Ein runder Tisch, mehrere Stühle, Regale, ein paar Dekoelemente – die Einrichtung in der Wohnung nahe der KunstFABrik in der Schweinfurter Innenstadt wirkt schlicht. Vieles habe sich zunächst aus dem privaten Fundus zusammengefunden, sagt Barbara Brembs, Innenarchitektin und Teil-Projektkoordinatorin der Schweinfurter KunstFABrik.
Mit der Zeit dürfte sich das wohl aber ändern. Immerhin sind die ersten drei Bewohnerinnen und Bewohner erst vor wenigen Wochen aus ihrer Heimat in Nürnberg und der Rhön in die neue Schweinfurter Künstler-Wohngemeinschaft eingezogen. Auf rund 100 Quadratmetern mitten in der Innenstadt sollen sie in den kommenden Monaten Platz zum kreativen Aufeinandertreffen und zwanglosen Vernetzen finden – auch außerhalb ihrer Arbeit in der KunstFABrik.
"Hintergrund ist, dass wir Künstlern, die nicht von hier kommen, sondern vielleicht aus ganz Deutschland, aus Europa, oder der ganzen Welt, eine Plattform bieten wollen zum Netzwerken und für den kreativen Austausch", sagt Thomas Herrmann, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Schweinfurt.
"Ziel ist es, Schweinfurt als Kunststadt auch bundesweit bekannt zu machen. Wir haben hier zwar zwei herausragende Museen, aber dazwischen findet Kunst nicht großartig statt. Deswegen gibt es jetzt die KunstFABrik", sagt Herrmann. Bereits seit Juli 2023 können in dem offenen Atelier in der Spitalstraße immer vier Kunstschaffende für einen Zeitraum von drei Monaten ihrer Kreativität freien Lauf lassen.
Ein Konzept, das nicht nur von Besucherinnen und Besuchern gut angenommen werde. "Die Schweinfurter Künstler überrollen uns förmlich", sagt Barbara Brembs und lacht. Doch die Stadt verfolge mit dem Projekt noch größere Ziele: "Es ist uns ans Herz gewachsen, künftig auch überregional Künstler zum Arbeiten in die KunstFABrik einladen zu können", sagt Brembs.
Dafür sollen Kunstschaffende, die nicht aus der Region stammen und pro Woche mindestens 20 Stunden in der KunstFABrik arbeiten, nun die Möglichkeit bekommen, für drei Monate kostenfrei eines der drei Zimmer in der Künstler-WG zu bewohnen.
Neu sei diese Idee der Stadt aber nicht, meint Herrmann. Unter dem Namen "Artist in Residence" oder "Künstlerresidenzen" funktioniere die Idee, Künstlerinnen und Künstlern kostenlosen Wohnraum und Ressourcen für ihre Arbeit zur Verfügung zu stellen, bereits in vielen anderen Städten. "Ziel ist es, überregionale Künstler in eine Kommune zu bringen, die dort dann arbeiten und die Stadt ganz anders wahrnehmen. So soll sich die kreative Szene über die Stadtgrenze hinaus vernetzen", sagt Herrmann.
Vermieter musste der Stadt im Preis entgegenkommen
Dass besonders der Netzwerkcharakter gefördert wird, sei dabei wesentliche Voraussetzung gewesen, dass die Stadt mit ihrem Innenstadtkonzept "Schweinfurt FABulous" überhaupt in das Bundesförderprogramm zur Belebung der Innenstädte aufgenommen worden sei, erklärt der Wirtschaftsförderer.
Die passende Wohnung zu finden, sei aber nicht einfach gewesen. Denn Bedingung für die Förderung war auch, dass die Künstler-WG nicht in eine städtische Immobilie, sondern in eine Wohnung vom freien Markt einzieht, deren Miete zudem 20 Prozent unter dem marktüblichen Preis liegen muss, sagt Herrmann.
"Hintergrund ist, den Immobilienbesitzern klarzumachen, dass auch sie für die Innenstädte verantwortlich sind und sie diese zusammen mit der Kommune und verschiedenen Akteuren entwickeln müssen", sagt Herrmann. "Es muss ein Umdenken stattfinden und das funktioniert nur, wenn wir gemeinsam daran arbeiten, dass die Städte wieder neu belebt werden", so Barbara Brembs.
Bis Mai 2025 läuft die Förderung und die Warteliste auf ein Zimmer in der Künstler-WG sei bereits gut gefüllt, sagt Brembs. Sie sei jedoch guten Mutes, dass die KunstFABrik und die Künstler-WG womöglich auch danach fortbestehen könnten. "Vielleicht findet sich ja eine Gruppe zusammen, die beides im Anschluss übernehmen möchte", hofft sie.