
Wer Marc Hanson mit seinem Gitarrenkoffer auf der Straße vor dem Jugendhaus FränZ sitzen sieht, bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie es ihm und vielen anderen Musikerinnen und Musikern aus Schweinfurt seit langem geht.
"Im Prinzip suchen wir seit fast fünf Jahren nach einem Probe- oder Kreativraum", erzählt Hanson im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Schweinfurter ist Rockmusiker mit Leib und Seele. Seitdem er 14 Jahre alt ist, spielt er Gitarre, schreibt Songs, produziert Musik und führt nebenbei noch eine eigene Filmproduktionsfirma.
Mit seiner Band "The Ghost Rockets", tourte er bereits mit prominenten Größen wie Bad Religion oder Jennifer Rostock durch Deutschland und Europa.
Doch seit Jahren leidet der Musiker darunter, dass es in Schweinfurt keinen geeigneten Raum zum Proben für seine Band gibt. 20 Jahre lang konnten er und seine Rockband einen der begehrten Proberäume im Jugendhaus FränZ in der Franz-Schubert-Straße nutzen. "Der Proberaum war sozusagen unser zweites Zuhause."
2018 musste das Quintett jedoch seine Sachen packen. Die Jungs waren zu alt geworden. Es musste Platz für jüngere gemacht werden. Die fünf Proberäume im Jugendhaus stehen nur für Bands mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren zur Verfügung.
Räume oft zu teuer oder ungeeignet
Doch die Suche nach anderen Räumen in der Stadt gestaltet sich als schwierig. "Ich weiß nicht, wie viele Leute wir schon angerufen, angesprochen oder angeschrieben haben", sagt Hanson. Oft waren die Angebote zu teuer oder die Räume hatten bauliche Mängel, beispielsweise beim Brandschutz.
Viele hätten zudem Vorbehalte gegenüber der vermeintlichen Lautstärke von Bands. "Letztendlich war unser alter Proberaum im Jugendhaus auch in einem Wohngebiet und es gab nie irgendwelche Beschwerden", sagt der Musiker. Wichtig sei, dass die Räume ausreichend gedämmt seien.
Bedarf an Proberäumen ist groß
Verzweifelt habe Hanson deshalb mehrmals die Stadtverwaltung nach Räumen angefragt. Die hätte ihn jedoch immer wieder vertröstet und darauf verwiesen, dass es keine Räume gebe oder vorhandene bereits vor dem Abriss stehen würden.
"Ich hatte vor zwei oder drei Jahren wegen eines Gebäudes bei den Kasernen angefragt. Damals hießt es, dass das nicht gehe, weil es bald abgerissen wird. Heute, drei Jahre später, steht es immer noch", sagt Hanson. "Da hat man aber eher das Gefühl, die wollen einem gar nicht helfen."
Kunstschaffende würden in Schweinfurt eher ausgebremst, anstatt dass ihnen geholfen wird. "Wenn sich eine Stadt mit dem Titel "Industrie und Kunst" schmückt, sollte sie meiner Meinung nach auch etwas für Künstler anbieten.
Kulturschaffende haben Lösungen vorgebracht
Gerald Günther, Geschäftsführer des Schweinfurter Kulturvereins KulturPackt, weiß ebenfalls um das Thema. "Die Sache mit den Räumlichkeiten für Bands war schon immer ein Problem. Ich kenne einige, die davon betroffen sind."
Sein Kollege Thomas Hübner, Verwalter des Stattbahnhofs und bekannte Größe der alternativen Kulturszene der Stadt, hat Oberbürgermeister Remelé in der letzten Sitzung des Kulturbeirats ebenfalls darauf hingewiesen und eine Lösung präsentiert. Viele der ehemaligen Räume der Ledward-Kaserne seien ungenutzten und würden sich perfekt eigenen, um sie den Bands für einen kleinen Aufwand zur Verfügung zu stellen, so der Kulturschaffende.
Stadt erteilt dem Vorschlag eine Absage
Kein unbekannter Vorschlag. Seit Jahren sind in den ehemaligen Kasernen wegen Platznot bereits Teile der Musikschule untergebracht. "Der Stadt Schweinfurt ist die Thematik bekannt und wir versuchen, geeignete Lösungen zu finden", antwortet Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt, auf Nachfrage der Redaktion.
Dem Vorschlag, den Bands Räume in den Ledward-Kasernen zur Verfügung zu stellen, erteilt die Stadt jedoch nach angekündigter Prüfung eine Absage aus mehreren Gründen.
Zum einen seien die Räume der Musikschule durchweg, auch am Wochenende für Proben von Musikschulensembles belegt und könnten daher nicht zur regelmäßigen Nutzung an andere weitergegeben werden. Viele Bands würden, so Dietz, in den Räumen Technik und Instrumente lagern wollen. Das schließe eine Gruppennutzung von vornherein aus. Des Weiteren würden Gebäude von Studierenden genutzt und weitere an das Studentenwerk verkauft, schreibt Dietz.
Räume werden zur Unterbringung von Flüchtlingen verwendet
Den dritten und letzten Grund, den die Stadt nennt, sei die Entwicklung der derzeitigen Lage in der Ukraine und die Folgen für die Region. So sind aktuell das Bundesamt für Migration, Teile des Bürgeramtes und des Fachamtes für Asylbewerberleistungen der Stadtverwaltung in die Gebäude gezogen, um den aufkommenden Flüchtlingsstrom bewältigen zu können.
"Da die Unterbringung, Betreuung und Versorgung der Geflüchteten aus der Ukraine momentan auch vorrangig ist, muss die weitere Prüfung von Räumlichkeiten in Ledward, was Proberäume anbelangt, auch zurückgestellt werden", schreibt Dietz.
Für Bands wie die von Hanson geht die Suche nach geeigneten Räumen damit weiter. Der Musiker glaubt, dass es neben den Kasernen jedoch noch weitere Möglichkeiten in der Stadt gebe. So sei auch die Gegend am Hafen, oder im Gewerbegebiet gerade dafür prädestiniert, Kulturschaffende wie ihn unterzubringen.
Er hoffe, dass die Stadt weiterhin etwas tun werde, um das Problem zu lösen. Falls nicht, würde es ihn nicht wundern, wenn immer mehr Künstlerinnen und Künstler deshalb aus Schweinfurt weg wollen. "Wir sind mittlerweile für jedes Angebot dankbar", sagt Hanson.
Mietkosten der Proberäume für Bands im Jugendhaus FränZ
1. Proberaum: 30 Quadratmeter für 305 Euro
2. Proberaum: 27 Quadratmeter für 271 Euro
3. Proberaum: 41 Quadratmeter für 412 Euro
4. Proberaum: 28 Quadratmeter für 288 Euro
5. Proberaum: 40 Quadratmeter für 400 Euro
Die Schulen haben schon selber für ihre Kinder keinen Platz. Da fehlt der Platz für Mittagesbetreuung, Nachmittagsaktivitäten etc.
Das sieht man nicht vom Bürostuhl aus!
Zu Platz für Musik: "Industrie und Kunst" war von OB Grieser (CSU) und sie ließ große Taten folgen - seitdem gibt es nur Worte, & Ausreden. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mit guten Willen und etwas Phantasie könnte man auch jetzt Platz für Musik finden. Es findet sich immer eine Lösung - nur nicht bei der derzeitigen, beispiellos desolaten Stadt SW.
SW ist die einzige Stadt, im sonst provinziellen Mainfranken, mit echter Kulturszene, die erhalten werden sollte.
Dann tut doch Mal was für die Jugend in Schweinfurt zum Kuckuck und schiebt nicht immer was vor.
Erst Corona, jetzt die Flüchtlinge etc.
Ihr müsst den Bürgern auch mal helfen und sie nicht nur Gängeln.
Wollt ihr das Image als unfreundlichste Stadt gewinnen?
Leben findet Innenstadt - war Mal ein Slogan von Euch !
Dann macht auch "innen" was.
Lasst den Leuten Raum und Platz.
Zum Fußball spielen, Treffen, Kulturveranstaltungen, Musik machen usw.
Es könnte so einfach sein, aber man muss mal vom Bürostuhl aufstehen und den Leuten zuhören!
bei diesem OB schon lange nicht mehr 'Industrie und Ignoranz' trifft es besser