
Mit welchen Themen sollte sich die Stadt Schweinfurt in diesem Jahr in Sachen Jugendhilfe auseinandersetzen? Dieser Frage ging der Unterausschuss Jugendhilfeplanung nach und sprach seine Empfehlungen für das aktuelle Jahr aus. Die erarbeitete Prioritätenliste präsentierte Stadtjugendamtsleiter Thorsten Schubert im Jugendhilfeausschuss.
An oberster Priorität stehe die Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, erläuterte Schubert. "Ab 2026 wird der Rechtsanspruch eingeführt." Schwierig werde das besonders bei der Ferienbetreuung, die in den Rechtsanspruch aufgenommen werden soll. Bisher seien die Betreuungskräfte der Träger es gewohnt, ausschließlich in der Schulzeit zu arbeiten. Schubert sagt: "Es ist ein drängendes Problem, 2026 hört sich weit weg an, aber wenn man gemeinsam mit Trägern Lösungen erarbeiten will, sind drei Jahre nicht allzu viel."
Ausbau der Kindertagesbetreuung auf der Prioritätenliste weit oben
Ebenso oben auf der Prioritätenliste steht der Ausbau der Kindertagesbetreuung. "Wir werden verschiedene Kindertagesstätten in den nächsten Jahren fertigstellen", erklärte Schubert. Was ihm dennoch Sorgen bereite: kurzfristige Überbrückungsmaßnahmen. "Wir tun uns aktuell schwer, kurzfristige Plätze zu schaffen", sagte der Jugendamtsleiter.
An dritter Stelle steht für das Gremium die Stärkung der Familien, dieses Jahr soll der Fokus auf dem konkreten Thema Medienkompetenz liegen. "Immer mehr Zeit wird vor elektronischen Medien verbracht, von den Kindern und von den Eltern", erläuterte Schubert. "Aber die entsprechende Medienkompetenz ist nicht immer vorhanden." Darauf folgen in der Prioritätenliste die Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche selbst, bei denen besonders die Sozialkompetenz nach der Corona-Pandemie gefördert werden solle.
Als Letztes wolle man sich den Herausforderungen des Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) widmen. Ziel dessen ist es, Kinder, Jugendliche und junge Volljährige zu stärken, die besonderen Unterstützungsbedarf haben. Ab Januar 2024 werde man beispielsweise einen Verfahrenslotsen brauchen, der sich um das Thema Inklusion kümmern müsse, das einen immer höheren Stellenwert bekomme.
Stadtjugendring wollte Prioritätenliste anpassen
Zudem benannte der Unterausschuss einige Themen, die ebenfalls Berücksichtigung finden sollen – darunter etwa der Fachkräftemangel oder die Anpassung auf gendersensible Arbeit.
Luca Häusler vom Stadtjugendring beantragte, die Prioritäten drei und vier in der Beschlussvorlage zu tauschen – also die Unterstützung für Kinder und Jugendliche über die Unterstützung von Eltern zu setzen. Er wolle damit die Unterstützungsangebote für Eltern nicht kleinreden, "aber wir müssen als ersten Weg über die Kinder und Jugendlichen selbst reden." Sein Antrag fand Zuspruch im Plenum – und die Änderung wurde einstimmig beschlossen.
Dekan Oliver Bruckmann störte sich daran, dass das Thema Fachkräftemangel nicht auf der Prioritätenliste, sondern nur unter sonstigen Themen auftauche. "Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass wir ein nicht unerhebliches Problem haben", betonte er. "Bei uns werden auch Kräfte abgeworben, in Richtung Ganztagsschule." Dies könne dazu führen, dass der Personalschlüssel nicht einzuhalten sei und deshalb Plätze gekündigt werden müssten.
Letztlich stimmte der Jugendhilfeausschuss der Beschlussvorlage mehrheitlich zu.