
Die Katholische Kirche und ihre Pfarrgemeinden stehen vor riesigen Herausforderungen: Immer mehr Gläubige treten aus der Kirche aus, immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste. Die Folge sind sinkende Einnahmen und große Immobilien, die häufig leer stehen oder in ihrer jetzigen Größe kaum mehr benötigt werden. Aus diesem Grund hat eine von der Diözese Würzburg vor längerer Zeit eingesetzte Projektgruppe die Immobilien im Bistum in den Blick genommen.
Grundsätzlich geht es dabei um eine Frage: Welche Kirchen und Gebäude sollen in welcher Form weiterhin genutzt oder aufgeben werden. Danach sollen sich die finanziellen Zuschüsse bei Baumaßnahmen richten. Dementsprechend hat die Diözese in Zusammenarbeit mit den Kirchenstiftungen alle Immobilien klassifiziert, nachdem zwischenzeitlich ein dreijähriges Bau-Moratorium gegolten hatte.
23 von 37 Kirchen wurde der mittleren Kategorie C zugeordnet
Mittlerweile sind alle Kirchen und Gebäude im Pastoralen Raum Gerolzhofen kategorisiert. Auf Anfrage der Redaktion informierte Pfarrer Stefan Mai als Kurator des Pastoralen Raums über die Ergebnisse. Was die Gläubigen bislang am meisten umgetrieben hat, war vor allem eine Frage: Wird es keine Gottesdienste mehr in der Kirche in unserem Ort geben oder das Gotteshaus womöglich sogar geschlossen und verkauft?
Dahingehend kann Stefan Mai Entwarnung geben. Von den 37 Kirchengebäuden in 35 Orten werden die meisten auch in Zukunft bei Bau- und Renovierungsmaßnahmen von der Diözese mitfinanziert. Allein 23 Kirchen wurden der mittleren Kategorie C zugeordnet. Sie werden als klassische Dorfkirche weitergenutzt, dort finden auch regelmäßige Sonntagsgottesdienste statt. Die Diözese gewährt bei Instandhaltungsmaßnahmen einen Regelzuschuss von 50 Prozent zu den Gesamtkosten.
Eine höhere Bedeutung haben vier Kirchen im Pastoralen Raum. Eine herausragende Stellung hat dabei die Stadtpfarrkirche St. Maria de Rosario und St. Regiswindis in Gerolzhofen. Sie wurde als einzige Kirche der Kategorie A zugeordnet, für Stefan Mai ein logischer Schritt, ist sie doch eine Kirche mit überörtlicher Bedeutung. Das bedeutet konkret: Das Gebäude würde selbst bei einer anstehenden Generalsanierung oder bei baulichen Ergänzungen eine finanzielle Unterstützung erfahren. Die Diözese würde in diesem Fall die Hälfte der Kosten übernehmen.
Vier Gotteshäuser in den beiden höchsten Kategorien
In die zweithöchste Kategorie B wurden drei Kirchen eingestuft: Dabei handelt es sich um die Pfarrkirchen St. Johannes der Täufer in Donnersdorf, St. Jakobus der Ältere in Herlheim und St. Sebastian in Unterspiesheim. Diese werden, so Stefan Mai, in einem guten Zustand erhalten und auch modernisiert, aber nicht bei einer Generalsanierung bezuschusst. Damit erhält jede Pfarreiengemeinschaft im hiesigen Pastoralen Raum mindestens eine B-Kirche: Marienhain (Herlheim), St. Raphael (Unterspiesheim), Kirche am Zabelstein (Traustadt) und eben St. Franziskus am Steigerwald (Gerolzhofen) mit der als A kategorisierten Stadtpfarrkirche.

Besonders beim Steigerwalddom mussten die Verantwortlichen viel Überzeugungsarbeit in den zuständigen Gremien leisten. Ursprünglich sollte diese Kirche nur ein B erhalten. Durch viele Gespräche mit Verweis auf die kunsthistorische Bedeutsamkeit konnte die Höchstauszeichnung doch noch erreicht werden. "Das war mir ein besonderes Anliegen", sagt Stefan Mai, der auch Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Franziskus am Steigerwald ist.
Ein weiterer Grenzfall war die Wallfahrtskirche Maria Hilf in Bischwind. Gerne hätte man diese in die bedeutendere B-Kategorie eingestuft gesehen, was aber nicht möglich war. Aus Sicht von Mai habe sie eine überörtliche Bedeutung und eigentlich eine bessere Einordnung als C verdient. Sonst aber sind er und die jeweiligen Kirchenstiftungen und Pfarrgemeinden mit dem erzielten Kompromiss einverstanden. Die Gespräche seien konstruktiv und sachlich verlaufen, auch wenn er zu dem Prozess meint: "Das Herz wünscht immer mehr. Aber der Verstand sagt: So muss es sein!"

Zehn Kirchen wurden schlechter als C bewertet. Zwei von ihnen, in Kleinrheinfeld und Mutzenroth, gehören nicht mehr den Kirchenstiftungen und wurden deshalb nicht kategorisiert. Sieben weitere Kirchen, vor allem in Orten mit weniger als 100 katholischen Gläubigen, haben ein D bekommen: in Falkenstein, Vögnitz, Breitbach, Düttingsfeld, Handthal, Schönaich und Siegendorf. In diesen Filialkirchen finden ohnehin keine Sonntagsgottesdienste mehr statt, nur noch Werkgottesdienste im Abstand von mehreren Wochen. Bei diesen Gebäuden soll künftig zumindest die Verkehrssicherheit sichergestellt sein.
Übernimmt die Stadt die Spitalkirche in Gerolzhofen?
Die einzige Kirche, die in die schlechteste Kategorie E eingeteilt wurde, ist die Spitalkirche St. Vitus in Gerolzhofen. Hier bezuschusst die Diözese nur noch die äußere Verkehrssicherheit, mehr nicht. Für Stefan Mai ist diese Einteilung kein heikler Fall, da die Kirche seit der Pandemie nicht mehr genutzt wird. Zuvor wurden dort noch werktägliche Gottesdienste zelebriert, doch seit 2020 finden diese in der Stadtpfarrkirche statt. Früher sei die Spitalkirche gerne auch für Hochzeiten oder Goldene Hochzeiten genutzt worden, was aber schon lange nicht mehr der Fall ist, wie der Kurator anmerkt.

Wie geht es mit diesem Kirchengebäude nun weiter? Laut Stefan Mai wird in den nächsten Jahren die Profanisierung anstehen. Wenn sich ein Käufer findet, steht auch ein Verkauf im Raum. Die Pfarrgemeinde hat schon bei der Stadt Gerolzhofen angefragt, ob sie sich eine Übernahme vorstellen kann. Kirchenpfleger Hubert Zinkl teilte dazu auf Anfrage mit, dass es ein informatorisches Gespräch gegeben habe. Inwieweit die Stadt Interesse an der Immobilie hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Bürgermeister Thorsten Wozniak erklärte gegenüber dieser Redaktion, dass zwar alles denkbar sei. Aber man kenne weder die Konditionen noch den Zeitpunkt.
Kurator Mai kann sich verschiedene Nutzungen in der Spitalkirche vorstellen: Wohnungen, Fest- oder Versammlungsraum, selbst eine Diskothek würde er als künftige Nutzung nicht gänzlich ausschließen. "Es muss aber etwas sein, was Menschen im guten Sinn zusammenführt." Diese Fragen müssten vor einem Verkauf, ob an Kommune, Privatpersonen oder Gewerbetreibende, auf alle Fälle geklärt werden, so Mai.
Bei den Pfarrheimen und Pfarrhäusern gibt es unterschiedliche Regelungen, teilweise finden hier noch Prüfungen statt oder es wird nach Bedarf eine Entscheidung getroffen. Fest steht dahingehend zumindest, dass die Pfarrbüros in Traustadt, Herlheim, Unterspiesheim und Gerolzhofen erhalten bleiben. Auch am Pfarrer-Hersam-Haus wird nicht gerüttelt, es genießt eine überörtliche Bedeutung. Wie es mit den kirchlichen Immobilien sinnvoll weitergehen kann, soll bei einer Immobilien-Werkstatt diskutiert werden. Eine findet am Montag, 16. Oktober, in Schweinfurt von 18 bis 21 Uhr im Pfarrsaal Sankt Kilian statt.