zurück
Main-Spessart
Kirchenpfleger dringend gesucht: Wenn niemand für die Kirchenverwaltung kandidiert, leidet das Gemeindeleben
Sie verwalten Spenden, organisieren Bauarbeiten und kümmern sich um die Kirchen: Die Kirchenverwaltung trägt viel Verantwortung. Bald stehen Neuwahlen an, doch es gibt immer weniger Kandidaten.
Karl-Heinz Vogel ist ehrenamtlicher Kirchenpfleger in Karbach und hat mit der Renovierung der Kirche gerade alle Hände voll zu tun.
Foto: Angelina Hofmann | Karl-Heinz Vogel ist ehrenamtlicher Kirchenpfleger in Karbach und hat mit der Renovierung der Kirche gerade alle Hände voll zu tun.
Angelina Hofmann
 und  Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 09.10.2024 02:44 Uhr

Am 24. November geht es für die katholischen Gemeinden in Main-Spessart um ihre Zukunft: Dann sind Wahlen für den Kirchenvorstand. Dieses Gremium kann man sich wie die Verwaltung in einem kleinen Unternehmen vorstellen. Die Ehrenamtlichen machen die Buchhaltung, beantragen Zuschüsse, beraten über Baumaßnahmen, haben das Inventar im Blick und noch viel mehr. "Die wohl wichtigste Aufgabe der Kirchenverwaltung", sagt Pastoralreferentin Kathrin Fuchs, "ist aber, dass die Verwaltung die Kirchenstiftung als juristische Person vertritt – und damit zum Beispiel auch entscheidet, was mit den Kirchen und anderen Gebäuden passiert". Dabei werden sie von einem hauptamtlichen Verwaltungsvorstand unterstützt, in der Regel dem Pfarrer.

Alle sechs Jahre werden die Verwaltungen gewählt – und es wird immer schwieriger, Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. "In diesem Jahr werden wir das wohl noch gut über die Bühne bringen", sagt Fuchs. Das liege daran, dass viele erfahrene Verwaltungsmitglieder noch einmal antreten wollen. "Da gibt es viele, die ihr ganzes Leben mit der Kirche verbracht haben und deswegen nicht wollen, dass die Gemeinde zu ihren Lebzeiten aufgelöst werden müssen."

Kirchenrenovierung fordert den Kirchenpfleger

So jemand ist Karl-Heinz Vogel: Schon seit Jahren setzt der 71-Jährige sich für die Karbacher Kirche ein. Sechs Jahre als reguläres Mitglied der Kirchenverwaltung und bereits seit zwei Wahlperioden als Kirchenpfleger. Den Kirchenpfleger wählen die Verwaltungsmitglieder aus ihrem Kreis, er oder sie ist in der Regel für die Kassenführung des Stiftungsvermögens zuständig.

Durch seine Frau, die schon vor ihm aktiv in der Kirche war, kam Vogel mit der Kirchenverwaltung in Kontakt und wurde schließlich gefragt, ob er nicht Interesse an einem Verwaltungsposten habe. Die Arbeit als Kirchenpfleger macht der überzeugte Christ ehrenamtlich. "Keiner will sich mehr für ein Amt binden", beobachtet er.

Eigentlich wollte er altersbedingt in der vergangenen Wahlperiode aufhören, doch mangels Nachfolge entschied er sich, noch einmal anzutreten – auch, weil die Kirche im Moment renoviert wird. Neben der Pflege der Grünanlage falle auch viel Verwaltungsarbeit an. Ihm mache es besonders Spaß, zu sehen, dass sich die Leute über seine Arbeit freuen. Besonders, dass so viele junge Leute seine Arbeit annehmen, freut den Kirchenpfleger.

Diözese hat Vorschläge, wie es ohne Verwaltung weitergehen kann

Wenn sich aber nicht genug Ehrenamtliche finden, dann wird es schwierig für eine Kirchengemeinde. Kathrin Fuchs klappt eine achtseitige Broschüre aus, die die Diözese herausgegeben hat. Darin werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, die eine Gemeinde hat, wenn sie keine Kirchenverwaltung zusammenbekommt. Doch keine dieser Möglichkeiten ist für die Gemeinde wünschenswert, so Fuchs. 

Katrin Fuchs ist Pastoralreferentin und Koordinatorin im pastoralen Raum Marktheidenfeld.
Foto: Carolin Schulte | Katrin Fuchs ist Pastoralreferentin und Koordinatorin im pastoralen Raum Marktheidenfeld.

Bei kleinen Gemeinden bis 2000 Mitglieder kann die Verwaltung zum Beispiel nur aus zwei statt wie üblich aus mindestens vier Personen bestehen. Ist die Kirche eigentlich nur eine "Filial-Kirche", dann kann auch die "Mutter-Pfarrei" die Verwaltung übernehmen. Auch eine eigenständige Gemeinde kann entscheiden, dass sie sich von einer Nachbargemeinde mit verwalten lassen will. Wenn eine Gemeinde für sich keine Zukunft sieht, dann kann sie ihre Kirchenstiftung auch endgültig mit der einer Nachbargemeinde zusammenlegen – alle vier Szenarien bedeuten aber, dass mehr Arbeit auf weniger Schultern verteilt wird, erklärt Fuchs.

Verwaltung muss vielleicht kreative Lösungen für Gebäudeerhalt finden

Eine Übergangslösung wäre die, dass die Gemeinde bis zur nächsten Wahl in sechs Jahren von der Aufsichtsbehörde, also der Diözese Würzburg, verwaltet wird. "Das bedeutet aber auf jeden Fall ein reduziertes Gemeindeleben, denn die Behörde übernimmt dann nur die allernötigsten Aufgaben", so Fuchs.

Auf die Mitglieder der Kirchenverwaltung könnten in den kommenden sechs Jahren auch unangenehme Entscheidungen zukommen, daraus macht Fuchs keinen Hehl. Die Diözese hat längst angekündigt, dass sie die Zuschüsse für manche Kirchengebäude kürzen wird. Die Verwaltung vor Ort muss also entweder kreative Lösungen und neue Wege der Finanzierung finden - oder beschließen, Gebäude aufzugeben. 

Die St.-Vitus-Kirche in Karbach wird renoviert: Die Verwaltung der Gebäude ist eine große Aufgabe für die Kirchenverwaltung.
Foto: Angelina Hofmann | Die St.-Vitus-Kirche in Karbach wird renoviert: Die Verwaltung der Gebäude ist eine große Aufgabe für die Kirchenverwaltung.

Im besten Fall könne man sich aber nach der sechsjährigen Amtszeit auf die Schulter klopfen, in dem Wissen, dass man seine Heimatgemeinde lebendig gehalten hat, so Fuchs. Das sei für viele Verwaltungsmitglieder eine Motivation.

Wer kandidieren möchte, kann sich noch bei zum  14. Oktober bei seinem Pfarrbüro melden. Von Vorteil sei es, in dem Gremium Menschen zu haben, die sich mit Recht oder Finanzen auskennen. "Es kann sich aber grundsätzlich jeder einbringen, auch ohne Fachwissen", so Fuchs. Die Buchhaltung kann ein Gremium zum Beispiel auch an das Dekanatsbüro in Karlstadt abgeben. Unterstützung gibt es außerdem von einem hauptamtlichen Verwaltungsreferenten, der zum Beispiel die richtigen Formulare heraussucht oder Kontakt zu relevanten Stellen in Würzburg vermittelt. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karbach
Angelina Hofmann
Carolin Schulte
Bauarbeiten
Kirchliche Stiftungen
Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten
Pfarrämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top