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Schweinfurt
Konversion in Schweinfurt: Was passiert am Kessler Field und Yorktown?
Bis zur Landesgartenschau 2026 wird das letzte Wohnareal der US-Armee neu gestaltet sein. Welche Erwartungen die Stadt hat und was sie unter "Klimaleuchtturm" versteht.
Blick auf Yorktown Village  im Hintergrund und das Kessler Field. Das Bild entstand nach dem Abzug der amerikanischen Armee 2014. Das große Areal in der Mitte wird in den nächsten Jahren vollständig bebaut.
Foto: Stadt Schweinfurt | Blick auf Yorktown Village  im Hintergrund und das Kessler Field. Das Bild entstand nach dem Abzug der amerikanischen Armee 2014. Das große Areal in der Mitte wird in den nächsten Jahren vollständig bebaut.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:45 Uhr

Zugegeben, Baggern, Hämmern, Bohren wie beim Straßen- und Wohnungsbau in Bellevue ist im Moment auf dem Kessler Field eher nicht die Geräuschkulisse. Da muss man schon zu den Einfamilienhäusern fahren, die in der Alaskastraße in Yorktown entstehen.

Die Ruhe, die tagsüber über dem Kessler Field liegt, täuscht aber darüber hinweg, dass hinter den Kulissen kräftig gearbeitet wird. Im Februar vor der Corona-Pandemie erläuterten Planungsbüro und Baureferat im Stadtrat die Pläne für das Kessler Field und Yorktown. Wenn alles fertig ist in rund sechs Jahren, werden hier auf rund zehn Hektar 230 Wohneinheiten sowie 25 Gewerbeeinheiten für 700 neue Einwohner  gebaut sein. Stadtwerkechef Thomas Kästner sprach damals von einem "Klimaleuchtturm", zu dem der neue Stadtteil entwickelt werden soll.

Am Kessler Field geht es um zwei Themenkomplexe. Im südlichen Teil von der Willi-Kaidel-Straße bis in etwa zum Wendehammer bei der International School of Mainfranken entsteht 2026 ein Teil der Landesgartenschau (LGS), deren Hauptattraktion, der Bürgerpark, im Nord-Westen der Ledward Kaserne liegt. Am Kessler Field sollen die Pavillons der Ministerien und Verbände sein, aber auch die Bühne für Veranstaltungen. Ebenfalls in die LGS einbezogen wird die DDC Factory, die ein eigenes Programm für die Dauer der Landesgartenschau zwischen April und Oktober 2026 entwickelt.

Blick in die Zukunft der Konversion am Kessler Field: (v.l.)  Jürgen Folk, Stadtentwicklungs- und Hochbauamt, Stadtbaumeister Markus Sauer sowie Baureferent Ralf Brettin.
Foto: Oliver Schikora | Blick in die Zukunft der Konversion am Kessler Field: (v.l.)  Jürgen Folk, Stadtentwicklungs- und Hochbauamt, Stadtbaumeister Markus Sauer sowie Baureferent Ralf Brettin.

Der Gestaltungswettbewerb für die Landesgartenschau wird in der Stadtratssitzung im September endgültig auf den Weg gebracht. Bis Mitte 2021 soll er einen konkreten Entwurf bringen, wie das Gelände umgestaltet wird. Dabei wird auch die Frage der Verbindung zwischen der Ledward Kaserne und dem Kessler Field geklärt, mehrere Varianten entlang der Straße sind denkbar.

"Die Anwohner kommen natürlich auch während der Landesgartenschau immer zu ihren Häusern."
Stadtbaumeister Markus Sauer über die LGs-Pläne für das Kessler Field.

Klar ist: "Die Anwohner kommen natürlich auch während der Landesgartenschau immer zu ihren Häusern", betont Stadtbaumeister Markus Sauer. Betroffen sind Anwohner im unteren Teil der Heeresstraße und natürlich vor allem diejenigen, die in Yorktown wohnen. 

Blick vom Baseballfeld der DJK Schweinfurt Giants nach Süden. In diesem Bereich des Kessler Fields ist ein Teil der Landesgartenschau 2026 geplant.
Foto: Oliver Schikora | Blick vom Baseballfeld der DJK Schweinfurt Giants nach Süden. In diesem Bereich des Kessler Fields ist ein Teil der Landesgartenschau 2026 geplant.

Der zweite Teil der Planung für das Kessler Field betrifft das Areal ab dem Baseballfeld der DJK Schweinfurt Giants bis zu den ersten Häusern von Yorktown. Im oberen Teil entstehen in einem ersten Schritt 60 Einfamilienhäuser (jeweils auf 400 bis 500 Quadratmeter großen Grundstücken). Stadtbaumeister Markus Sauer geht davon aus, bis Ende 2021 den nötigen neuen Bebauungsplan genehmigt zu haben. Danach beginnt der Bau der Erschließungsstraßen, ab 2023 kommen wohl die ersten Bauherren zum Zug.

Die Willi-Kaidel-Straße zwischen Stadion und Kessler Field in Richtung Hainig wird in den nächsten Jahren saniert.
Foto: Oliver Schikora | Die Willi-Kaidel-Straße zwischen Stadion und Kessler Field in Richtung Hainig wird in den nächsten Jahren saniert.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die grundsätzliche Erschließung des Wohngebietes, die auch Yorktown betrifft. Zum einen wird im Zuge der Landesgartenschau-Bauten der erst nach dem 11. September 2001 entstandene Check-Point an der Willi-Kaidel-Straße abgebaut, allerdings nicht zeitnah. Ralf Brettin könnte sich vorstellen, die Überdachung als Reminiszenz zu erhalten, das ist aber noch nicht entschieden.

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Außerdem plant die Stadt die Heeresstraße und nicht die parallel verlaufende Floridastraße als Haupterschließungsstraße, von dort aus baut man Abzweige in das Kessler Field. Das hätte Vorteile, denn so kann man später auch relativ leicht eine mögliche weitere Erschließung von Mönchskutte oder Pfannäcker als Wohngebiete realisieren. Dem Traum der Gemeinden Üchtelhausen und Dittelbrunn, die Heeresstraße als Umgehung zu nutzen, erteilt der Baureferent mit Verweis auf die Beschlusslage im Stadtrat eine Absage: "Das wird von der Stadt nicht unterstützt." Außerdem, so Brettin, müsste die Straße als Umgehung komplett ausgebaut werden, "und eine Entlastung für Schweinfurt selbst gäbe es nicht."

Der Stadtteil Yorktown wurde Ende der 1980er Jahre für amerikanische Offiziersfamilien gebaut. 2016 wurden die 68 Doppelhaushälften im Zuge der Konversion verlost, fast alle sind schon renoviert.
Foto: Oliver Schikora | Der Stadtteil Yorktown wurde Ende der 1980er Jahre für amerikanische Offiziersfamilien gebaut. 2016 wurden die 68 Doppelhaushälften im Zuge der Konversion verlost, fast alle sind schon renoviert.

Das Gewerbegebiet Hainig, direkt im Anschluss an Yorktown, soll nur fußläufig, aber nicht mit einer weiteren Straße angeschlossen werden. Gesichert ist ein Stadtbusanschluss ans Kessler Field und Yorktown, allerdings erst in einigen Jahren, wenn die weitere Bebauung begonnen ist. Die Willi-Kaidel-Straße muss die Stadt ohnehin ausbauen, da sie in einem relativ schlechten Zustand ist. Das Gelände des insolventen Reitvereins wird mit einbezogen in die neue Bebauung.

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Was ist das Besondere an den Plänen für die Geschosswohnungen? Ralf Brettin umschreibt das so: "Wir wollen hier einen Stadtteil, der fit für die Folgen des Klimawandels ist und darauf das gesamte Wohnen ausrichten." Sprich: Die Häuser sind weit mehr als energieautarke Passivhäuser im Moment, der gesamte Stadtteil mit seiner kompletten Infrastruktur vom Wasser- und Abwassermanagement über die Energieerzeugung bis zur Mobilität oder das Parken in einer Quartierstiefgarage wird auf erneuerbare Energien ausgerichtet.

"Wir wollen hier einen Stadtteil, der fit für die Folgen des Klimawandels ist und darauf das gesamte Wohnen ausrichten."
Baureferent Ralf Brettin über die Pläne für das Kessler Field.

20 bis 25 Architekturbüros werden im Herbst aufgefordert, sich an dem entsprechenden Wettbewerb für das Areal zu beteiligen und bis Mitte nächsten Jahres Vorschläge zu machen. Die Ideen, die im Februar im Stadtrat präsentiert worden waren, ließen jedenfalls aufhorchen. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) sagte im Stadtrat: "Das sind verlockende Aussichten."

Die 16 Grundstücke in der Alaskastraße in Yorktown sind fast alle schon bebaut.
Foto: Oliver Schikora | Die 16 Grundstücke in der Alaskastraße in Yorktown sind fast alle schon bebaut.

Dem einen oder anderen Anwohner dürfte aufgefallen sein, dass in den vergangenen Wochen immer wieder Vermessungsteams unterwegs waren. Das sind vorbereitende Maßnahmen für die nötigen Bebauungspläne und die Verkehrsplanung. Klar ist auch, dass der frühere amerikanische Kindergarten neben der Skateranlage abgerissen wird.

Der alte Kindergarten der Amerikaner im Kessler Field wird abgerissen, hier entstehen in den nächsten Jahren Einfamilienhäuser.
Foto: Oliver Schikora | Der alte Kindergarten der Amerikaner im Kessler Field wird abgerissen, hier entstehen in den nächsten Jahren Einfamilienhäuser.

Über die Skateranlage sprach erst kürzlich der Ferienausschuss. Sie bleibt so lange, bis die ersten Einfamilienhäuser gebaut werden. Nach der Landesgartenschau 2026 soll es eine neue Anlage womöglich im Bürgerpark geben.

Schwierig hingegen ist im Moment die Suche nach einem neuen Baseballfeld für die aufstrebende Abteilung der DJK, in der auch viele Kinder dem amerikanischen Nationalsport frönen. Ideen gibt es, unter anderem die Wehranlagen. Inwieweit das realisierbar ist, hängt allerdings auch von der Prioritätensetzung bei den Haushaltsberatungen im November ab, da die Stadt bekanntlich aufgrund des Einbruchs der Gewerbesteuer während der Corona-Pandemie finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet ist.

Der Check-Point für das ehemalige amerikanische Areal Kessler Field und Yorktown steht noch, er soll in den nächsten Jahren abgerissen werden. Möglicherweise bleibt die Überdachung während der Landesgartenschau 2026.
Foto: Oliver Schikora | Der Check-Point für das ehemalige amerikanische Areal Kessler Field und Yorktown steht noch, er soll in den nächsten Jahren abgerissen werden. Möglicherweise bleibt die Überdachung während der Landesgartenschau 2026.

Kessler Field und Yorktown

2014 zog die us-amerikanische Armee sich aus dem Standort Schweinfurt zurück, verließ die 1935 für die Wehrmacht gebaute und seit 1945 von ihnen genutzte Ledward Kaserne an der Niederwerrner Straße sowie die Wohnviertel der Angehörigen in Askren Manor und Yorktown. 
Yorktown Village wurde für Offiziere der US-Heeresgarnison Schweinfurt von 1986 bis 1992 gebaut. Das Viertel wurde nach dem Ort Yorktown in Virginia benannt, wo im Unabhängigkeitskrieg 1781 die französisch-amerikanischen Truppen unter dem späteren ersten US-Präsidenten George Washington gegen die Truppen des englischen Königs siegten. In Yorktown stehen 68 Doppelhaushälften in amerikanischer Holzbauweise. Die US-Armee baute solche Wohnsiedlungen weltweit gleich, um den Soldaten die Eingewöhnung zu erleichtern, da diese oft versetzt wurden.
Ende Februar 2016 kaufte die Stadt von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Yorktown und das angrenzende Kessler Field. Die Doppelhaushälften wurden im Mai 2016 unter 800 Bewerbern verlost, heute sind die Häuser bereits renoviert. Zu einem Großteil neu bebaut sind auch die 16 Grundstücke in der Alaskastraße.
Das Kessler Field liegt südlich von Yorktown entlang der Heeresstraße bis zur Willi-Kaidel-Straße. 1987/88 wurde hier die High School gebaut, daneben gab es Sportplätze, eine Sporthalle und ein Bowlingcenter. 2016 zog die International School Mainfranken von Unterspiesheim in die ehemalige High School, im Bowlingcenter ist nun ein Fitnesscenter, die Turnhalle nutzt die DDC Factory. Ein Teil des Kessler Fields wird in die Landesgartenschau 2026 integriert, der andere Teil mit Einfamilienhäusern und Geschosswohnungen bebaut.
Quelle: Stadt Schweinfurt/Wikipedia
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  • K. B.
    Was wird aus der Reiterschänke??
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  • F. R.
    Das Foto der Alaskastraße vermittelt ein angenehmes, einheitliches Bild, mit Ziegelhäusern. Statt heutigem EFH-Chaos allerorten, mit "Hundehütten" (Bm. von Iphofen) .

    Gut auch, dass die Heeresstraße Haupterschließungsstraße wird, mit Anschlussmöglichkeiten für neue Wohngebiete. Als Umgehungsstraße brächte sie schon etwas Entlastung, für alle Pendler von Dittelbrunn etc. via Kennedy-Ring zur Großindustrie in Oberndorf.

    Man sollte hier die Zukunft nicht verbauen: mit einem abschnittsweisen Ausbau der Heeresstraße als breite Allee, die an einem Kreisel eine Nordumgehung Eselshöhe-Hainig kreuzt, die schon lange im FNP vorgesehen ist. Man hätte dann die Option, bei Bedarf dieses Straßenkreuz sukzessive aufzubauen. Dieses Projekt, das in einem ersten Straßenstumpf bis Yorktown Village noch nicht viel kosten würde und den Weg für die Zukunft freihielt, würde der Stadtrat sicherlich begrüßen. Nachfolgende Generationen würden es danken.
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