
"Wir sind keine Heuschrecken", das will Michael Krause gleich einmal klarstellen. Der Geschäftsführer der Bayreuther Auriga Handels- und Gewerbebauträger GmbH hat nicht nur Referenzen und schöne Bilder von seinen bisherigen Projekten mitgebracht, sondern auch einen Konfliktmoderator.
Professor Winfried Schwatlo aus München ist Experte für öffentliche Konflikte und Kommunikation. Er soll den Menschen hier die Bedenken vor dem von der Auriga GmbH geplanten Projekt in Oberndorf nehmen und agiert ab sofort als Unternehmenssprecher.
Das oberfränkische Unternehmen will auf einem 24.000 Quadratmeter großen Acker am Ortsrand des Schweinfurter Stadtteils ein Einkaufszentrum mit drei Märkten errichten: einem Rewe-Vollsortimenter, einem Lidl-Discounter und einem DM-Drogeriemarkt, auch ein gemeinsamer Parkplatz mit etwa 150 Stellflächen soll entstehen. Rund 4000 Quadratmeter sollen dafür überbaut werden. Das Grundstück in Oberndorf, das sich in Privatbesitz befand, wurde bereits Mitte 2021 notariell beurkundet.

Doch gegen das Auriga-Projekt gibt es Widerstand. Die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider (Initiative Zukunft/ödp) hat gemeinsam mit der Oberndorfer Landwirtin Kathrin May und der Umweltaktivistin Anette Klotzek das Bürgerbegehren "Natur statt Beton" initiiert und über 4000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt, womit ein Bürgerentscheid erwirkt ist. Ihre Kritikpunkte sind die "Flächenversiegelung, die Überdimensionierung und der Verdrängungswettbewerb", weil es im Umkreis von 800 bis 1500 Metern bereits solche Einkaufsmärkte gibt.
"Wir sind überrascht von diesem Gegenwind", sagt Auriga-Geschäftsführer Michael Krause. Mit solchen Geschützen sei er in seinem 30-jährigen Berufsleben noch nicht konfrontiert worden. Auriga baut und projektiert seit Jahrzehnten Märkte. Jüngstes Projekt ist der Rewe-Neubau in Buttenheim. Aktuell werden Märkte in Kösching und in Vilseck entwickelt.
In Oberndorf sollte nun das "Vorzeigeprojekt" entstehen. Kein Supermarkt "aus schwarzem Beton", wie es das Bürgerbegehren suggeriere, sagt Krause, sondern ein "nachhaltiger Bau" mit Grün- und Solardächern, mit 3000 Quadratmetern Biotop, 4000 Quadratmetern Grünfläche, E-Ladesäulen und einem Spielplatz für Kinder, die selbst ihre Ideen einbringen dürfen. "Das wird richtig schön", sagt Schwatlo, das sei nachhaltiges Einkaufen vor Ort.
Seit Jahren auf der Suche nach einer Baufläche
Seit langem schon sei man in Schweinfurt auf der Suche nach einer geeigneten Baufläche für einen Einkaufsmarkt gewesen, erzählen Michael Krause und Ehefrau Saskia, die im Unternehmen mitarbeitet. Das 2,4 Hektar große Grundstück am Schleifweg ist seit 1984 im Flächennutzungsplan der Stadt Schweinfurt als Gewerbefläche ausgewiesen. Krause hält den Standort für "prädestiniert".
Der Einkaufsweg für die 2400 Einwohnerinnen und Einwohner von Oberndorf betrage gerade mal einen Kilometer. Das sei genau die Entfernung, die als fußläufig erreichbar gelte für "Daheim einkaufen". Mit diesem Slogan bewirbt Auriga ihr Oberndorfer Projekt. Der Einzugsbereich freilich sei größer, geben die Investoren zu. Krause spricht von einer "lokalen Versorgung".
Doch braucht Oberndorf wirklich zwei Supermärkte und einen Drogeriemarkt? "Alle kleineren Konzepte funktionieren nicht", verweist Schwatlo auf entsprechende Experten-Gutachten. Zudem sei es einfach praktisch und zeitsparend, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihre Einkäufe bündeln können.
Dass der Handelsverband Bayern das geplante Einkaufszentrum für den Bedarf in Oberndorf als viel zu groß ansieht und eine Wettbewerbsverschärfung prognostiziert, sieht man nicht als Hindernis. Nach Informationen der Auriga GmbH will Lidl im benachbarten Bergrheinfeld seinen Standort dort sowieso aufgeben, weil man sich nicht erweitern kann. Der Discounter werde sich nach Oberndorf verlagern, wenn am Schleifweg das Einkaufszentrum gebaut wird, sagt Schwatlo. Die dann leerstehende Filiale in Bergrheinfeld solle mit Non-Food-Handel nachgenutzt werden, heißt es in einem Bescheid der Regierung von Unterfranken.
Regierung befürwortet Einkaufszentrum in Oberndorf
Behördlicherseits steht dem Vorhaben nichts im Wege. Die Regierung von Unterfranken erhebt aus landesplanerischer Sicht keine Einwände und verweist auf die positive Bewertung in der von der Auriga GmbH in Auftrag gegebenen und von der Stadt geforderten Verträglichkeitsanalyse, die das Berliner Büro Lademann & Partner im Februar 2023 erstellt hat. Das Büro, das 2017 bereits die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes der Stadt Schweinfurt erarbeitet hatte. Es diene der "wohnortnahen Grundversorgung und der Schließung einer Versorgungslücke im Ortsteil Oberndorf", heißt es darin.
Der Stadtrat hat das Projekt mit großer Mehrheit ebenfalls abgesegnet. Auch die Verträge mit den Handelsketten stehen. Sie wollen sich laut Krause langfristig an den Standort binden, 15 bis 20 Jahre.
Nun liegt's an den Bürgerinnen und Bürgern, ob das Einkaufszentrum gebaut wird. Die Zeit bis zum Bürgerentscheid will die Auriga GmbH deshalb nutzen, der Bevölkerung die positiven Seiten ihres Projekts nahe zu bringen und "Fakten klarzustellen", sagt Krause. Auch deshalb habe man einen Konfliktmoderator hinzugezogen. Schwatlo soll vermitteln, Brücken bauen. Er will auch das Gespräch mit der Gegenseite suchen.
"Der Einkaufsweg für [...] Oberndorf betrage gerade mal einen Kilometer. Das sei genau die Entfernung, die als fußläufig erreichbar gelte für "Daheim einkaufen"."
Sogar nur 950m sind es vom Rathaus bis zum Hauptfriedhof "fußläufig".
Den Investoren zufolge laufen die alten Leute also mehr als die Strecke Rathaus-Hauptfriedhof zu Fuß und tragen ihre Einkäufe zurück.
Wie glaubwürdig ist diese Behauptung?
In Oberndorf kann man mit dem Bus zum Einkaufen fahren. Der Stadtbus hält 4x in Oberndorf und in Bergrheinfeld vor dem Lidl. Fahrtzeit 2 Min. Die zu laufende Strecke ist kürzer als zu dem geplanten Markt. Wozu also in Oberndorf diesen Markt?
Lidl will in Bergrheinfeld schließen? Schon das ist Grund gegen einen neuen Markt, denn das gibt dort neuen Leerstand. Aber vielleicht zieht ja dann dort ein Baumarkt ein (und in Oberndorf macht einer zu).
Photovoltaik: dient hier nur der günstigen Stromversorgung des Marktes (Kühlmaschinen, Beleuchtung); macht heute eh jeder.
Reines Greenwashing: die 7000 Qadratmeter Grünfläche/Biotop und der Spielplatz. In Wirklichkeit ist das die Fläche für zukünftige Erweiterungen.
Auch hier zeigt sich: Die ausgebliebenen Eingemeindungen nach SW bei der Gebietsreform sind wie ein Krebsgeschwür, das alle Bereiche überzieht; man verzettelt sich im Einzelhandel mit Grabenkämpfen Oberndorf contra Bergrheinfeld contra Grafenrheinfeld. So auch bei der Ausweisung von Gewerbegebieten - jeder gegen jeden , mit starker Zersiedelung! Wir haben, i. Ggs. zum Raum WÜ, im Raum SW aufgrund der Topografie einen viel besseren Gestaltungsspielraum und viel mehr Flächenpotenziale, die aber leider durch die kommunale Zersplitterung nicht optimal genutzt werden können.
Am 1. Dezember 1919 wurde Oberndorf nach Schweinfurt eingemeindet. Den Ausschlag zur Eingemeindung gab die Großindustrie, die sich nur zu einem kleineren Teil auf Schweinfurter Gebiet und zum größten Teil auf den weitläufigen Arealen rund um den Hauptbahnhof auf Oberndorfer Gemeindegebiet angesiedelt hatte.
Oberndorf wurde von der Stadt gekauft, allerdings hieß es schon damals:
"die Schweiferter die wern net dumm die mögerten doch nur des öber Drum ,bis roh die Seligstein Fabrik. Aufs Dorf und auf dei olberns Gsicht leistens gern verzicht."
Oberndorf wird , wie von ihnen, Herr Fred Reinshagen,am Beispiel Sennfeld gut beschrieben zu einem Innenstadt abschröpfer.
Eingemeindung hin oder her -Das ist anscheinend unrelevant.
Der Einzelhandel der Innenstadt muß noch lauter werden und dieser Abschröpfung durch die immer gleichen Handelsriesen einhalt gebieten.
schon einige erlebt.
„Das ist keine Seltenheit, da werden Flächen geplant, die
Kaufkraft aus anderen Regionen abziehen müssen.“ Das
Resultat: die einen
machen auf, die anderen müssen schließen, wenn die Umsätze nicht mehr
stimmen."
Was komplett unerwähnt bleibt ist, dass auch Arbeitskräfte abgezogen werden andernorts. Es ist jetzt schon nicht so einfach an Personal ranzukommen. ( Nicht nur im Einzelhandel!)