
Schon seit über 30 Jahren ist Axel Schmidt leidenschaftlicher Goldschmied und kann sich nicht vorstellen, einmal etwas anderes zu machen. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Kindern lebt der gebürtige Berliner in Bischwind, einem Gemeindeteil von Dingolshausen. In seiner Werkstatt mit integriertem Atelier neben dem Wohnhaus hämmert, ätzt und formt er solange, bis er mit einer Kreation zufrieden ist.
Dabei entstehen einzigartige Ringe, Armreifen, Ketten und Anhänger aus Gold, Silber, Platin und wertvollen Edelsteinen. Keines seiner Schmuckstücke gleicht dem anderen, denn alle sind Unikate, die entweder seiner eigenen Fantasie entspringen oder sich an den Vorstellungen seiner Kundschaft orientieren. Darunter befinden sich auch alte Schmuckstücke, denen er ein neues Antlitz verliehen hat.
"Es ist schön, einen Beruf zu haben, bei dem ich meine eigenen Ideen umsetzen und kreativ sein kann", erzählt der 56-Jährige, der als Teenager mit seinen Eltern nach Bischwind kam. Die Goldschmiedekunst sei ein tolles Handwerk, das ihm noch immer Spaß mache. Dabei wollte er ursprünglich etwas anderes werden.
Axel Schmidt kam aus Zufall zu seinem Beruf
"Eigentlich wollte ich Restaurator werden", verrät Schmidt. Denn während seiner Zeit an der Waldorfschule habe er festgestellt, dass er feinmotorisch begabt sei und ihm handwerkliche Arbeiten Spaß machten. Leider hätte es in der Umgebung damals noch keine Ausbildung dafür gegeben, weshalb man ihm riet, erst einmal etwas Feinhandwerkliches zu machen. Und wie kam er dann ausgerechnet auf die Goldschmiedekunst?
"Ich bin damit ein bisschen groß geworden: meine Mutter hatte in Würzburg eine Galerie für zeitgenössischen Schmuck und die Eltern meines damaligen besten Kumpels waren beide Goldschmiede." In deren Werkstatt sei er ein- und ausgegangen und deshalb schon früh vertraut gewesen mit dem Handwerk.

So entschied er sich, zunächst eine Ausbildung zum Goldschmied an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau zu machen, um anschließend Restaurator zu werden. Doch wie das Leben so ist, kommt es oft anders als man denkt und letztendlich machte ihm das Goldschmiedehandwerk so viel Spaß, dass er sich 1993 selbstständig machte und bis heute bei diesem Beruf geblieben ist.
Seine Schmuckkreationen reisten um die halbe Welt
Glück für seine Kundinnen und Kunden, denn viele von ihnen seien richtige Fans seiner Arbeit geworden und würden immer wieder etwas von ihm kaufen, sagt Schmidt. Solch einen Kundenstamm aufzubauen, hätte jedoch einige Zeit gebraucht. Denn mit seinen circa 220 Einwohnern bietet Bischwind nicht gerade viel Laufkundschaft.
Um sich einen Namen zu machen nahm Schmidt zunehmend an Kunsthandwerkermärkten und den internationalen Schmuckmessen in München und Frankfurt teil. Das sei sehr gut gelaufen und hätte ihm ermöglicht, Kontakte zu internationalen Galerien zu knüpfen. Sein Schmuck erfreute sich so großer Beliebtheit, dass er nicht nur in Deutschland und Österreich ausgestellt und verkauft wurde, sondern auch in Mailand, London und sogar Tokio.

Spricht man ihn darauf an, schmunzelt er und sagt bescheiden: "Das ist schon verrückt. Ich habe sogar noch eine Karte aus Japan mit einem Bild meines Schmucks und Schriftzeichen drauf."
Wie erklärt er sich diesen Erfolg? Schmidt muss nicht lange überlegen, um eine Antwort darauf zu finden: "Ich denke, viele legen Wert darauf, ein Stück zu haben, das es nicht an jeder Ecke gibt und was sich in seiner Gestaltung von der Massenware abhebt." Neben der Individualität seines Schmucks würden die Menschen aber auch die hohe Qualität schätzen.
Für Schmidt zählt Individualität mehr als ein Modetrend
Seinen Stil bezeichnet Schmidt als geradlinig und puristisch. Schon während seiner Ausbildungszeit hätte sich diese Richtung herauskristallisiert. "Ich denke, dieser Schmuck bleibt zeitlos elegant und behält seine Aktualität." Deshalb orientiere er sich nicht an Modetrends, sondern verfolge konsequent seine eigene Linie.

Inspirationen für seine Arbeit nehme er gerne aus Details, die ihm in der Architektur oder Natur auffallen. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass ihm eine Idee plötzlich mitten in der Nacht gekommen ist oder während der Arbeit an einem Schmuckstück. Dann probiere er sie am liebsten gleich am Werkbrett aus.
"Eine Zeichnung ist für mich nur das kurze Festhalten einer Idee, aber wie die sich verwirklichen und weiterspinnen lässt, erfahre ich erst bei der Arbeit mit dem Edelmetall". Denn dabei komme es auch immer wieder vor, dass sich eine Idee technisch nicht realisieren ließe. Dann heißt es: umdenken, erneut ausprobieren und manchmal auch die Idee verwerfen. Dafür können viele Stunden Arbeit verloren gehen, was einen auch mal zur Verzweiflung bringt, gibt er zu.
Und genau weil so viel Arbeit in seinen Kreationen stecke, sei Schmuck für ihn etwas sehr persönliches. "Jedes Schmuckstück ist auch ein Teil von mir, den ich hergebe, denn es ist mein Gehirnschmalz, der darin steckt. Wenn jemand etwas von mir erwirbt, kauft er eben auch ein Stück von mir." Daher sei der Verkauf von Schmuck für ihn auch eine Vertrauenssache.
Die Goldschmiedekunst hat trotz Modeschmuck eine Zukunft
Nichtsdestotrotz erfreut sich Modeschmuck zu erschwinglichen Preisen schon seit Jahren großer Beliebtheit. Auch Schmidt gibt zu, dass die Goldschmiedekunst zwar ein schönes Handwerk sei, man aber nicht leicht davon leben könne und eine starke Fluktuation herrsche. Von den 50 Leuten, mit denen er damals seine Ausbildung angefangen hätte, seien heute circa fünf übrig, die noch immer Goldschmiede sind.

Dennoch sei er sich sicher, dass das Handwerk auch in Zukunft noch bestehen wird. "Ich glaube, dass man viele Sachen einfach noch von Hand machen muss und sich nicht alles maschinell herstellen lässt. Gerade die Individualität, die in meinen Stücken zum Ausdruck kommt, wird nach wie vor einen Stellenwert haben." Man würde zwar nicht reich werden können mit seiner Arbeit, aber für ihn sei sie eine Erfüllung.
Deshalb sei er auch nach über 30 Jahren noch nie an den Punkt gekommen, etwas anderes machen zu wollen und würde sich jederzeit wieder dafür entscheiden, eine Ausbildung zum Goldschmied zu machen. Seinen Beruf möchte er noch so lange ausüben, wie es geht. "Solange meine Augen und Hände mitmachen, werde ich meine Arbeit weiterführen", sagt Schmidt und lacht.