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Schweinfurt
GKS Schweinfurt hat mehr Müll als geplant verbrannt
Das Gemeinschaftskraftwerk ist zwar in die Jahre gekommen, doch durch die ständigen Nachrüstungen ist und bleibt der Betrieb umweltfreundlich. Klärschlamm ersetzt Kohle.
Das GKS am Hafenbecken sorgt auch mit der Fernwärme für die Innenstadt für bessere Luft zwischen Main und Haardtwald.
Foto: Gerd Landgraf | Das GKS am Hafenbecken sorgt auch mit der Fernwärme für die Innenstadt für bessere Luft zwischen Main und Haardtwald.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:41 Uhr

Der Müllteil des Gemeinschaftskraftwerks Schweinfurt (GKS) hat 2020 die Kapazitätsgrenze von 180 000 Jahrestonnen um 6000 Tonnen überschritten. Dies geht "auf das Konto unserer ganz toll engagierten Mitarbeiter" (rund 100, davon viele in Teilzeit), sagen GKS-Geschäftsführer Ragnar Warnecke und Organisationsleiter Dominik Reinig im Gespräch mit dieser Redaktion.

Im Winter 2020/21 wanderte zudem erstmals Klärschlamm auf die Roste des Kohleteils, womit ein Einstieg in den Ausstieg aus der Kohle getan ist, die nach dem heutigen Stand der Dinge an der Schweinfurter Hafenstraße bis Mitte der 2030er-Jahre verfeuert werden darf, aber schon deutlich früher abgesetzt werden soll.  

Hausmüllmengen steigen weiter

Erzielt wurde im Müllteil 2020 der höchste Jahresdurchsatz seit Inbetriebnahme im Jahr 1994 (Kohleteil bereits seit 1990). Schon in der vergangenen zwölf Jahren war eine optimale Nutzung des Müllteils nahezu selbstverständlich. In den Anfangszeiten wanderten dagegen nur 140 000 Jahrestonnen Hausmüll in die Bunker. Dieser wird bei 13 000 Fahrten von Müllfahrzeugen (Durchschnitt 14 Tonnen Abfall) aus dem Bereich der neun kommunalen Gesellschafter (die Städte Aschaffenburg und Schweinfurt sowie die Landkreise Main-Tauber, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt, Haßberge, Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg) angefahren.

Erneut sei es gelungen, "sehr, sehr viel Energie zu erzeugen", so Warnecke, der hier auf ein Plus im Müll- und ein Minus beim Einsatz von Kohle (derzeit aus Polen) verweisen kann. Erspart hat das GKS mit dem Hausmüll als Energielieferant der Umwelt in der Jahresbilanz stattliche 100 000 Tonnen Kohlendioxid. Erzeugt wurden in den zwölf Monaten 115,6 Gigawattstunden Strom und 318,8 Gigawattstunden Fernwärme.

Klärschlamm soll 3000 Tonnen Steinkohle ersetzen

Nach mehreren Versuchsphasen wurde im Winter 20/21 erstmals Klärschlamm (zu 90 Prozent ausgetrocknetes Granulat) im Regelbetrieb verbrannt. Die 2500 Tonnen kamen vor allem aus der Stadt Aschaffenburg. Die meisten anderen Gesellschafter, darunter auch Stadt und Landkreis Schweinfurt, müssen vor einer Anlieferung in ihren Klärwerken die Schlammtrocknung noch einführen oder optimieren. Geplant ist, dass 9500 Tonnen Klärschlamm auf die 1200 Grad heißen Roste wandern und damit zunächst zehn Prozent des Kohleverbrauchs (30 000 Jahrestonnen) ersetzen.

In zwei Silos (links im Bild) wird der Klärschlamm gebunkert.
Foto: Gerd Landgraf | In zwei Silos (links im Bild) wird der Klärschlamm gebunkert.

Der Entsorgungsfachbetrieb wird nicht nur von städtischen und staatlichen Behörden ständig geprüft, sondern lässt sich auch freiwillig von verschiedenen Fachstellen den umweltgerechten Betrieb zertifizieren, etwa im Rahmen des strengen europäischen Umweltmanagementsystems EMAS oder durch den Deutschen Nachhaltigkeitskodex, "den nicht jeder hat" (Ragnar Warnecke).

Die Komponenten der Rauchgasreinigung

Ganz entscheidend für das stets gute Abschneiden bei der Umweltverträglichkeit ist auch die Rauchgasreinigung des Müllteils. Nach der Verbrennung zieht der Rauch in die Entstickung, wo mit dem Einspritzen von Ammoniakwasser die gasförmigen Oxide des Stickstoffes reduziert werden. Im Multizyklon werden gröbere Staubpartikel ausgeschieden, ehe dem Rauchgas durch Aktivkoks Schwermetalle und schädliche Kohlenwasserstoffe entzogen werden.

Der Sprühtrockner der abwasserfrei arbeitenden Anlage verdampft Wasser aus der nachfolgenden Rauchgaswäsche bei 200 Grad. Anschließend gelangt der Rauch in die 500 jeweils sechs Meter hohen Gewebefilterschläuche, an denen sich der Feinstaub absetzt. Zwei Wäscher holen dann noch Säuren aus der Abluft, ehe diese vom Saugzug in den 97,5 Meter Hohen Kamin geschickt wird.

Unter den Emissionsgrenzen

Zahlreiche Luftschadstoffe werden nach der Reinigung und vor dem Kamin kontinuierlich gemessen; weitere, technisch nicht ständig messbare, darüber hinaus periodisch durch externe Fachleute während des Regelbetriebs. Die Langzeitbeobachtung wird zudem durch Daten aus Bodenproben gestützt. Beim Quecksilber (welches im Hausmüll grundsätzlich nichts zu suchen hat) erreicht die Rauchgasreinigung beispielsweise eine Reduzierung um 99,4 Prozent, bei den Dioxinen um 99,9 Prozent. Laut Geschäftsbericht für 2020 ergaben die Messungen am Kamin allesamt erneut "Minimalbelastungen deutlich unter den Emissionsgrenzwerten".

Zurück zur Verbrennung im Müllteil. Die dort verbleibenden Reststoffe sind nahezu gänzlich wiederverwertbar. Aus den jährlich rund 50 000 Tonnen Schlacke werden zwischen 3000 und 4000 Tonnen Metall aussortiert. Der Rest kann verbaut werden.

 
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