Die CSU weiß, wie wichtig Bilder sind. Und so war es ein Leichtes für die Verantwortlichen, Lothar Zachmann nach seiner offiziellen Nominierung zum Landratskandidaten in Kämpferpose abzulichten. Mit roten Boxhandschuhen, die ihm Kreischefin Anja Weisgerber überreicht hat. Mehr Symbolik geht kaum: Denn Zachmann soll am 15. März 2020 den "roten" Florian Töpper aus dem Amt boxen, das der SPD-Mann 2012 der CSU überraschend abgeluchst hat. 96,5 Prozent der CSU-Delegierten trauen Zachmann den Sieg zu und machten ihn am Freitagabend in Dittelbrunn zum offiziellen Herausforderer.
Als "Macher" bezeichnete sich Zachmann in seiner Bewerbungsrede. Und auch Weisgeber, Ehrenkreisvorsitzender Gerhard Eck, Bezirksrat Stefan Funk und Friedel Heckenlauer als Sprecher der Kreistagsfraktion unterfütterten dieses Etikett wortreich. Gleichzeitig ging es allen Rednern darum zu verdeutlichen, dass die CSU keinen Wahlkampf anstrebt, in dem der Amtsinhaber persönlich attackiert werden soll. Sondern man will sachlich die Schwachpunkte in dessen Bilanz offen legen. Zachmann formulierte es gegenüber der Redaktion so: "Es geht nicht um persönliche Dinge, sondern darum, Zukunftspotenziale zu entwickeln".
Kreis rutscht in Rangliste ab
In seiner Ansprache wurde schnell deutlich, wie das zu verstehen ist. Er wolle die Lage des Landkreises keineswegs schlecht reden. Aber es sei eben nicht alles gut. Mit wenigen, aber sehr plastischen Schaubildern an der Leinwand zeigte Zachmann diese Punkte auf, die zum Schwerpunkt seines Wahlkampfs werden dürften. Er zeigte die Kurve aus der Prognos-Studie, die die Lebensumstände in Landkreisen und kreisfreien Städten bewertet. 2004 sei das Schweinfurter Land auf Platz 209 von 412 gestartet. Man habe sich emporgearbeitet bis auf den 96. Rang im Jahr 2013, "in der Zeit als wir den Landrat stellten". 2016 sei man auf Rang 217 zurückgefallen. "In drei Jahren haben wir alle Plätze verloren, die wir in zwölf Jahren dazugewonnen hatten", watscht Zachmann Töpper ohne dessen Namensnennung trocken ab.
Nächstes Schaubild: Die im Vergleich zu anderen Altersgruppen überproportionale Abwanderung der 15- bis 30-Jährigen aus dem Landkreis. Gerade sie will Zachmann im Wahlkampf besonders ansprechen. Aus seiner Sicht würden sie "zweifach verloren gehen": als Fachkräfte für die Wirtschaft und als gesellschaftliche Akteure in Vereinen und Verbänden. Dieser demografischen Herausforderung schon jetzt etwas entgegenzustellen, hält Zachmann für eines der wichtigsten Themen für die Zukunft des Landkreises.
Digitalisierung und Mobilität
Zachmann zeigte die Karte der Funklöcher im Landkreis, die aus einer App gespeist wird ("eine Erfindung der Jungen Union"). Die Digitalisierung voranzutreiben, sieht der CSU-Kandidat im direkten Zusammenhang mit dem Ziel, junge Familien in der Region zu halten oder sie zurückzugewinnen. Die Themen Mobilität und Klimaschutz zielen in die ähnliche Richtung.
Teilhabe statt bloßer Transparenz
Persönliche Kritik an Töpper verpackte Zachmann diffizil: in den Schlagworten Transparenz und Partizipation. Ersteres stammt aus Töppers 2012-er Wahlkampf. Zachmann dazu: Es brauche nicht nur diese Transparenz, sondern man müsse die Menschen bei der Umsetzung von Plänen stärker beteiligen. "Wir müssen die Menschen begeistern für einen besseren und innovativeren Weg für den Landkreis", rief Zachmann den Delegierten entgegen. Projekte müssten schneller vonstatten gehen, wie etwa beim Neubau des Berufschulzentrums und der Konversion der ehemaligen Conn-Kaserne bei Geldersheim. "Ich darf nicht warten, bis sich Meinungen gebildet haben, sondern ich muss die Projekte anschieben," sagte Zachmann. Eine deutliche Breitseite in Richtung Töppers Moderationsstil.
In den nächsten Monaten will Zachmann auf "Zuhör-Tour" gehen in größere Orte zwischen Stadtlauringen und Oberschwarzach. Er will den Dialog mit den Menschen anbieten und deren Themen aufnehmen. "Mut, Einigkeit und Begeisterung" will er entfachen, wie er am Ende sagte. Die Delegierten quittierten dies mit langem Beifall im Stehen. Und dann holte Anja Weisgerber die Boxhandschuhe aus dem Beutel.
Genau das ist es. Nach dem Motto "Nur nichts verkehrt machen" & "Be every bodies darling." So kann man heute keinen Landkreis und keine Stadt mehr regieren.
Grieser hat's vorgemacht wie's geht: MGS auf Tiefgaragenruine (der SPD), Kunsthalle ins Sachsbad ./. Hallenbad zum Sommerbad, etc. Das waren Geniestreiche, die wir auch bei den Conn Barracks brauchen!
L. Zachmann könnte seinen Parteikollegen M. Söder darauf ansprechen, ob es Sinn macht 1,2 Mrd. € für eine Technische Uni auszugeben, im Nürnberger Süden, relativ nah an der TUM. Zudem in Konkurrenz zur TechFak der FAU, die deshalb zur "Ruhigstellung" 1,5 Mrd. € (!!!) bekommt. SW & Nordfranken brauchen einen viel stärkeren Hochschulunterbau, um die Industrie-Arbeitsplätze zu halten, die Nbg. längst verloren hat! In Conn könnte ein "Fränkisches Garching" entstehen, u.a. mit einer Teststrecke für Fahrdynamik auf dem Flugfeld, die die örtl. Großindustrie wünschte (statt eines sinnfreien Elfenbeinturms TUN).
Seine Boxhandschuhe wird er - symbolisch betrachtet - sicherlich gut gebrauchen können, um seine Parteifreunde entlang der Bahnstrecke, die sich mit Händen und Füßen gegen eine Wiederaufnahme des Betriebs wehren, hiervon zu überzeugen. Anja Weisgerber ist zu diesem Thema (noch?) auf Tauchstation, und Gerhard Eck gilt wegen seiner Äußerungen im Zusammenhang mit dem Abbau der Sinntalbahn alles andere als "Bahnfreund".