
Der Vergleich mit einem Ferrari drängt sich geradezu auf: der rote Lack, der über 600 PS starke Motor, der Kaufpreis von mehr als 400 000 Euro. Doch der Blick auf den Tacho zeigt schnell, dass es sich bei dem Gefährt um keinen Rennflitzer handelt: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 40 Stundenkilometer. Und auch die Dimensionen des Rübenroders sind ganz andere als die eines Ferraris – die Erntemaschine ist deutlich größer und bringt knapp 30 Tonnen auf die Waage.
Dennoch ist der Rübenroder das derzeit modernste und auch schnellste Pferd im Stall der Rodegemeinschaft Gerolzhofen, in der sich 137 Mitglieder aus dem Bereich des Altlandkreises Gerolzhofen zusammengeschlossen haben. Aufgeteilt in zwei fast gleich große Bereiche (Nord und Süd) bewirtschaften sie auf zusammen 730 Hektar Zuckerrüben, darunter auf elf Hektar Bio-Rüben, berichtet Michael Mikus, Geschäftsführer des Maschinenrings (MR) Gerolzhofen.
Zwölf Reihen Rüben auf einen Streich
Der ferrarirote Rübenroder, der Anfang dieser Woche für die Rodegemeinschaft bei Mutzenroth die ersten Zuckerrüben aus der Erde geholt hat, ist nigelnagelneu. Michael Aumeier hat als Vertreter des Herstellers, der Firma Holmer aus Eggmühl zwischen Regensburg und Landshut, an diesem Tag die zehn Fahrer, die den neuen Roder bedienen werden, zunächst theoretisch geschult. Jetzt geht es in die Praxiseinweisung – direkt auf dem Feld. Aumeier spricht von der riesigen Erntemaschine in den höchsten Tönen. Bis zu zwölf Reihen Rüben ließen sich damit in einem Durchgang zeitgleich roden. "Die Maschine hat den größten Durchsatz aller Roder auf dem Markt", erklärt er. Je nach Witterung, Bodenbeschaffenheit und den örtlichen Bedingungen schafft der Roder pro Stunde locker ein Hektar.

Die anwesenden Fahrer sind durchaus angetan von dem neuen Gerät, das einen in die Jahre gekommenen Roder der Rodegemeinschaft ersetzt. Daneben setzt diese noch einen zweiten Roder ein. Die verbaute Technik und die elektronische Steuerung des fabrikneuen Roders seien schon beeindruckend, meinen die Landwirte anerkennend. Besonders die Nachregulierung der Rodetiefe sowie die der Schleglertiefe, die für den Fahrer sehr anstrengend ist, werde durch die Technik deutlich vereinfacht. Wenn alles gut läuft, dann wird der neue Roder wie sein Vorgänger gute zehn Jahre seinen Dienst versehen, hofft MR-Geschäftsführer Mikus.
Das Einzugsgebiet der Ladegemeinschaft ist groß
Der neue Roder kam gerade rechtzeitig zu Beginn der diesjährigen Zuckerrüben-Kampagne. Seit 22. September, sagt Mikus, werden die konventionellen Rüben abtransportiert. Dafür zuständig ist die Ladegemeinschaft LMZ Zeil Ost eG, deren Einzugsgebiet östlich des Mains von Haßfurt über Hofheim, Coburg, Bayreuth, Erlangen und Wiesentheid bis Volkach reicht. 611 Genossen hat die LMZ Zeil Ost. Vergangenes Jahr waren es noch 629, im Jahr davor 715.
Vorab, zwischen dem 14. und 21. September, wurden bereits die Bio-Rüben in die Zuckerfabrik in Rain am Lech in Schwaben gefahren. Diese strikte Trennung zwischen Bio- und konventionellen Anbau auch beim Transport sei vorgeschrieben, erklärt Mikus. Dies gelte natürlich auch für die folgende Zuckerproduktion, die das Unternehmen Südzucker in Rain angesiedelt hat. Die konventionellen Zuckerrüben aus unserer Region verarbeitet das Unternehmen dagegen in Ochsenfurt. Deren Transport dürfte sich laut dem MR-Geschäftsführer in der aktuellen Kampagne bis 22. Januar 2022 hinziehen.
Notfalls sind die Fahrer Tag und Nacht unterwegs
Im Bereich der LMZ Zeil Ost werden ihm zufolge auf 4596 Hektar Zuckerrüben angebaut, davon sind 228 Hektar Bio-Anbau. 17 Lastwagen transportieren die gerodeten Rüben in die Zuckerfabrik, zwei Lademäuse befördern die Rüben am Feldrand auf die Laster. Insgesamt 194 Fahrer sind während der Kampagne im Einsatz.
Das Roden und der Transport gehen möglichst Hand in Hand und bestimmen – zusammen mit den Witterungsverhältnissen – gegenseitig die Arbeitszeiten aller Beteiligten. Das heißt: Falls die Zeit im strikt getakteten Abfuhr- und Lieferplan eng wird drängt, dann sind Roder- und Lastwagenfahrer sowie die Bediener der Lademäuse auch Tag und Nacht auf den Feldern und Straßen unterwegs.
Das Wetter hat für eine gute Ernte gesorgt
Für die aktuelle Kampagne erwartet Mikus ein gutes Ernteergebnis. Die Wärme und der in diesem Jahr kontinuierlich fallende Regen hätten die Zuckerrüben gut gedeihen lassen, was sich positiv auf den Zuckergehalt und die Masse ausgewirkt hat. Allerdings hätten die durch die Feuchtigkeit begünstigten Krankheiten den Landwirten auch einige Anstrengungen in Sachen Pflanzenschutz abverlangt.
Mikus rechnet am Ende der Kampagne mit durchschnittlich rund 80 Tonnen Rüben pro Hektar. Dies würde dann beinahe an das sehr gute Rübenjahr 2017 heranreichen, als die damals noch 764 Anbauer im Bereich der LMZ Zeil Ost 86,7 Tonnen pro Hektar geerntet haben. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr ernteten 629 Anbauer im Durchschnitt 59,8 Tonnen pro Hektar. Im Jahr 2019 fuhren 715 Anbauer gar nur durchschnittlich 56,6 Tonnen pro Hektar ein.