Auf drei Stockwerken und einer Verkaufsfläche von 1540 Quadratmetern sind im Modehaus Iff am Gerolzhöfer Marktplatz aktuell rund 55.000 Kleidungsstücke zu finden. Das Sortiment reicht von Kindersocken bis zum Wintermantel. Für viele Menschen in der Region gehört es zu den Attraktionen des Steigerwald-Städtchens.
Seit 1999 führen Anja und Günter Iff das seit 1936 bestehende Familienunternehmen, das heute 40 Beschäftigte hat, 22 davon in Vollzeit. Zu ihrem 25-Jährigen gibt das Unternehmer-Ehepaar im Interview Einblicke in seine Arbeit und Strategie.
Anja Iff: Für mich sind es unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie beraten den Kunden sehr partnerschaftlich, wir sind auf einer Ebene mit ihm. Hier sehe ich Vorteile gegenüber anderen.
Günter Iff: Wir denken viele Entscheidungen vom Kunden her. Die Kundin oder der Kunde steht im Mittelpunkt. Bei allen unternehmerischen Entscheidungen schauen wir, was ist sinnvoll für ihn, was ist relevant.
Günter Iff: Es hat sich grundlegend verändert. Als wir es von den Eltern übernahmen, überlegten wir mithilfe externer Beratung und unseren Mitarbeitern, wie wir uns konzeptionell und strategisch neu ausrichten. Vieles wurde verändert, wir gaben ganze Abteilungen auf, wie die für Haus- und Heimtextilien, Bettwäsche. Das passte strategisch nicht mehr, auch wenn der Umsatzanteil bei über zehn Prozent lag.
Anja Iff: Wir wollten Mode für die Frau stärken, dafür mehr Fläche zur Verfügung stellen. Das hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen.
Günter Iff: Die Zielkundin für uns ist die Frau zwischen 40 und 60 Jahren, die sich sportlich leger kleidet und einen hohen Modeanspruch hat. Sie hat Spaß an Mode und ist gerne und häufig sozial unterwegs.
Anja Iff: Wir haben unsere Kundinnen genau definiert und ihr sogar Namen gegeben: Doris und Andrea, bei den Herren heißt er Stefan. Relevant als Einkaufsstätte werden wir für die Frau ab Mitte 20, sie muss ein gewisses Einkommen haben. Wir sind kein Young Fashion Laden, Taschengeldmode führen wir nicht. Sondern wertige Mode im sportiven Bereich. Wir sind auch ganz oft Seelenmassage. Eine Kundin sagte neulich: Wenn es mir nicht gut geht, setze ich mich ins Auto und fahre zu euch.
Günter Iff: Das zarte Pflänzchen wächst. Acht Prozent unserer Stammkunden sind Männer, Tendenz stetig steigend. Männer werden offener, haben auch selber Lust zur Mode.
Anja Iff: Wir machen etwa 20 Prozent des Umsatzes mit Männerbekleidung.
Günter Iff: Diejenigen, die bei uns in der Kinderabteilung mit ihren Eltern waren, verlieren wir ab 14, 15 Jahren. Sie suchen andere Marken, wollen in Städten shoppen und sind Internet-affiner. Wir gewinnen sie mit 25 oder 30 wieder zurück, weil sich dann viele an uns erinnern.
Anja Iff: Vieles geht hier über Social Media. Wir posten täglich Storys, um zu zeigen, was wir haben. Die Frequenz ist spürbar, oft schreiben welche: Legen Sie mir das bitte zurück, ist es noch da? Und sie kommen dann.
Anja Iff: Sehr groß, wir haben auf Facebook 3500 regelmäßige Nutzer, auf Instagram 2200. Auf Insta schauen sich täglich mindestens 800 unsere Storys an. Die wollen nicht nur Sortiment, sondern auch Storys, "Insides". Früher hatten wir monatlich Prospekte, jetzt täglich Insta-Storys. Wir erreichen aber noch 10.000 Stammkunden über den postalischen Weg.
Günter Iff: Er oder sie hat sich mental verjüngt. Eine 50-jährige Kundin kleidet sich heute, als wäre sie 15 bis 20 Jahre jünger. Das hat sich in unserem Sortiment widergespiegelt. Die Kundin hat einen sehr modernen Anspruch. Es ist schwierig für uns, die Passform zu finden, das ist viel Aufwand.
Günter Iff: Die Kundin gibt mehr Geld aus, kauft aber deutlich bewusster. Schnell mal was kaufen, ist seltener geworden.
Günter Iff: Wir haben uns dagegen entschieden. Wir sind lokale Einzelhändler, Internet können wir nicht. Das hat sich als richtig herausgestellt. Es ist auch insgesamt zu teuer. Einen eigenen Shop müsste man stark bewerben, gegen Konkurrenz wie Amazon, und so weiter. Dazu kommt, dass die Rückläuferquote bei Mode im Internet sehr hoch liegt, bei 50 Prozent. Das passt nicht zu unserem Geschäftsmodell, wir sind zu nachhaltig im Bewusstsein, als dass wir die Ware durch die Welt schicken.
Anja Iff: Mich reizt eher, dass die Leute die Sachen anklicken können und bei uns kaufen, die wir etwa auf Instagram haben. Das ist wie ein digitales Schaufenster. Was wir zeigen, kann der Kunde kaufen. Da sind wir dran.
Günter Iff: Am wichtigsten war es, auf die Beratung und die soziale Kompetenz unseres Personals zu setzen. Der Kunde bekommt gute Beratung mit Fachwissen und soziale Kompetenz. Wir achten darauf, dass die Mitarbeiter zur Zielgruppe passen.
Anja Iff: Es gibt Kunden, die kommen extra an dem Tag, wenn die Mitarbeiterin X da ist. Für uns ist das Betriebsklima wichtig, man spürt, dass sie sich wohlfühlen. Dazu setzen wir auf flexible Personalplanung oder Verkaufsschulung.
Anja Iff: Wir haben 55.000 Teile im Geschäft, circa 6000 verschiedene Artikel. Aktuell haben wir 130 Lieferanten, über alle Abteilungen. Vor 25 Jahren waren es 350. Auf manche Sachen spezialisierten wir uns, andere ließen wir weg.
Günter Iff: Nein, weil es diese Veränderungen in allen Städten gibt. Wir sind mit dem Standort Gerolzhofen sehr zufrieden. Die Stadt hat einen attraktiven Einzelhandel, es gibt eine gute und gesunde Infrastruktur.
Anja Iff: Man muss sich immer Dinge einfallen lassen, etwas, was man nicht in Modegeschäft erwartet. Die Kunden kommen zu uns, wenn wir Events machen, wie Modenschauen, oder jetzt ein Mode-Frühstück. Essen und trinken kommt an, damit ist die Verweildauer höher.
Günter Iff: Wir hoffen, dass es dann jemand geben wird, der unser Haus betreibt. Wir werden es nicht mehr sein, sondern die nächste Unternehmer-Generation. Entweder aus der Familie oder aus dem Kreis der Mitarbeiter.