das Umland brauchen. Erst im zweiten Schritt gehe es dann um das dafür nötige Geld.  

De Meo hätte den Erlöserschwestern von Schließung abgeraten

"Die Erlöserschwestern sind in eine Falle getappt", sagt De Meo, der im Gespräch dann doch ins Plaudern kommt. Aus der Not heraus, die Schließung zu verkünden – wäre er da schon Berater der Kongregation gewesen, hätte er gesagt: "Das ist das Dümmste, was Ihr tun könnt."

Auf beiden Seiten habe man zu kurz gedacht, kritisiert der frühere CEO der Helios-Kliniken auch den Rückzug der Stadt. Sie will nach dem Ausstieg der Erlöserschwestern aus dem gemeinsam angedachten Schweinfurter Modell als Kooperationspartner nicht mehr zur Verfügung stehen, ebenso wenig wie der Landkreis Schweinfurt. "Auch wir können nicht der weiße Ritter sein", hatte Landrat Töpper entsprechende Hoffnungen der Erlöserschwestern im Keim erstickt.

"Ergebnisoffen": Klinikmanager will auf die Stadt Schweinfurt zugehen

Wen also will De Meo zur Rettung von St. Josef aus dem Hut zaubern? Private Investoren zu finden, sei schwierig, räumt der 60-Jährige ein. Er wolle "ergebnisoffen" an die Sache herangehen und kenne viele kluge Lösungen zwischen Städten und kirchlichen Krankenhausträgern. Für De Meo heißt das: "Die Resettaste drücken." Also alles zurück und nochmal von vorne anfangen. Auf die Stadt will der Klinikmanager zugehen. Er hoffe, "dass die Türen nicht zu sind". Immerhin gehe es um über 600 Arbeitsplätze, "das ist doch relevant".  

In seiner früheren Funktion als CEO des Klinikkonzerns Helios war De Meo ein Verfechter schlanker Strukturen. Ob 630 Arbeitsplätze im Krankenhaus St. Josef erhalten bleiben können, das könne er noch nicht abschätzen. Das hänge vom Versorgungsbedarf, von den Fallzahlen und letztlich von den Erlösen ab.  

Bis Jahresende will der neue Berater "mehr wissen". Sein Vertrag ist bis Ende 2026 ausgehandelt. Ob er so lange zwischen seinem Wohnsitz Frankfurt und seinem neuen Büro in Schweinfurt, von dem er gar nichts weiß, pendelt? "Ich will zügig Ergebnisse vorlegen", sagt De Meo. Die Aufgabe bei St. Josef bezeichnet er als "schönes, spannendes und wertstiftendes Projekt".  

Franceso De Meo

Francesco De Meo, 1963 in Truchtelfingen geboren, wuchs als Sohn eines italienischen Gastarbeiters und einer Lohnnäherin auf der Schwäbischen Alb auf. Nach seinem Jurastudium und der Promotion arbeitete er als Anwalt und Geschäftsführer einer Unternehmensberatung. 2000 stieg De Meo als Jurist bei Helios ein und baute das Unternehmen unter anderem mit dem Kauf der Rhön-Kliniken zum größten deutschen Krankenhauskonzern sowie Europas führender private Klinikgruppe aus.
Von 2008 bis 2023 war der Manager CEO der Helios-Kliniken mit über 130.000 Beschäftigten und Vorstand des im DAX notierten Gesundheitskonzerns Fresenius, den er Ende 2023 im Unfrieden verließ. Heute begleitet der 60-Jährige weltweit Transformationen und berät Start-ups im Gesundheitswesen.
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  • Stefan Fuchs
    "Francesco De Meo, 1963 in Truchtelfingen geboren, wuchs als Sohn eines italienischen Gastarbeiters und einer Lohnnäherin auf der Schwäbischen Alb auf".

    Dieser Mann ist gestählt für diese Aufgabe.
    Respekt!!

    "Der krumme Baum lebt sein Leben,der gerade wird zum Brett"(Chinesisches Sprichwort)
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  • Frank Stößel
    UK sollte Leo übernehmen? Na klar, es n guter Vorschlag. Schließlich gibt es längst ein ähnliches Beispiel: TH WÜSW.
    So ist der Ausbildung künftiger ÄrztInnen und (!) der Versorgung der PatientInnen in der Region Mainfranken nachhaltig Rechnung getragen.
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  • Birgitta Schwarz
    Ich hatte verstanden St. Josef beim Kommentar von Fred Reinshagen, oder?
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  • Fred Reinshagen
    @Frank Stößel: UK-Übernahme von St. Josef, nicht von Leo.

    Fresenius könnte dabei auch eine Rolle spielen, im allseits sehr erfolgreichen Zusammenspiel von Industrie & Hochschulen. St. Josef wäre nicht nur gerettet, sondern es entstünde ein Mehrwert, was für einen dauerhaften Fortbestand sehr wichtig wäre! Der FMC-Standort in SW würde zudem gestärkt, wo bereits schon Forschung stattfindet. Obendrein ist SW Oberzentrum der bayerischen Bäderregion, mit 5 Kurbädern, davon 3 Staatsbädern. Weshalb wiederum De Meo die Region vertraut ist.
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  • Fred Reinshagen
    Zweig der Uni Klinik WÜ?

    Könnte die UK als Träger Josef als Außenstelle übernehmen? Das Leo ist seit langem Lehrkrankenhaus der UK und soll bei Studenten beliebter sein als die UK in WÜ

    Der Freistaat pumpt 1, 2 Mrd nach WÜ, für einen weiteren Bau der UK, obwohl WÜ bereits 8 Kliniken hat. Das Leo soll stark überlastet sein, mit langen Wartezeiten, sogar bei Schmerzpatienten - bei Volletrieb von Josef! Was wäre ohne Josef? Das Leo muss vollsaniert werden - wo sollen dann die Patienten hin?

    Mit nur einer Klinik würde SW gefährlich auf nur einem Bein stehen. Josef, als Teil der Uniklinik, könnte bei Bedarf Erweiterungsplatz an der Steinstr. (Jugendverkehrsschule) von der Stadt angeboten werden.

    Der Freistaat sollte bedenken: Die Region SW/Main-Rhön (430.000 Einw.) ist fast so groß wie die Region WÜ (500.000 Einw.). Aber SW sitzt bei Klinik-Zuwendungen am Katzentisch, während WÜ mit über einer Mrd. überschüttet wird (aufgrund der besseren CSU-Lobby).
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