
In acht Wochen sind in Bayern Landtags- und Bezirkstagswahlen. Am Sonntag, 8. Oktober, gibt es in der Stadt Schweinfurt aber noch mehr zu tun: der Bürgerentscheid gegen das von der Auriga GmbH geplante Einkaufszentrum mit einem Supermarkt, einem Discounter und einer Drogerie auf drei Hektar in der Nähe der Autobahnausfahrt Bergrheinfeld/Oberndorf der A70.
Während die meisten Schweinfurterinnen und Schweinfurter im Moment eher darüber nachdenken, was sie bei dem endlich wieder schönen Wetter machen sollen bzw. in Urlaub sind, gibt es hinter den Kulissen bereits einen Kampf um die Deutungshoheit in der Angelegenheit.
Der im Namen des Investors agierende Schlichter Winfried Schwatlo hat vor einigen Wochen den drei Vertreterinnen des Bürgerbegehrens – Ulrike Schneider, Anette Klotzek und Kathrin May – ein Gesprächsangebot gemacht, "um zu vermitteln", wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt.
Das Angebot wurde nach längerer Diskussion von den Betroffenen abgelehnt, wie Ulrike Schneider auf Nachfrage erläutert. Denn: "Man baut Brücken, um an das andere Ufer zu gehen, was wir aber gar nicht vorhaben." Der Punkt für Schneider und ihre Mitstreiterinnen ist, dass es in dem vorgeschlagenen Gespräch aus ihrer Sicht keine ergebnisoffene Diskussion über Sinn oder Unsinn des Projekts gegeben hätte.
Investor betont weitere Gesprächsbereitsschaft mit der Bürgerinitiative
Der Investor wolle sein Einkaufszentrum verwirklichen, "wir wollen wertvolle Ackerflächen erhalten", betont Schneider. Das seien zwei völlig unterschiedliche Standpunkte, bei denen es keine Vermittlung geben könne.
Winfried Schwatlo bestätigt die Absage und bedauert diese ausdrücklich: "Unsere Tür bleibt offen", sagt er. Laut dem Investor ist der Impuls für die Planung von den jeweiligen Handelsketten ausgegangen, die auf der Suche nach neuen Standorten in Schweinfurt sind. Der in Oberndorf nahe der Autobahn sei dafür da, die Bevölkerung im Schweinfurter Stadtteil, im gegenüber liegenden Bergrheinfeld sowie Kundinnen und Kunden, die auf der Autobahn vorbeifahren, mit Lebensmitteln zu versorgen.

Auf seiner eigens eingerichteten Internetseite www.daheim-einkaufen.com informiert der Investor über seine Sicht der Dinge, unter anderem mit dem Hashtag #proOberndorf. Schwatlo wollte nach eigener Aussage in dem Gespräch mit der Bürgerinitiative diese auch davon überzeugen, dass nicht die agrarische Nutzung des Ackerbodens ökologisch besser ist, sondern die Umsetzung des Projekts, bei dem laut Investor neben den Gebäuden und einem großen Parkplatz auch ein Biotop, eine PV-Anlage sowie Gründächer und ein Kinderspielplatz entstünden. Außerdem stelle man in Aussicht, 180 Bäume zur Aufforstung in Schweinfurt zu spenden.
Aus Sicht des Investors ein Leuchtturmprojekt in Schweinfurt
Schwatlos Fazit zum Thema Ackerboden in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt: "Wenn es der BI aufrichtig besorgt um den Schutz des Bodens geht und um das Wohl der Bürger, dann bitte müssen sie jetzt aufwachen." Dass die Bürgerinitiative das Einkaufszentrum, das aus Sicht des Investors der Nahversorgung dient, negativ darstellt, empfindet Schwatlo als "unfaire schwarz/weiß-Malerei". Es sei "unverantwortlich", den Schweinfurter Bürgern gegenüber, "denen dieses Leuchtturmprojekt madig gemacht wird durch völlig falsche plakative Unterstellungen".
Warum die Bürgerinitiative keinen Wert auf ein Gespräch legt aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Herangehensweise beider Seiten, illustriert eine Aussage von Winfried Schwatlo im Gespräch mit dieser Redaktion. Er ist überzeugt: "Eine Pilgerstätte für modernen Einzelhandel täte Schweinfurt gut."
Ulrike Schneider, Anette Klotzek und Kathrin May halten das genaue Gegenteil für richtig, weil es in der Nähe des neuen Standorts bereits mehrere Supermärkte und Discounter gibt. Und deshalb sollen am 8. Oktober die Schweinfurterinnen und Schweinfurter das letzte Wort haben.