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Schweinfurt
Kommunale Wärmeplanung: Wie weit der Ausbau der Fernwärme in Schweinfurt ist und was noch geplant wird
Für das Wärmeplanungsgesetz sollen Kommunen Pläne für eine klimaneutrale Heizinfrastruktur vorlegen. In Schweinfurt rückt Fernwärme in den Fokus. So ist der Stand.
Fernwärme wird bei der kommunale Wärmeplanung in Schweinfurt voraussichtlich eine tragende Rolle spielen. Das Netz wird ständig weiter ausgebaut, wie aktuell hier in der Bauerngasse.
Foto: Anand Anders | Fernwärme wird bei der kommunale Wärmeplanung in Schweinfurt voraussichtlich eine tragende Rolle spielen. Das Netz wird ständig weiter ausgebaut, wie aktuell hier in der Bauerngasse.
Désirée Schneider
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:35 Uhr

Länder und Kommunen sollen künftig in Sachen Klimaschutz stärker in die Pflicht genommen werden – das sieht das geplante Wärmeplanungsgesetz vor. Dafür sollen Kommunen Pläne für den Aus- und Umbau einer klimaneutralen Heizinfrastruktur vorlegen. Davon wäre auch Schweinfurt betroffen.

Als Stadt mit unter 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern müsste Schweinfurt nach aktuellem Vorhaben bis Ende 2027 entsprechende Pläne aufstellen – Großstädte bereits bis Ende 2025. Für Bürgerinnen und Bürger könnten die kommunalen Wärmepläne vor allem eines bieten: Orientierung in der Heizungsfrage. Denn auch den Schweinfurter Plänen wäre dann zu entnehmen, welche Häuser bald an ein Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen werden könnten oder ob Hausbesitzerinnen und -besitzer beispielsweise besser auf eine Wärmepumpe setzen sollten.

Doch wie weit ist die Fernwärmeversorgung in Schweinfurt? Wo ist bereits Fernwärme vorhanden, wo wird ausgebaut und was kostet der Verbrauch?

Wie groß ist das Fernwärmenetz in Schweinfurt?

Über 50 Kilometer ziehen sich die Fernwärmeleitungen nach Angaben der Stadtwerke Schweinfurt bereits durch das Stadtgebiet. Anfang 2022 waren es noch 49 Kilometer. Etwa 135 der 674 Schweinfurter Straßen seien damit bereits an das Fernwärmenetz angebunden, so Stadtwerke-Sprecher Dirk Wapki.

Genutzt würde das Netz an 785 Anschlüssen quer durch die Bank von Ein- und Mehrfamilienhäusern, über größere Wohnanlagen bis hin zu Industrie- und Gewerbekundschaft. Die Fernwärme liefert das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) an die Stadtwerke, die diese dann weiterverkaufen.

Wo ist in Schweinfurt bereits Fernwärme vorhanden?

Nicht in allen Stadtviertel ist ein Anschluss an das Fernwärmenetz möglich. Bislang seien die Altstadt, die Innenstadt, das Gründerzeitviertel und das Musikerviertel sowie der Bergl, Yorktown, Bellevue, Hafen-West und das Maintal mit Fernwärme versorgt.

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Etwas schwieriger könnte es hingegen in der Niederwerrner Straße und in der Franz-Schubert-Straße werden. Sie sind erst in Teilen für Fernwärme erschlossen. Zuletzt ausgebaut und nachverdichtet wurde das Netz laut Wapki in der Rosengasse, der Rückertstraße, der Franz-Schubert-Straße und An den Schanzen.

Wo nutzen am meisten Menschen Fernwärme?

Die höchste Dichte an Fernwärmeanschlüssen im Stadtgebiet findet sich in der Innenstadt, dem Gründerzeitviertel, dem Musikerviertel, dem Bergl, Yorktown und Bellevue. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass hier entweder besonders alte oder besonders neue Wohngebäude stehen: "Eine Umstellung des Energieträgers auf Fernwärme erfolgt in der Regel im Rahmen einer Heizungssanierung oder Fernwärme wird bei Neubauprojekten, wie in Yorktown und Bellevue, als Primärenergieträger gewählt", erklärt Wapki.

Wo wird in Schweinfurt als nächstes ausgebaut?

Auch unabhängig von dem geplanten Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung sei man in Schweinfurt bereits seit Jahren dabei, das Fernwärmenetz auszubauen oder, wo dies nicht möglich ist, eine dezentrale Versorgung über Quartierslösungen zu entwickeln, sagt Wapki. Aktuell werde etwa in der Bauerngasse und der Oskar-von-Miller-Straße gebaut.

50 Kilometer zieht sich das Fernwärmenetz bereits durch Schweinfurt - und wird ständig weiter ausgebaut. Momentan wird in der Bauerngasse und der Oskar-von-Miller-Straße gebaut.
Foto: Anand Anders | 50 Kilometer zieht sich das Fernwärmenetz bereits durch Schweinfurt - und wird ständig weiter ausgebaut. Momentan wird in der Bauerngasse und der Oskar-von-Miller-Straße gebaut.

Als nächstes seien Erweiterungen im Bereich der Kreuzung Hauptbahnhofstraße/Kreuzstraße, in der Wirsingstraße sowie in der Alten Bahnhofstraße, der Ludwigstraße und der Klingenbrunnstraße geplant. Einen genauen Zeitplan könne Wapki er aber nicht nennen. Dies sei unter anderem abhängig von Materialverfügbarkeit, Genehmigungen, Dienstleistern und Naturschutz.

Was kostet das Heizen mit Fernwärme im Vergleich zu Strom und Gas?

Spätestens mit Beginn des Ukrainekrieges hat die Fernwärme einen Schub erlebt. Auch in Schweinfurt sei die Nachfrage in der jüngeren Vergangenheit "deutlich gestiegen", sagt Wapki.

Preislich läge Fernwärme momentan etwa im Mittelfeld. So kämen auf einen Schweinfurter Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh Fernwärme oder Gas oder einem vergleichbaren Verbrauch von 2000 Litern Heizöl pro Jahr Kosten zwischen 1900 Euro (Heizöl), 2150 Euro (Fernwärme) und 2935 Euro (Erdgas) zu. Nicht mit eingerechnet seien etwaige Zusatzkosten, wie etwa für das Schornsteinfegen bei Heizöl und Erdgas.

Wie werden sich die Preise im Vergleich zu Öl und Gas voraussichtlich entwickeln?

Eine valide Prognose könne er dafür nicht abgeben, meint Wapki. Dafür seien die Preisschwankungen für Brennstoffe auf den Großhandelsmärkten zu stark – jeder Vergleich deshalb nur eine Momentaufnahme.

Um den Umstieg auf Fernwärme dennoch attraktiv zu gestalten, fördere die Stadt Schweinfurt Anschlüsse im Rahmen ihres Klimaschutzkonzepts, so Wapki: "Pro Heizungsanlage sind ein Sanierungszuschuss von maximal 1000 Euro und eine zusätzliche Fernwärmeprämie von bis zu 1000 Euro möglich." Von staatlicher Seite würde ein Heizungstausch mit bis zu 40 Prozent bezuschusst.

Wie stark könnte die Fernwärmeversorgung in Schweinfurt noch ausgebaut werden?

Wie weit der Ausbau der Erzeugungsleistung vorangetrieben wird, sei abhängig vom prognostizierten Bedarf, Leistungsreserven und Ausbauplanung, so Wapki. Wo genau die Grenzen des Ausbaus in Schweinfurt liegen und welche Gebiete eventuell nicht erschlossen werden können, werde erst im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahren geklärt.

 
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