
Dieses Jahr war bisher regenreich wie lange nicht. Das hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Rübenernte ist durch die Nässe heuer besonders aussichtsreich. Landwirt Anton Schmitt aus Kleinrheinfeld schätzt den Ertrag für dieses Jahr ähnlich wie im Vorjahr ein. Obwohl das vergangene Jahr insgesamt trocken war, konnten die Niederschläge im August, dem Hauptwachstumsmonat für Rüben, die Ernte noch verbessern. In diesem Jahr hielt die Nässe Schädlinge fern und sorgte für ein generell sehr gutes Wachstum der Pflanzen. 600 bis 700 Doppelzentner pro Hektar hofft er daher, roden zu können.
Für Schmitt wäre nun ein wechselhafter Herbst mit Regen und Sonnenschein wünschenswert, damit seine Pflanzen genügend Wasser, aber auch Sonnenenergie zur Zuckerherstellung durch Photosynthese zur Verfügung haben.
Michael Reck, Kreisobmann des Schweinfurter Bauernverbands, tut sich aktuell noch schwer mit einer Ernteprognose. Dennoch glaubt er: Bis zur Rübenernte im September täte den Pflanzen in ihrer Schlussvegetation – trotz des insgesamt regenreichen Jahres – nochmal mehr Wasser gut. "Die nächsten vier Wochen sind entscheidend", sagt Reck.
In diesem Jahr vermutlich kein Rekordpreis
Der Rübenpreis war im Vorjahr aufgrund der Trockenheit und der damit verbundenen Ertragsminderung überdurchschnittlich. Michael Mikus vom Maschinenring Gerolzhofen, der auch eine Rodegemeinschaft unterhält, erwartet für dieses Jahr keinen so hohen Preis. Der Preis hänge auch noch von den Erträgen der großen Zuckerexportländer, wie Brasilien, ab.
Anton Schmitt hofft, dass der Preis einigermaßen stabil bleibt, wahrscheinlich wird er allerdings ein wenig geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Auch Landwirt Markus Weissenseel aus Traustadt geht von einem guten Rübenpreis aus, in Abhängigkeit vom Weltmarkt.

Für Rüben-Abnehmer Südzucker in Ochsenfurt ist klar, dass der Preis unter dem fast historisch hohen Niveau des Vorjahres liegen wird, heißt es dort auf Nachfrage dieser Redaktion. Genaueres sei noch nicht abschätzbar.
Glasflügelzikade durch Nässe eingedämmt
Mikus vom Maschinenring hofft auf weiterhin regnerisches Wetter. Das stoppe die Verbreitung der Glasflügelzikade, die es gerne trocken mag und sich hierzulande ausgebreitet hat. Dieses Insekt verbreite die Zuckerrübenkrankheiten SBR (Syndrome des basses richesses) und Stolbur, die den Aufbau von Zucker und das Pflanzenwachstum hemmen. Auch einige Schläge im hiesigen Anbaugebiet seien von den Krankheiten befallen. Je trockener also das Wetter, desto größer die Verluste, so Mikus.
Weissenseels Rüben haben bisher keinen Krankheitsbefall, im Anbaugebiet Ochsenfurter Gau dagegen seien die Schädlinge ein großes Problem, meint der Traustädter Landwirt.
Landwirt Schmitt hofft auf eine schnelle Lösung für das Problem mit der Glasflügelzikade. Falls die Schädlinge in den nächsten Jahren auch seine Rüben befallen, sehe er sich gezwungen, die Frucht aufzugeben, obwohl sie jahrelang ein wichtiges Standbein für ihn war.

Abnehmer Südzucker arbeitet mit Hochdruck an Lösung für Schädlingsproblem
Südzucker bemerkt ebenfalls Schädlingsbefall in den Anbaugebieten. Das Unternehmen erwartet deswegen Erträge im normalen Bereich, geht aber von einem deutlich geringeren Zuckergehalt der Rüben aus, da sich die Krankheit SBR laut Monitoring etwas ausgebreitet habe.
Der Regenreichtum in diesem Jahr konnte laut Simon Vogel von Südzucker aber die Gummirüben eindämmen. Diese entstünden durch die Krankheit Stolbur, bei der die Rübe Wurzeln zurückbildet. Durch die Nässe könnten sich allerdings neue Seitenwurzeln bilden und die Pflanze erhole sich. Bei einer langen Trockenphase wie im Jahr 2023 würde die Rübe durch Stolbur gummiartig. "Durch die Nässe kommen wir mit einem blauen Auge davon", sagt Vogel.
An Gegenmaßnahmen gegen SBR und Stolbur werde derzeit mit Hochdruck gearbeitet: Südzucker teste angepasste Sorten, Insektizide, mechanische Barrieren, Beizen und Duftstoffe, sogenannte Rebellenzien, gegen das übertragende Insekt. Auch die Fruchtfolge sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Schädlinge. Es sei nicht mit einer Maßnahme getan, und es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis eine wirksame Lösung gefunden sei.
Zukunft des Rübenanbaus in der Region
In jedem Fall sei Südzucker aber sehr daran interessiert, die Krankheiten zu bekämpfen. Zu mehr als 99 Prozent verarbeite das Unternehmen Zuckerrüben aus der unmittelbaren Region. "Wir sitzen mit den Landwirten alle in einem Boot", sagt Vogel.

Aufgabe von Südzucker sei es, den Rübenanbau langfristig für die heimischen Landwirte attraktiv zu machen. Denn: Diese hätten Anbaualternativen, Südzucker dagegen kann nichts anderes als Zuckerrüben verarbeiten.
Im Allgemeinen, so Weissenseel, seien Zuckerrüben für ihn nicht besonders gewinnbringend, da der Landwirt viele Arbeitsschritte nicht selbst durchführen kann. Sollte der Schädlingsbefall zu Verlusten führen, würde er definitiv keine Rüben mehr anbauen. Bis dahin werde er am Rübenanbau festhalten.
Düngeverordnung bereitet Probleme
Was Anton Schmitt beschäftigt, ist der Nährstoffmangel seiner Pflanzen, erkennbar an abgestorbenem Blattwerk. Wegen der aktuellen Düngeverordnung darf er nur 80 Prozent der eigentlich benötigten Düngemenge ausbringen. Die Weizenernte habe wegen Nährstoffmangels bereits eine schlechtere Qualität, und auch die Rüben würden davon betroffen sein.
Auch Michael Mikus bestätigt Probleme mit Nährstoffmangel bei den Zuckerrüben in der Region, sie würden deswegen nicht auf ihre eigentliche Größe wachsen. Dieses Problem verstärke der viele Regen zusätzlich. Schmitt beteuert, dass er allein schon aus Kostengründen seine Felder nicht übermäßig düngen würde. Durch die Düngeverordnung sei er aber zur ungenügenden Düngung seiner Pflanzen gezwungen.
Hinweis der Redaktion: Im Text wurde nachträglich an einer Stelle die Quelle einer Aussage nochmals verdeutlicht, um Missverständnissen vorzubeugen. Inhaltlich wurde der Text dadurch nicht verändert.