
In Zukunft werden die evangelischen Kirchengemeinden regional deutlich stärker zusammenarbeiten. In jeder Region wird es außerdem eine hauptamtliche Stelle geben, die für die Jugendarbeit in allen Gemeinden zuständig ist. Das sind die wesentlichen Punkte des neuen Stellenkonzepts für den Dekanatsbezirk, das Dekan Oliver Bruckmann laut einer Pressemitteilung der Dekanatssynode, dem „Kirchenparlament“ des Dekanatsbezirks, vorstellte.
Der Dekanatsbezirk Schweinfurt mit seinen 27 Kirchengemeinden wird in Zukunft mit vier hauptberuflichen Stellen weniger auskommen müssen. 34,5 Stellen für verschiedene Berufsgruppen stehen für die Gemeindearbeit, Kirchenmusik und dekanatsweite Arbeit noch zur Verfügung. Eine wichtige Neuerung, die für Flexibilität sorgt: Pfarrstellen können beispielsweise mit einer Diakonin oder einem Religionspädagogen besetzt werden und umgekehrt.
In jahrelangen Beratungen der betroffenen Kirchenvorstände haben sich regionale Verbünde herauskristallisiert, die zukünftig eng zusammenarbeiten werden. Die meisten Kirchengemeinden werden sich mit mehreren anderen zu sogenannten „Pfarreien“ zusammenschließen. Die Gemeinden bleiben dabei zwar rechtlich selbstständig, solange sie einen eigenen Kirchenvorstand aufstellen können. Es gibt dann aber nur noch eine zentrale Verwaltung in einem Pfarramt, was viele Abläufe vereinfacht.
In jeder Region soll es in Zukunft eine ganze Stelle für Jugendarbeit geben
Eine zentrale Neuerung des Schweinfurter Konzepts: In jeder der neu gebildeten Regionen soll es in Zukunft eine ganze Stelle für Jugendarbeit geben. Die Verantwortlichen erhoffen sich davon eine deutliche Stärkung dieses für die Kirchen so zentralen Zukunfts-Themas.

Dekan Bruckmann betonte: Auch, wenn nun in einzelnen Kirchengemeinden niemand mehr im Pfarrhaus wohnen wird, soll es bei dem neuen Konzept keine Gewinner und Verlierer unter den Kirchengemeinden geben. Alle Gemeinden sind von den Änderungen betroffen: Alle Pfarrstellen werden neu geordnet und jeweils der Pfarrei und nicht einer Kirchengemeinde zugewiesen. So sind die Stelleninhaberinnen und Stelleninhaber in der Pfarrei gleichermaßen für alle Gemeinden zuständig. „Ich weiß, dass das belastend ist“, wird Bruckmann in der Mitteilung zitiert. Ein Wechsel im System werde nie „einfach weggesteckt“. Trotzdem sei es nötig, um die Arbeit in den Gemeinden auch in Zukunft zu sichern. „Das geht nur gemeinsam“, betonte Bruckmann.
Bis zum 30. Juni 2024 soll das neue Konzept fertig umgesetzt sein. Dafür werden auch die Dienstordnungen für alle Stellen neu geschrieben. In einer Übergangsphase können zum Teil schon neue Stellen, etwa die für Jugendarbeit, besetzt werden, während Pfarrerinnen und Pfarrer kurz vor dem Ruhestand noch ihre bisherigen Stellen behalten können.
Die neuen Pfarreien im Detail
Die Bezeichnungen der Pfarreien sind Vorschläge; die bayerische Landeskirche kann andere Namen festlegen. Auch der Sitz der Pfarreien kann sich noch ändern.
Kirchengemeinden, die weiter selbständig bleiben:
Bad Kissingen, die mit Abstand größte Kirchengemeinde, hat bereits vor einem Jahr ein eigenes neues Konzept eingeführt und dabei von vornherein eine Pfarrstelle weniger eingeplant.
Schweinfurt-Auferstehungskirche hat eine ganz eigene Ausprägung, unterhält über einen Förderverein eine zusätzliche Stelle für eine Gemeindemitarbeiterin und gliedert sich daher erst einmal nicht ein. Pfarrer Deininger wird jedoch stärker in die Mitarbeit in der Pfarrei Schweinfurt-Stadt eingebunden.
Die Kirchengemeinde Obereisenheim mit Bergtheim ist schon aufgrund der Lage nur schwer in eine Pfarrei zu integrieren.
Pfarrei Schweinfurt-Stadt: Alle Kirchengemeinden der Stadt außer Auferstehungskirche und Oberndorf schließen sich zu einer Pfarrei zusammen. Diese Pfarrei ist bereits beschlossen und wird am 1. Januar 2023 offiziell errichtet. Der Sitz des Pfarramts ist in St. Johannis.
Pfarrei Mainbogen: Sennfeld, Schwebheim, Gochsheim und Schonungen werden in Zukunft ein gemeinsames Pfarramt in Sennfeld haben. Dabei wollen jeweils die zwei Kirchengemeinden Gochsheim und Schonungen sowie Sennfeld und Schwebheim noch enger zusammenarbeiten.
Pfarrei Oberes Werntal: Die Pfarrei besteht aus Obbach, Niederwerrn und Euerbach. Sitz der Pfarrei ist in Obbach.
Pfarrei Rheinfeld-Werneck: Schweinfurt-Kreuzkirche (Oberndorf), Werneck und Bergrheinfeld gehören in Zukunft zusammen. Sitz der Pfarrei ist in Oberndorf.
Pfarrei Zell-Lauertal: Die beiden bereits bestehenden Pfarreien Zell und Lauertal schließen sich zu einer zusammen, bestehend aus den Kirchengemeinden Zell, Weipoltshausen, Madenhausen, Maßbach, Poppenlauer, Rothhausen, Thundorf i. Ufr., und Volkershausen. Sitz der Pfarrei ist in Maßbach.
Hier sieht man wieder einmal schön einen Unterschied zur kath. Kirche. Dort wird über die Köpfe hinweg entschieden. In der ev. Kirche werden die Laien vor Ort mit eingebunden und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt.