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Schweinfurt
Landtagswahl in Schweinfurt: Martina Gießübel (CSU) beerbt Gerhard Eck souverän, AfD steigert ihr Ergebnis deutlich
Die Grafenrheinfelderin hat in Schweinfurt mit 38,5 Prozent das Direktmandat für den Landtag gewonnen. Direkt dahinter: die AfD. Das beschäftigt viele.
Jubel in Grafenrheinfeld: Wahlsiegerin Martina Gießübel wird von Anja Weisgerber, Gerhard Eck und Christian Keller gefeiert.
Foto: Josef Lamber | Jubel in Grafenrheinfeld: Wahlsiegerin Martina Gießübel wird von Anja Weisgerber, Gerhard Eck und Christian Keller gefeiert.
Irene Spiegel
,  Josef Schäfer
 und  Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:12 Uhr

Mit ähnlich deutlichem Vorsprung wie ihr Vorgänger Gerhard Eck hat die Grafenrheinfelderin Martina Gießübel (CSU) am Sonntag das Schweinfurter Direktmandat für den Landtag geholt. Sie erreichte 38,5 Prozent der Erststimmen. Überraschend sicherte sich Richard Graupner den zweiten Platz, dessen AfD auf 19,0 Prozent kam und damit alle anderen Parteien im Stimmkreis deutlich hinter sich ließ.

Bereits wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale war Gießübel die Erleichterung nach einem anstrengenden Wahlkampf anzumerken. Im Landratsamt, wo die Resultate bekanntgegeben worden sind und sich eine Menge politischer Prominenz versammelt hatte, nahm sie bereits die ersten Glückwünsche entgegen. Im ersten Interview schaltete sie schon in den Landespolitik-Modus und forderte eine Stärkung des Mittelstands.

Gegenüber der Redaktion gestand sie ihre Sorge ein, dass die CSU ihr letztmaliges Ergebnis nicht würde halten können: "Wir haben da im Nebel gestochert." Die Zweifel waren unbegründet, die Verluste nur marginal. Als Ziel hatte sie sich vorgenommen, ihr Erststimmenresultat im Durchschnitt der Gesamtstimmen ihrer Partei zu halten. Das ist ihr auf Anhieb gelungen.

Martina Gießübel: "Die CSU ist wieder da im Landkreis Schweinfurt."

Um kurz nach 19 Uhr erschien Martina Gießübel zur Wahlparty in Grafenrheinfeld. Erleichterung und Rührung überwogen dort zunächst den Triumph, nachdem sie ihre Mutter, ihr Sohn und jede Menge Bekannte in die Arme genommen hatten.

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Bei der neuen Landtagsabgeordneten flossen jede Menge Tränen, bevor sie auf einen Stuhl stieg und ihren Helferinnen und Helfern dankte: "Die CSU ist wieder da im Landkreis Schweinfurt." Ihr Vorgänger Gerhard Eck, ebenfalls auf einen Stuhl geklettert, lobte ihren engagierten Wahlkampf. Über das Abschneiden der AfD und der anderen Parteien sagten sie nichts. Das war nur Stoff für Zwiegespräche an den Tischen.

Richard Graupner geht von drei Mandaten für die unterfränkische AfD aus

Mit so hohen Stimmengewinnen hatte die AfD selbst nicht gerechnet. Sie ist in Schweinfurt mit 19,0 Prozent zweitstärkste Kraft. "Das ist mehr als ich erwartet habe", sagt AfD-Direktkandidat Richard Graupner. Er geht nun von drei Mandaten für die unterfränkische AfD aus.

Die AfD wurde bei der Landtagswahkl in Schweinfurt die zweitstärkste Kraft. Freude bei Direktkandidat Richard Graupner und Kreisvorsitzendem Bernd Schuhmann (rechts), der für die Bezirkswahl kandidierte.
Foto: Irene Spiegel | Die AfD wurde bei der Landtagswahkl in Schweinfurt die zweitstärkste Kraft. Freude bei Direktkandidat Richard Graupner und Kreisvorsitzendem Bernd Schuhmann (rechts), der für die Bezirkswahl kandidierte.

Der hohe Zuspruch bestätige seine Erfahrungen aus dem Wahlkampf, bei dem zwei Themen dominiert hätten: die Politik der Ampel-Regierung und die Migration. "Die Menschen spüren, dass die Grenze immer mehr überschritten ist, dass sie ihre Heimat verlieren."

Ein harter Wahlkampf liegt hinter den Grünen: Wen Paul Knoblach dafür verantwortlich macht

Paul Knoblach und seinem Team ist die Erleichterung des abgeschlossenen Wahlkampfes anzumerken. Der Landtagsabgeordnete und Grünen-Kandidat blickt auf stürmische Wochen zurück. "Mit abfälligen Bemerkungen komme ich zurecht. Ich bin gefestigt", sagt Knoblach, der trotz eines abgeschlagenen Ergebnisses an diesem Wahlabend zuversichtlich bleiben will. Ob dem Landwirt der Wiedereinzug ins Maximilianeum gelingt, wird sich erst noch zeigen. In Schweinfurt liegen die Grünen mit 10,9 Prozent abgeschlagen hinter CSU, AfD und SPD.

Der Wahlkampf war hart für Bündnis 90/Die Grünen in Schweinfurt. Ob es für Paul Knoblach reichen wird, um wieder in den Landtag einzuziehen, ist noch offen.
Foto: Marcel Dinkel | Der Wahlkampf war hart für Bündnis 90/Die Grünen in Schweinfurt. Ob es für Paul Knoblach reichen wird, um wieder in den Landtag einzuziehen, ist noch offen.

Mehr Sorge als das Schweinfurter Ergebnis bereitet Knoblach das raue Wahlklima der vergangenen Wochen. Die Gründe dafür sieht der 69-Jährige jedoch nicht in der eigenen Politik oder der Ampel-Politik. Vielmehr sei der Wahlkampfstil des Ministerpräsidenten Markus Söder und seines Stellvertreters Hubert Aiwanger schuld an den Anfeindungen. "Wenn die Führerschaft demokratischer Parteien die Grünen über Monate nicht mehr als politische Gegner, sondern als Feinde bezeichnet, dann schlägt sich das auch in den Köpfen vernünftiger Menschen nieder", so Knoblach.

Bestürzung bei der SPD: Stefan Rottmann hoffte bis zuletzt auf Platz Zwei 

Bis zum Schluss hatte sich SPD-Landtags-Direktkandidat Stefan Rottmann vom schlechten Landesergebnis seiner Partei nicht beirren lassen und gehofft, im Stimmkreis Schweinfurt die AfD überholen zu können. Das gelang nicht. Die SPD erreichte 12,9 Prozent der Gesamtstimmen. "Schade, dass Engagement und Einsatz nicht honoriert werden", kommentiert er das Votum der Wählerinnen und Wähler.

Ernüchterung bei der SPD, sie kam bei der Landtagswahl in Schweinfurt auf Platz Drei. Aber auch das Abschneiden der AfD macht nachdenklich.
Foto: Irene Spiegel | Ernüchterung bei der SPD, sie kam bei der Landtagswahl in Schweinfurt auf Platz Drei. Aber auch das Abschneiden der AfD macht nachdenklich.

Schweinfurts Landrat Florian Töpper (SPD), der selbst für die Bezirkswahl kandidierte, macht der Blick auf die Zahlen nachdenklich und besorgt. Dieses Votum zu Gunsten der AfD "muss man ernst nehmen", sagt er. "Ich bin nicht bereit, diese Wählerinnen und Wähler aufzugeben."

WEB-Grafik, 22 Abgeordnete aus Unterfranken im Landtag
| WEB-Grafik, 22 Abgeordnete aus Unterfranken im Landtag
 
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  • Gernot Gall
    Wie der Landrat gibt die AFD Wähler nicht auf? Er holt die gefallenen Seelen wieder ins Boot der ehrlichen Demokraten? Und wenn die das gar nicht wollen? Mehr Theatralik geht wirklich nicht. Vielleicht tut er ja mal besser dran seinem Kanzler bei seinen Erinnerungslücken zu helfen?
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  • Olaf Schlemmer
    Zum Glück ist uns in Bayern die "Ampel" erspart geblieben. Nun sollten aber auch an die Zukunft Bayerns gedacht werden. Dazu sollten die Parteien zusammenarbeiten. Die Menschen die Euch gewählt habe und die Euch bezahlen wollen eine Politik für das Volk. Ich hoffe das auch beim Problem Migration endlich mal klar ausgesprochen wird "das wir es nicht schaffen" und daraus auch Maßnahmen entstehen. Andere Länder machen es vor wie es gehen kann. Wir Deutschen müssen nicht alles neu erfinden sondern sollten auch mal bewährtes aus anderen Ländern übernehmen. Mir fallen da auf Anhieb Bahn, Gesundheitswesen, Verwaltung, Maut, Digitalisierung, Armut und Migration ein. Also frisch ans Werk liebe Politiker und viel Erfolg.
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  • Christopher Richter
    Es ist schade, dass es bei dieser, wie bei vielen anderen Landtagswahlen nicht um Landespolitik ging. Es fehlte die Auseinandersetzung der verschiedenen Konzepte, wie Bayern in 10 Jahren aussehen soll. Sehr schade, dass man über ein dreißig Jahre altes Flugblatt redet, aber nicht die Zukunft des Freistaates. Dann braucht man sich auch nicht wundern, dass die AfD so reüssiert
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  • Hans Müller
    Zitat:
    Schweinfurts Landrat Florian Töpper (SPD), der selbst für die Bezirkswahl kandidierte, macht der Blick auf die Zahlen nachdenklich und besorgt. Dieses Votum zu Gunsten der AfD "muss man ernst nehmen", sagt er. "Ich bin nicht bereit, diese Wählerinnen und Wähler aufzugeben."

    Tja, da sollte Landrat Töpper mal überlegen.
    Wer im Kreistag die CSU annähernd zu 100 % ignoriert, braucht sich nicht, ob des guten Abschneiden der AfD, zu wundern!

    Ich bin gespannt, wie lange das bunte Bündnis noch anhält, gerade jetzt wo wir FW doch deutlich die zweite Kraft sind?
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  • Christopher Richter
    Aha, jetzt soll der Landrat schuld sein am starken Abschneiden der AfD. Verquere Logik
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  • Karl Weeth
    Herr Müller, ich gehe davon aus, dass der Landkreis Schweinfurt sich an die Gesetze und Verordnungen hält. D. h., der Landrat ist meist an Weisungen gebunden, die von den Ministerien des Freistaates Bayern und der Regierung von Unterfranken kommen. Daneben kann der Kreistag, die gewählte politische Vertretung des Landkreises, Beschlüsse fassen und Weisungen an den Landrat erteilen. In der Regel sind diese Weisungen politischer Natur und betreffen die strategische Ausrichtung und politische Entscheidungen des Landkreises. Insofern kann ich Ihrer Argumentation nicht ganz folgen, weil der Kreistag seine Weisungen nach Mehrheitsfindung erteilt.
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  • Stefan Fuchs
    Martina Gießübel: "Die CSU ist wieder da im Landkreis Schweinfurt."

    Gott sei Dank muss das grottenschlechte Ergebnis unser "grosser Vorsitzender der CSU " FJS nicht mehr ertragen.
    Er hätte das mit "politischen Leichtmatrosentum" kommentiert.
    Satire Ende.
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