Den Landrat stellen und die Fraktionsstärke von 30 Kreisräten mindestens halten. Das sind die Ziele der CSU für die Kreistagswahl am 15. März 2020. Dementsprechend nominierten die Delegierten am Samstag in Gochsheim Landratsbewerber Lothar Zachmann (Dingolshausen) auch zum Spitzenkandidaten ihrer Kreistagsliste.
Zuversichtliche Stimmung
Große Zuversicht, beide Ziele auch zu erreichen, beherrschte die Stimmung in der Fritz-Zeilein-Halle. Sie zeigte sich auch in kleinen Details: 130 neue Mitglieder sind geworben worden. Der Ortsverband mit den meisten Werbungen war ausgerechnet Dingolshausen, der Heimat von Landratskandidat Zachmann. Jener zeigte sich in seiner Rede wandelbar: Hatte er in den vorangegangenen Veranstaltungen der Partei die Sachthemen in den Vordergrund gerückt, so streifte er sie nur und sprach mit viel Emotion über die Jugendlichen, für die die CSU wegen deren Haltung zum Urheberrecht nicht mehr währbar sei. Dies habe er bei einem Besuch einer Dingolshausener Delegation in der französischen Partnergemeinde erfahren und diskutiert.
Dabei gehe es doch darum, Internetnutzer nicht gläsern zu machen, die für die Nutzung mit ihren Daten zahlten. Man dürfe nicht warten, bis die Jugendlichen selbst dahinterkommen, sondern ihnen klar machen, dass es um den Schutz ihrer Rechte gehe. In der Kreistagspolitik sei es der CSU-Fraktion darum gegangen, auch strittige Themen im Konsens zu lösen, was meist gelungen sei. Eine scharfe Attacke fuhr er gegen den Grünen-Kreisrat und -Landtagsabgeordneten Paul Knoblach beim Thema Steigerwaldbahn, der CSU-Staatssekretär Gerhard Eck nach dessen Votum im Landtag gegen die Bahn kritisiert hatte: Die CSU lasse sich nicht in eine Ecke treiben, sagte Zachmann. Schließlich habe der Kreistag nicht für den Erhalt der Bahnstrecke gestimmt, sondern nur dafür, dass das Gremium durch ein Gutachten eine Entscheidungsgrundlage erhält. Dabei lasse man gern auch widerstrebende Meinungen in den eigenen Reihen zu.
"Mehr Dynamik bei der Konversion"
Fraktionschef Friedel Heckenlauer war für die thematische Auseinandersetzung zuständig. Weiterhin wolle man am Thema Konversion der Conn-Kaserne festhalten: "Da wünsche ich mir deutlich mehr Dynamik", fuhr eine von mehreren Breitseiten gegen SPD-Landrat Florian Töpper. Die nächste: Die Sanierung des Goppel-Berufschulzentrums gehe auf eine Initiative der CSU aus 2012 zurück; dass man drei Jahre später nach dem Fortschritt gefragt habe, sei als Vorwurf ausgelegt worden. Und beim Umbau des Landratsamts mit einer Bürgerservice-Einheit im Erdgeschoss, in der Beschäftigte durch verschiedene Abteilungen durchwechseln sollen, habe man "bremsen müssen."
Selbstbewusst äußerte Kreisvorsitzende Anja Weisgerber, dass die stärkste Fraktion im Kreistag "die Politik gestaltet". An der CSU vorbei könne keine Entscheidung getroffen werden. Und auch Fraktionschef Heckenlauer sprach von der Mehrheit. Dabei ließen beide außer acht, dass derzeit die CSU mit 30 von 61 Stimmen erstmals in der Nachkriegsgeschichte gar nicht über die Mehrheit im Kreistag verfügt. Unter anderem auch, weil die SPD mit Florian Töpper den Landrat stellt. Diese verbale Unschärfe spiegelt das Selbstverständnis der Landkreis-CSU wider. Lothar Zachmann nannte die jetzige Situation der CSU als "Mehrheitsfraktion in Oppositionsrolle".
Laut Weisgerber habe die CSU ihre Stärke behalten, obwohl 2014 die Hälfte der damaligen Kreisräte aufgehört habe. Man stellte jetzt mit 30 Räten die Hälfte der Kreisräte; auf diesen Erfolg wolle man 2020 aufbauen.
Heckenlauer freiwillig auf den letzten Platz
Engagiert wandte sich Heckenlauer an die Kandidaten, denen er nachvollziehbare Begehrlichkeiten auf manch guten Listenplatz zugestand. Um zu zeigen, dass Kompromissbereitschaft auch beim Fraktionschef beginne, habe er sich bewusst für den letzten Platz 60 beworben. Die ersten zehn Plätze werden paritätisch von Männern und Frauen eingenommen. 2014 befanden sich unter den Top-Fünf der Ergebnisliste vier Frauen. Von den bisherigen CSU-Kreisräten bewerben sich Nadine Friedrich, Günther Jakob, Reinhold Stahl und Sebastian Witzel nicht mehr um ein Mandat. Die Kreistagsliste ist ohne Änderung mit 149 von 154 Delegiertenstimmen gebilligt worden.
Die CSU hat nur einmal in der Nachkriegsgeschichte die 50-Prozent-Marke verpasst: 2008 erreichte sie 49,2 Prozent, hatte aber bei der Sitzverteilung dennoch die absolute Mehrheit geholt. Das bislang beste Kreistagsresultat schaffte die CSU 1966 mit 66,3 Prozent: Sie stellte damals 30 von 45 Kreisräten.