
Die aktuell bekannt gewordene hohe Zahl von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, namentlich im Bistum München-Freising, und die damit einhergehende offenkundige Falschaussage des emeritierten Papstes Benedikt haben die Kirche in eine weitere Krise gestürzt. Dies lässt sich auch an der Zahl der Kirchenaustritten festmachen, die in der Region neue Höchststände erreichen.
Im Standesamt der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen haben in den ersten Wochen des Jahres 2022 bislang schon 62 Männer und Frauen den Kirchenaustritt vollzogen. Diese aktuelle Zahl teilt Selina Thurn, die Leiterin des Standesamts und des Bürgerbüros, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Zum Vergleich die Zahlen aus den Vorjahren: Im gesamten Jahr 2021 wurden 182 Kirchenaustritt bearbeitet, im Jahr 2020 waren es "nur" 118 gewesen.
VG bittet um Anmeldung
Thurn spricht deshalb auch von einer "enormen Zahl" an Kirchenaustritten, die in den vergangenen Tagen vollzogen wurden. Sie bittet deshalb, dass Personen, die ebenfalls aus der Kirche austreten wollen, sich am besten vorab einen Termin im Bürgerbüro geben lassen, um mögliche Wartezeiten zu vermeiden.
Eine deutlich höhere Zahl an Kirchenaustritten meldet auch die Großgemeinde Kolitzheim. Dort sind alleine im Januar bereits elf Personen ausgetreten, teilt Standesbeamter Rainer Ullrich mit. Im vergangenen Jahr 2021 waren es insgesamt 67 Männer und Frauen gewesen, im Jahr davor 54.
In früheren Zeiten, als sich die Kirche noch keine öffentlich bekannt gewordenen Skandale leistete, waren im Schnitt im gesamten Jahr nur zwischen fünf und zehn Anträge auf Kirchenaustritte im Standesamt Kolitzheim zu bearbeiten gewesen, sagt Ullrich.