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Grafenrheinfeld/Reichenberg
Konzeptkünstler Michael Ehlers zeigt Video-Animation: Diese Vision hat er von den Kühltürmen in Grafenrheinfeld
Die Sprengung der AKW-Türme ist lang beschlossen. Dennoch fordert Mediendesigner Michael Ehlers jetzt, über Alternativen nachzudenken. Was ihm vorschwebt.
Die Kühltürme als 'vertikales Solarkraftwerk': So stellt sich der Reichenberger Konzeptkünstler Michael Ehlers die Zukunft von Kraftwerken vor.
Foto: Animation Michael Ehlers | Die Kühltürme als "vertikales Solarkraftwerk": So stellt sich der Reichenberger Konzeptkünstler Michael Ehlers die Zukunft von Kraftwerken vor.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 19.08.2024 02:42 Uhr

Kurz vor der geplanten Sprengung der Kühltürme am stillgelegten Atomkraftwerk Grafenrheinfeld an diesem Freitag, 16. August, hat Konzeptkünstler Michael Ehlers eine Video-Animation veröffentlicht, in der die Fassaden der Türme zu riesengroßen Photovoltaikanlagen mutieren. "Eine Anregung, ein Gedankenspiel in Zeiten der Energiewende", so erklärt der 70-jährige Mediendesigner aus Reichenberg (Lkr. Würzburg) seine Motivation.

Ehlers ist in der Region kein Unbekannter: Unter anderem hat er den "terroir f"-Aussichtspunkt in Frickenhausen (Lkr. Würzburg) und die Installation "Das letzte Luftschiff" am Würzburger Hubland konzipiert. Und vor zwei Jahren sorgte er bereits mit einer Video-Animation für eine kontroverse Diskussion: Er plädierte dafür, den Parkplatz vor der Würzburg Residenz in eine öffentliche Grünanlage zu verwandeln.

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Frage: Kurz vor der angekündigten Sprengung der Kühltürme in Grafenrheinfeld in einem Video dafür zu plädieren, die Türme zu einem Solarkraftwerk umzubauen - ist das ihr Ernst oder die Spinnerei eines Künstlers?

Michael Ehlers: Es geht mir nicht um Grafenrheinfeld, die Türme dort sind Geschichte. Ich setze mich ein für eine zügige Energiewende. Um die hinzubekommen, müssen wir unter anderem nachhaltiger bauen. Ich habe Zweifel, dass das Sprengen der Kühltürme der Weisheit letzter Schluss ist. Allein die Entsorgung von zehntausenden Tonnen des klimaschädlichen Betons ist eine enorm aufwändige Sache. Die bessere Lösung wäre, das Bauwerk weiter sinnvoll zu nutzen – und die Kühltürme umzubauen. Im Übrigen: Spinnerei steht vor jeder Innovation, ohne die gibts keine Veränderung, keine Verbesserung.

Will mit seinen Animationen zum Nachdenken anregen: Konzeptkünstler Michael Ehlers
Foto: Helmut Stahl | Will mit seinen Animationen zum Nachdenken anregen: Konzeptkünstler Michael Ehlers
Die komplett mit Solarpaneelen bestückte Außenfassade der Kühltürme wirkt in der Animation eindrucksvoll. Aber hielte die Turmwand dem überhaupt stand?

Ehlers: Was konkret geht, müssen Statiker und Ingenieure berechnen. Ich habe keinen detaillierten Bauplan entworfen, sondern eine Vision, eine Anregung. In meinem beruflichen Umfeld bin ich viel mit Fachleuten im Gespräch. Mir geht es um ein Umdenken, um die jetzt – in Zeiten des Klimawandels – nötigen Transformationsprozesse. Da will ich einen Impuls setzen.

Für Grafenrheinfeld hätten Sie früher dran sein müssen…

Ehlers (lacht): Da haben Sie sicher recht. Aber in Deutschland und Europa werden in den nächsten Jahren noch viele Dutzend weitere, vor allem auch fossile Altkraftwerke stillgelegt. Die Kühltürme der schaurig-spektakulären Bilder wegen zu sprengen, bringt uns nicht weiter. Ich wünsche mir mehr öffentlichen Diskurs über Nachhaltigkeit, CO₂-Bilanz und Energiewende. Und wenn ich sehe, welche Infrastruktur da künftig brachliegen wird . . .

Was meinen Sie?

Ehlers: Die alten Kraftwerke sind alle sehr gut in die Stromnetze eingebunden. Diese bereits vorhandene Infrastruktur ließe sich gut weiterverwenden – eben auch für Solarkraftwerke, vor allem aber für die dringend benötigten Großspeicheranlagen für regenerativen Strom aus Wind- und Solaranlagen.

So könnte ein Batterie-Speicher im Kühlturm eines stillgelegten Kraftwerks aussehen.
Foto: Michael Ehlers | So könnte ein Batterie-Speicher im Kühlturm eines stillgelegten Kraftwerks aussehen.
Im Video plädieren Sie für riesige Batterie-Speicher in stillgelegten Kühltürmen.

Ehlers: Ja, die Kapazität entspricht der von einer Million Elektroautos vom Typ VW ID 3. So ein leistungsfähiger Batterie-Speicher ließe sich gut im Inneren eines Kühlturms unterbringen. Der große Raum wäre sinnvoll genutzt. Ich finde, es braucht mehr Mut bei den wirtschaftlich und politisch Verantwortlichen, über Alternativen zum Abriss nachzudenken.

 
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Kommentare
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  • Kurt Schneider
    Ich halte das für eine sehr gute und verfolgenswerte Idee, die auf Umsetzbarkeit für noch bestehende Kühltürme geprüft werden sollte.
    Es geht dabei nicht - wie hier bisweilen kommentiert- um den Bau von Wohngebäuden wegen mutmaßlicher Reststrahlung, sondern lediglich um die Nutzung der noch vorhandenen Kühltürme. Also liebe Politiker und Ingenieure : an die Arbeit. Es wäre ein klasse Ergebnis, wenn das sinnvoll und machbar wäre.
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  • Manfred Englert
    Mir berichtete gerade ein Ingenieur des KKW von einigen grünen Plänen mit den Kühltürmen, weshalb er auch über die Sprengung der Türme sehr erstaunt ist.

    Tja, Ideologen habens halt drauf. Da lobe ich mir die Konervativen, die eher was erhalten wollen , halt mit anderer Nutzung!

    Als weiter so
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  • Jürgen Huller
    Und trotzdem wollen Sie nicht wahrhaben, dass hinter dem Abriss nicht die Grünen stehen, siehe ihr Kommentar unten, sondern dass einfach der Betreiber seine unrentable Altlast los werden will.

    Aber Sie werden schon eine Geschichte erfinden, sodass Sie diesen logischen Spagat trotzdem hinbekommen. Also, schießen sie los, ich bin gespannt.
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  • thomas bieber
    Herr Ehlers hat Recht, dass man die Türme nicht einfach sprengen und tausende Tonnen Sondermüll schafft. Leider haben die Verantwortlichen anscheinend nur begrenzt über Möglichkeiten der Weiternutzung nachgedacht oder nur eingeschränkt Expertisen und Ideen hierzu eingeholt. Zumindest wurde die Öffentlichkeit hier relativ kurzfristig in den Umgang mit der raumprägenden Substanz eingeweiht.
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  • Manfred Englert
    Nachgedacht?

    Da hat sich eindeutig die "Anti-Atom-Lobby" durchgesetzt!

    Und hinter dieser steht die Ideologie unserer Grünen, die keinen Stein auf dem anderen lassen würden, wenn sie nur könnten.

    Was alles hätte ein Verbleiben der Türme bezwecken können!?
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  • Jürgen Huller
    Sie tun mir leid. Ehrlich! Hinter allem steckt für Sie die Grüne Weltverschwörung! Und da werfen Sie den Leuten mit anderen Meinungen Ideologie vor?

    Vielleicht denkt sich der Eigentümer einfach: wir brauchen die Dinger nicht mehr, ein Erhalt verursacht auch nur Kosten, also reißen wir es gleich weg. Eine einfache, ideologiefreie Kosten- Nutzen Betrachtung. Man könnte es auch eine Vernunftentscheidung nennen.

    Ideologisch verklärt sind eher Sie.
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  • Stefan Wolz
    Meine Rede in einem anderen Artikel zu dem Thema. Da wurde ich auch nur als Spinner hingestellt. So kriegt man nie ein wirkliche Veränderung auf den Weg. Vielleicht ist ja noch nicht ganz zu spät. Die Türme sind weg, das Gelände ist ja noch da.
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  • Herbert Zorn
    Weshalb kommt dieser Mann erst jetzt mit diesen Vorschlägen?
    Jetzt ist es zu spät, ist es nur ein Werbegag für ihn?

    Man hätte an der Aussenseite in Richtung Osten - Süden - Westen Solarplatten anbringen können und den erzeugten Strom gleich im Innern der Türme speichern können. Ebenso hätte man den Strom aus dem Norden ebenfalls hier Zwischenspeichern können.

    Die Sprengung verursacht nur Schrott, welchen keiner haben möchte. Ebenso möchte die Fläche neben dem KKW keiner haben. Wer weiß ob da noch Strahlungen sind! Auf dieser Fläche wird keiner ein Haus bauen!
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  • Jürgen Huller
    Vorschlag:
    Ein großes Windrad an die Stelle der Kühltürme und die Speicher darunter. Das würde das zigfache an Strom erzeugen als die PV Module, die auf diese Fläche, oder eben auch auf die Türme passen würden.
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  • Dietmar Eberth
    "Wer weiß ob da noch Strahlungen sind! Auf dieser Fläche wird keiner ein Haus bauen!"

    Stimmt. Wegen der Zwischenlagerung der Castorbehälter kann und wird mehr als 50 Jahre nichts passieren. Und ob sich ein Investor für PV und Stromspeicher findet, mehr als fraglich, da die Aufwände für Bau und Wartung wesentlich höher sind.
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