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Bad Kissingen
In Kissingen wird Plastikmüll zu edlem Schmuck
Schmuckdesignerin Ulrike Heim setzt für Ketten und Broschen aus Umweltschutzgründen auf ungewöhnliches Material: Wie aus Plastikmüll Juwelierware wird.
Schmuckdesignerin Ulrike Heim fertig in ihrer Werkstatt Kunststoffschmuck.       -  Schmuckdesignerin Ulrike Heim fertig in ihrer Werkstatt Kunststoffschmuck.
Foto: Sigismund von Donschütz | Schmuckdesignerin Ulrike Heim fertig in ihrer Werkstatt Kunststoffschmuck.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 19.07.2024 15:45 Uhr

Über Jahrzehnte fertigte die Bad Kissinger Schmuckdesignerin Ulrike Heim ihre Kunstwerke aus Gold und Silber, aber auch aus anderen Metallen. Doch ihr war bewusst: „Der Abbau von Metallen ist nicht menschen- und nicht umweltfreundlich.“ Dies brachte sie vor drei Jahren auf die Idee, eleganten Modeschmuck aus haushaltsüblichem Plastikmüll herzustellen.

Idee beim Anblick Gelber Säcke

„Als ich damals auf meinem Weg zwischen Wohnung und Atelier die Gelben Säcke mit dem Verpackungsmüll sah, begann ich darüber nachzudenken“, erzählt sie. Weltweit werden 95 Prozent des Plastikmülls verbrannt, weiß sie aus den Medien. Nur fünf Prozent werden für den Wiedergebrauch recycelt. Die Herstellung von Modeschmuck aus Kunststoffen sei nicht nur „eine wunderbare Ergänzung für meine künstlerisch-kreative Arbeit“, sagt Heim heute, sondern auch „mein bescheidener Beitrag zum Umweltschutz“.

Der Weg zur Schmuckdesignerin

Ursprünglich wollte Ulrike Heim einen ganz anderen Berufsweg einschlagen: „Ich hatte eine Vorliebe für Sprachen und schon in der Schule Leistungskurse in Englisch und Französisch belegt. Der Kunstunterricht war allerdings meine Leidenschaft.“ Nach ihrem Abitur auf dem Jack-Steinberger Gymnasium begann sie zunächst, Romanistik und Kunstgeschichte zu studieren, doch fehlte ihr an der Universität das Handwerkliche.

Eine Auswahl der Plastikmüll hergestellten Schmuckstücke.       -  Eine Auswahl der Plastikmüll hergestellten Schmuckstücke.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Eine Auswahl der Plastikmüll hergestellten Schmuckstücke.

So wechselte sie an die Zeichenakademie Hanau und ließ sich zur Goldschmiedin ausbilden. Anschließend studierte sie vier Jahre lang an der Hochschule Pforzheim in der Fachrichtung Gestaltung. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Designerin für Schmuck und Gerät machte sie sich zunächst in Hanau selbstständig, bevor sie 1996 als Schmuckdesignerin in ihre Heimatstadt Bad Kissingen zurückkehrte.

Schwerpunkt auf kreativem Arbeiten

„Wichtig ist für mich meine eigene Kreativität“, sagt Heim und verweist auf Schwerpunkte ihrer Arbeit. So fertigt sie „Schmuck in schlichtem Design“ und geht bei ihrer kreativen Arbeit mit Metallen „bis an die Grenze des Machbaren“. Der zweite Arbeitsschwerpunkt ist die Herstellung individuellen Unikat-Schmucks „von der Zeichnung über das Modell bis zum fertigen Stück“.

Schließlich fertigt Heim auch modernen Schmuck aus alten Stücken oder Materialien, die die Kunden ihr mitbringen. „Es ist immer eine Freude zu sehen, wie glücklich sie dann mit dem neuen Stück sind.“ Für Heim ist diese Umgestaltung alten Schmucks in modernen zugleich ein „nachhaltiger Umgang mit kostbaren Materialien“.

Reinigung ohne Chemie

Im Sinne des Umweltschutzes sind auch Kunststoffe für Heim kostbares Material. So sammelt sie seit drei Jahren alle Arten unterschiedlichster Verpackungen wie Folien und Plastiktüten, Eis- und Frischkäse-Verpackungen, Plastikflaschen oder deren Verschlüsse. Vor der Verarbeitung reinigt sie das Material auf natürliche Art, „ganz ohne Chemie“.

Sobald sie eine gewisse Vorstellung für das zu fertigende Schmuckstück hat, stellt sie die benötigten Einzelteile her: Da wird dann in ihrer Werkstatt gestanzt, gesägt, geschnitten und gebohrt. Anschließend verarbeitet sie die meist winzigen Teile zu Halsketten , Broschen oder Ohrschmuck, oft noch veredelt mit anderen Materialien. „Artificial meets Natural“ ist ihr Motto: „Der Kunststoff bekommt dadurch noch eine Aufwertung.“

100 Arbeitsstunden stecken in dieser Halskette aus Plastik und Bergkristall.       -  100 Arbeitsstunden stecken in dieser Halskette aus Plastik und Bergkristall.
Foto: Sigismund von Dobschütz | 100 Arbeitsstunden stecken in dieser Halskette aus Plastik und Bergkristall.

Allein die Kombination unterschiedlicher Kunststoffe – ob durchsichtig, hell oder dunkel und in verschiedenen Farben – macht die Ästhetik sowie den Reiz des ungewöhnlichen Modeschmucks aus und wirkt sich auch optisch aus.

Leicht am Körper

Schon oft konnte Heim beobachten, dass Kunden beim Betrachten solchen Schmucks gar nicht ahnen, dass er aus Plastikmüll gefertigt ist. „Da war dann die Überraschung groß.“ Die Kunden hatten sich lediglich von der ästhetischen Schönheit des Schmucks leiten lassen und davon, dass er leicht am Körper zu tragen ist.

Wird dieser Plastikschmuck nun zur neuen Marke der Bad Kissinger Schmuckdesignerin Ulrike Heim? Nein, meint sie spontan. Sie wird auch weiterhin nach klassischer Art mit Metallen und Steinen ihren Schmuck fertigen. „Aber es macht mir großen Spaß, mal etwas anderes auszuprobieren und mit anderem Material kreativ arbeiten zu können.“

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