zurück
Oberndorf
Ist ein Einkaufszentrum ökologisch wertvoller als Ackerboden? Wie die Auriga GmbH in Schweinfurt um ihr Projekt kämpft
Am 8. Oktober entscheiden die Schweinfurterinnen und Schweinfurter beim Bürgerentscheid über das Einkaufszentrum an der A70. Wie der Investor argumentiert.
Auf diesem gut drei Hektar großen Acker am Ortsrand von Oberndorf plant die Auriga GmbH ein Einkaufszentrum für einen Supermarkt, einen Discounter und eine Drogerie. Dagegen gibt es einen Bürgerentscheid, der am 8. Oktober ansteht.
Foto: Oliver Schikora | Auf diesem gut drei Hektar großen Acker am Ortsrand von Oberndorf plant die Auriga GmbH ein Einkaufszentrum für einen Supermarkt, einen Discounter und eine Drogerie. Dagegen gibt es einen Bürgerentscheid, der am 8.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:40 Uhr

In acht Wochen sind in Bayern Landtags- und Bezirkstagswahlen. Am Sonntag, 8. Oktober, gibt es in der Stadt Schweinfurt aber noch mehr zu tun: der Bürgerentscheid gegen das von der Auriga GmbH geplante Einkaufszentrum mit einem Supermarkt, einem Discounter und einer Drogerie auf drei Hektar in der Nähe der Autobahnausfahrt Bergrheinfeld/Oberndorf der A70.

Während die meisten Schweinfurterinnen und Schweinfurter im Moment eher darüber nachdenken, was sie bei dem endlich wieder schönen Wetter machen sollen bzw. in Urlaub sind, gibt es hinter den Kulissen bereits einen Kampf um die Deutungshoheit in der Angelegenheit.

Der im Namen des Investors agierende Schlichter Winfried Schwatlo hat vor einigen Wochen den drei Vertreterinnen des Bürgerbegehrens – Ulrike Schneider, Anette Klotzek und Kathrin May – ein Gesprächsangebot gemacht, "um zu vermitteln", wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt.

Das Angebot wurde nach längerer Diskussion von den Betroffenen abgelehnt, wie Ulrike Schneider auf Nachfrage erläutert. Denn: "Man baut Brücken, um an das andere Ufer zu gehen, was wir aber gar nicht vorhaben." Der Punkt für Schneider und ihre Mitstreiterinnen ist, dass es in dem vorgeschlagenen Gespräch aus ihrer Sicht keine ergebnisoffene Diskussion über Sinn oder Unsinn des Projekts gegeben hätte.

Investor betont weitere Gesprächsbereitsschaft mit der Bürgerinitiative

Der Investor wolle sein Einkaufszentrum verwirklichen, "wir wollen wertvolle Ackerflächen erhalten", betont Schneider. Das seien zwei völlig unterschiedliche Standpunkte, bei denen es keine Vermittlung geben könne.

Winfried Schwatlo bestätigt die Absage und bedauert diese ausdrücklich: "Unsere Tür bleibt offen", sagt er. Laut dem Investor ist der Impuls für die Planung von den jeweiligen Handelsketten ausgegangen, die auf der Suche nach neuen Standorten in Schweinfurt sind. Der in Oberndorf nahe der Autobahn sei dafür da, die Bevölkerung im Schweinfurter Stadtteil, im gegenüber liegenden Bergrheinfeld sowie Kundinnen und Kunden, die auf der Autobahn vorbeifahren, mit Lebensmitteln zu versorgen.

So soll das neue Einkaufszentrum in Oberndorf laut den derzeitigen Plänen des Investors später einmal aussehen: Grün- und PV-Dächer, Kinderspielplatz, Biotop und Grünfläche.
Foto: Thiemo Ullmann | So soll das neue Einkaufszentrum in Oberndorf laut den derzeitigen Plänen des Investors später einmal aussehen: Grün- und PV-Dächer, Kinderspielplatz, Biotop und Grünfläche.

Auf seiner eigens eingerichteten Internetseite www.daheim-einkaufen.com informiert der Investor über seine Sicht der Dinge, unter anderem mit dem Hashtag #proOberndorf. Schwatlo wollte nach eigener Aussage in dem Gespräch mit der Bürgerinitiative diese auch davon überzeugen, dass nicht die agrarische Nutzung des Ackerbodens ökologisch besser ist, sondern die Umsetzung des Projekts, bei dem laut Investor neben den Gebäuden und einem großen Parkplatz auch ein Biotop, eine PV-Anlage sowie Gründächer und ein Kinderspielplatz entstünden. Außerdem stelle man in Aussicht, 180 Bäume zur Aufforstung in Schweinfurt zu spenden.

Aus Sicht des Investors ein Leuchtturmprojekt in Schweinfurt

Schwatlos Fazit zum Thema Ackerboden in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt: "Wenn es der BI aufrichtig besorgt um den Schutz des Bodens geht und um das Wohl der Bürger, dann bitte müssen sie jetzt aufwachen." Dass die Bürgerinitiative das Einkaufszentrum, das aus Sicht des Investors der Nahversorgung dient, negativ darstellt, empfindet Schwatlo als "unfaire schwarz/weiß-Malerei". Es sei "unverantwortlich", den Schweinfurter Bürgern gegenüber, "denen dieses Leuchtturmprojekt madig gemacht wird durch völlig falsche plakative Unterstellungen".

Warum die Bürgerinitiative keinen Wert auf ein Gespräch legt aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Herangehensweise beider Seiten, illustriert eine Aussage von Winfried Schwatlo im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist überzeugt: "Eine Pilgerstätte für modernen Einzelhandel täte Schweinfurt gut."

Ulrike Schneider, Anette Klotzek und Kathrin May halten das genaue Gegenteil für richtig, weil es in der Nähe des neuen Standorts bereits mehrere Supermärkte und Discounter gibt. Und deshalb sollen am 8. Oktober die Schweinfurterinnen und Schweinfurter das letzte Wort haben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Oberndorf
Oliver Schikora
Ackerböden
Biotope
Bürgerinitiativen
Einkaufszentren
Finanzinvestoren und Anleger
Stadt Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Andreas Neinhardt
    Ich hoffe die Schweinfurter entscheiden richtig und zwar gegen dieses Projekt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Fuchs
    Gar nicht blöd die Herrschaften von der Auriga GmbH. Erinnert mich irgendwie an Kolumbus 1492, der hat auch mit den Indianer Glasperlen gegen Gold getauscht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Die Homepage daheim-einkaufen.com stammt laut Impressum nicht vom Investor Auriga GmbH sondern vom angeblichen Schlichter Winfried Schwatlo der verschiedene GmbHs im Immobilienbereich betreibt. Was sollte man mit einem derart unbefangenen "Schlichter" denn besprechen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ulrike Schneider
    „Eine Pilgerstätte für modernen Einzelhandel“… hier legt sich der von den Investoren engagierte Kommunikationsberater aber mächtig ins Zeug. Die Fakten kann er dabei aber dennoch nicht übertünchen: wertvoller Boden wird versiegelt - 3.900 qm Verkaufsfläche und mehr als 150 Parkplätze. Und wofür? … nicht etwa für die Oberndorfer, sondern für einen knallharten Verdrängungswettbewerb.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten