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Creglingen
Von Creglingen bis nach Amerika: Goldschmiedin fertigt Fingerhüte für Sammler aus der ganzen Welt
Isgard Greif hat eine besondere Leidenschaft. Die Goldschmiedin gestaltet außergewöhnliche Fingerhüte. Dahinter steckt eine lange Tradition.
Von Creglingen nach Amerika reist der Fingerhut den Isgard Greif für dortige Fingerhut Sammler geschaffen hat.
Foto: Hannelore Grimm | Von Creglingen nach Amerika reist der Fingerhut den Isgard Greif für dortige Fingerhut Sammler geschaffen hat.
Hannelore Grimm
 |  aktualisiert: 27.04.2023 15:44 Uhr

Die roten Buchstaben "ESTC", den Umriss des amerikanischen Staates New York und dazu noch die Worte "40Th Anniversary 1984-2024" – all das hat Goldschmiedemeisterin Isgard Greif auf einem kleinen Fingerhut untergebracht. Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich schmückt die 60-Jährige, die 2011 den Betrieb von ihrem Vater übernommen hat, ihr winziges Werk auch noch mit Rosen sowie einem eingefrästen sogenannten "Spiralband."

Dieses Band, das mithilfe feiner Drähte gearbeitet wird, hat eine ganz besondere Bedeutung, wie die Meisterin erklärt. Ihr Großvater Helmut Greif, gelernter Werkzeugmacher, habe sich besonders für germanische Mythologie interessiert und vor über fünf Jahrzehnten diese Spiralen entwickelt, die sie immer noch in ihren Arbeiten einfüge.

Die Goldschmiedin Isgard Greif fertigt in der großen Werkstatt im Untergeschoss des Familienbetriebs in Creglingen nach ihren eigenen Entwürfen keltische, griechische und moderne Schmuckstücke ebenso wie speziell geformte Knöpfe und Eheringe oder spezielle Fingerhüte, die aus dem gewohnten Rahmen fallen. Um den Hals trägt sie selbst eine mit dem traditionellen Spiralband geschmückte Kette.

Greifs Kunden stammen nicht nur aus Deutschland

Ihre Kunden stammen nicht nur aus Deutschland. Das Exemplar, an dem sie arbeitet, ist einer von 24 Fingerhüten, die den Weg zu Fingerhut-Sammlern in Amerika antreten werden. "ESTC" steht dabei für "Empire State Thimble Collectors" – den Namen des Vereins. Greif bekam den Auftrag durch die Kontakte, die ihr Vater Thovald Greif vor langen Jahren geknüpft und gepflegt hat.

Wenn Isgard Greif das alte Goldschmiede-Handwerk auch bestens beherrscht, hat etwa mit dem Computer, aber auch mit Maschinen und Gerätschaften die moderne Technik längst Einzug gehalten in dem Betrieb. Die Fertigung von Fingerhüten spiele dort zwar nur noch eine kleine, dafür aber für die Meisterin eine künstlerisch herausfordernde Rolle, sagt Greif.

Nachdem der Auftrag für Amerika abgeschlossen ist, wartet eine neue Aufgabe auf sie. Es geht weiter mit der Anfertigung von einer beachtlichen Anzahl von Fingerhüten für den Verein Freunde des Fingerhuts, der im Mai dieses Jahres sein 40-jähriges Bestehen in Creglingen feiern wird.

Der Verein, der 1983 in Creglingen beim Fingerhutmuseum gegründet wurde, hat derzeit circa 150 Mitglieder aus der ganzen Welt. Größtenteils leben die Mitglieder in Deutschland, aber auch Sammler aus den Niederlanden und der Schweiz, aus Finnland, den USA sowie Neuseeland und anderen Ländern sind den Freunden des Fingerhuts angeschlossen.

Die Geschichte des Fingerhutmuseums

Die Liebe zu den Fingerhüten habe mit ihrem Großvater Helmut Greif ihren Anfang genommen, sagt Isgard Greif. Im Jahre 1963 habe er den Nachlass der Gebrüder Gabler in Schorndorf übernommen. Dem schwäbischen Silberschmied Ferdinand Gabler, der sich 1824 im "Schwäbischen Merkur" als Fingerhutfabrikant vorgestellt hat, war es gelungen, eine Einwalzmaschine für Fingerhüte zu konstruieren. Daraus entwickelte sich die bedeutendste Spezialfabrik, die zeitweise den größten Teil des Bedarfs an Fingerhüten weltweit gedeckt hat.

Nachdem durch einen Brand die Produktion vernichtet wurde, begann Helmut Greif sich intensiv mit der Forschung über die Herkunft der Fingerhüte zu beschäftigen. Die ansehnliche Sammlung von Helmut Greif veranlasste den Vater von Isgard Greif, Goldschmied Thorvald Greif, dazu, das Museum zu gründen.

Für Sammler aus den USA hat Isgard Greif einen Jubiläumsfingerhut mit dem Umriss des Staates New York gestaltet.
Foto: Hannelore Grimm | Für Sammler aus den USA hat Isgard Greif einen Jubiläumsfingerhut mit dem Umriss des Staates New York gestaltet.

Am 8. August 1982 wurde das Fingerhutmuseum mit 800 Ausstellungsstücken eröffnet. An die Gründung des Vereins der Fingerhutfreunde, die im Mai 1983 erfolgte, erinnert ein silberner, kunstvoll verzierter Fingerhut, den Thovald Greif zu diesem Anlass geschaffen hat.

Derzeit sind in dem 36 Quadratmeter großen Raum des Fingerhutmuseums 4000 Exponate aus aller Welt untergebracht. Dazu füllen Nähutensilien, Werkzeuge, Fingerhutbehälter und viele Dinge rund um das Handarbeiten die Vitrinen und Schaukästen.

Thorvald Greif und seiner Tochter, die mit viel Wissen und Sachverstand und vor allem mit Herzblut und Leidenschaft die große Sammlung aufgebaut und ständig vergrößert haben, war jahrzehntelang vorrangig daran gelegen, diese kleinen Zeugnisse aus der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Das Fingerhutmuseum ist seit Beginn der Corona-Pandemie zwar geschlossen, aber den Gedanken daran, die Türen eines Tages wieder für Besucher zu öffnen, habe sie noch nicht aufgegeben, sagt Isgard Greif.

 
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