
In der Öffentlichkeit sind die Kirchenverwaltungswahlen im Bistum Würzburg kaum bekannt. Selbst viele der über 600.000 katholischen Gläubigen verfolgen den Urnengang bis 24. November, für den in diesen Tagen die Wahlunterlagen verschickt werden, mit nur geringem Interesse. Zumindest, wenn man die überschaubare Wahlbeteiligung aus früheren Abstimmungen als Indiz dafür hernimmt.
Dabei geht es um ein Schlüsselgremium innerhalb jeder Pfarrei. Die Mitglieder der Kirchenverwaltung und der aus ihrer Mitte gewählte Kirchenpfleger vertreten zusammen mit dem Pfarrer die örtliche Kirchenstiftung. Sie sind vor allem für die Finanzen und Liegenschaften verantwortlich. Das Gremium beschließt Haushalt und Baumaßnahmen, verwaltet Vermögen und Immobilien und ist für Arbeitsverträge zuständig.
28 Kirchenverwaltungen in vier Pfarreiengemeinschaften
Gleichwohl scheint ein solches Ehrenamt immer weniger attraktiv zu sein. Im Gebiet des Pastoralen Raumes Gerolzhofen im südlichen Landkreis Schweinfurt hat sich im Vorfeld der Wahlen die Suche nach Freiwilligen mancherorts extrem schwierig gestaltet. Das hat eine Umfrage unter den dortigen vier Pfarreiengemeinschaften (PG) Kirche Am Zabelstein (Traustadt), Marienhain (Herlheim), St. Franziskus am Steigerwald (Gerolzhofen) und St. Raphael (Unterspiesheim) ergeben.
Dort sind rund 12.000 Katholiken ab dem 18. Lebensjahr aufgerufen, bis 24. November ihre Stimme abzugeben. Sie entscheiden darüber, wer die nächsten sechs Jahre in den 28 Kirchenverwaltungen vertreten sein wird. Eine echte Wahl haben die Wahlberechtigten allerdings meist nicht: Oft können sie so viele Kreuzchen machen, wie Kandidaten auf dem Stimmzettel stehen.
In der PG Kirche Am Zabelstein, zu der elf Kirchenstiftungen gehören, war die Suche nach Kandidaten und Kandidatinnen teils eine große Herausforderung und führte in einem Fall zu einer monatelangen Hängepartie. Erst vor wenigen Tagen wurde die letzte Wahlliste fertiggestellt. Das bestätigt Pfarrer Günter Höfler auf Anfrage. Nun könne überall eine reguläre Wahl durchgeführt werden, so Höfler.
Hängepartie in Bischwind mit einem guten Ende
Konkret geht es um Bischwind. Dort war lange Zeit fraglich, ob sich ein zweiter Kandidat zur Wahl stellt. "Bislang hatten wir einen solchen Fall noch nie", teilt er der Redaktion mit und zeigt sich nach dem positiven Ausgang erleichtert. Für solche kleinen Pfarreien (bis zu 2000 Katholiken) sind zwei Bewerberinnen und Bewerber vorgeschrieben. Auch in Dingolshausen und Michelau können sich die Wahlberechtigten diesmal nur für zwei Personen entscheiden.
Noch bei der letzten Wahl 2018 wäre diese Mindestanzahl nicht ausreichend gewesen. Damals mussten wenigstens vier Personen auf dem Stimmzettel stehen. Nun aber hat das Bistum diese Vorgabe geändert, wie der Sprecher der Diözese Würzburg, Bernhard Schweßinger, bestätigt. "Um Kirchengemeinden eine Option zu bieten, denen es an der geforderten Anzahl von Kandidaten/innen fehlt."
Für Pfarrer Günter Höfler ist dieser Schritt folgerichtig, da es immer schwieriger werde, Menschen zu einer Kandidatur zu bewegen. "Ein Rückgang ist nicht zu leugnen", heißt es dazu auch von Seiten der Diözese.
Was wären die Folgen einer Unterschreitung? Es könnte zunächst keine Kirchenverwaltung gewählt werden. Im Extremfall müsste die Verwaltung der Kirchenstiftung über die Diözese erfolgen, wodurch eine finanzielle Eigenständigkeit nicht mehr gegeben wäre. Möglich wäre auch eine Fusion zweier Kirchenstiftungen. Dazu ist es im Pastoralen Raum Gerolzhofen bislang nicht gekommen.
Eine dritte Option wäre die Mitverwaltung durch eine benachbarte Kirchenstiftung. Im Fall Bischwind hatte es nach Auskunft von Pfarrer Höfler vorsorglich schon Gespräche mit Dingolshausen zu einer solchen Notlösung gegeben.
Kandidatensuche ist überall schwierig
Höfler ist nicht der einzige, der davon überzeugt ist, dass es künftig zu Fusionen oder Kooperationen kommen wird. Eine stärkere "Zusammenarbeit über den eigenen Kirchturm hinaus" sieht Pfarrer Thomas Amrehn (PG St. Raphael) auch als Chance. Es würde das Arbeiten erleichtern, glaubt er.
In der PG Marienhain ist die Kandidatensuche für alle acht Kirchenverwaltungen ebenfalls schwierig gewesen. Pfarrer Andreas Engert ist daher froh, dass sich genügend Personen zur Wahl aufstellen. Mehr als vier Bewerber sind es nirgends, in Zeilitzheim stehen nur drei Namen auf dem Stimmzettel.
Leicht komfortabler ist die Situation in den Kirchenstiftungen der anderen Pfarreiengemeinschaften. In den sechs Pfarreien von St. Franziskus am Steigerwald stehen stets mindestens vier Kandidaten zur Wahl, in Oberschwarzach sechs und in Schallfeld sogar sieben. In Gerolzhofen (mit über 3000 Katholiken) setzt sich die Kirchenverwaltung aus sechs Mitgliedern zusammen. Ebenso viele Kandidaten haben sich zur Wahl bereit erklärt. "Es sieht gut aus", sagt Pfarrer Stefan Mai.
Ausreichend Kandidaten stehen auch für die drei Kirchenverwaltungswahlen in der PG St. Raphael zur Verfügung. In Unterspiesheim sind es sechs, für vier zu wählende Mitglieder. Pfarrer Amrehn berichtet, dass die bisherigen Mitglieder, von denen viele zur Wiederwahl bereit sind, bei Gesprächen mit potenziellen Kandidaten sehr behilflich gewesen seien.
Weniger Wahlberechtigte, aber höhere Wahlbeteiligung
Die Gründe für die geringer werdende Bereitschaft, ein solches Ehrenamt auszuüben, sehen die meisten Befragten in einem allgemeinen gesellschaftlichen Trend, sich nicht mehr langfristig binden zu wollen. Sechs Jahre Amtszeit schrecke viele ab, meint Pfarrer Engert. Weitere Gründe sind seiner Ansicht nach der Gegenwind, der der Kirche ins Gesicht weht, und der Rückgang der Gläubigen.
In Gerolzhofen zum Beispiel sind nur noch 3247 Wahlberechtigte stimmberechtigt. Vor sechs Jahren waren es noch fast 3700. Andernorts sieht es nicht viel besser aus. Wenigstens konnten zuletzt mehr Katholiken zur Abstimmung animiert werden. 2018 lag die Wahlbeteiligung bei 31 Prozent. Damals wurde auf Briefwahl umgestellt, was für Pfarrer Mai ausschlaggebend für die gute Quote gewesen sei.
Bei den früheren Urnenwahlen hätten sonst hauptsächlich die Kirchgänger abgestimmt. Mit der Briefwahl, so Stefan Mai, komme man an die Menschen ran, die weniger kirchenaffin sind. Es sei zwar ein "Riesenpapieraufwand". Er hofft aber, dass es sich auch diesmal wieder lohnt.
wie bei der Bundestagswahl 4 Jahre überall festzulegen egal ob Staat oder Kirche. Denke nach
4 Jahren sind die meisten Ehrenamtlichen noch nicht so verbraucht wie nach 6 Jahren. Und: Kirchenverwaltung hat ja wohl was mit Geld zu tun, und da ist es schon eine wichtige Sache, dass die ehrenamtlichen voll Freude dabei sind. Nach 4 Jahren würde so mancher sich nocheinmal danach bereiterklären mitzumachen, wie nach 6 Jahren.