
Am Chateaudunpark neben dem Schweinfurter Theater scheint an diesem Nachmittag auf den ersten Blick alles wie immer. Passantinnen und Passanten laufen den Gehweg entlang, Kinder spielen auf dem Spielplatz, vereinzelt sitzt jemand auf einer Bank. An der Theater-Baustelle fährt ein Bagger, ein Pfandsammler pickt Flaschen aus einem Mülleimer.
Was sie alle nicht wissen: Gleich werden Polizeibusse der Bereitschaftspolizei Würzburg und der Polizeiinspektion Schweinfurt an beiden Enden des Parks einfahren. Ein junger Mann, der gerade noch auf einer Parkbank saß, wird dann aber schon weg sein.
Es ist eine geplante Aktion der Polizeiinspektion Schweinfurt in Zusammenarbeit mit den Beamtinnen und Beamten aus Würzburg. Kurz zuvor hatte Polizeichef Markus Hack mit den Einsatzkräften den bevorstehenden Einsatz besprochen. In einem Zeitraum von zwei Wochen sollen verstärkt Kontrollen in der Schweinfurter Innenstadt stattfinden. Die Intention: Der Bevölkerung zeigen, dass die Polizei deren Belange ernst nimmt, sagt Polizeichef Markus Hack, während er im Chateaudunpark steht.
Hack erzählt von Beschwerden aus der Bevölkerung
Seit Monaten gebe es Beschwerden, sagt er. Von Bürgerinnen und Bürgern, von Gästen, von Gewerbetreibenden, von der Stadtverwaltung. Häufig gehe es um Personengruppen, meist Männer, die sehr laut seien, sich schubsen, streiten. "Das fällt der Bevölkerung auf und dadurch entsteht ein gewisses Unwohlsein", berichtet Hack. Zuletzt hatten auch Falschnachrichten auf dem Messengerdienst WhatsApp über angebliche Vergewaltigungen für Unmut in Schweinfurt gesorgt.

Hack will der Bevölkerung die Angst nehmen. "Wir haben in Schweinfurt eine gute Sicherheitslage", betont der Polizeichef. Schaue man sich die Zahlen an, sei die Stadt "nach wie vor sicher". Dennoch dürfe man nicht darüber hinwegsehen, dass die Bevölkerung verunsichert sei und bestimmte Orte lieber meide. Etwas, das die Polizei nicht möchte. "Bleibt in der Öffentlichkeit, nutzt die Plätze, die es gibt. Und überlasst sie nicht den Kriminellen, die sie zweckentfremden wollen", appelliert Hack deshalb.
Die Beamtinnen und Beamten gehen im Chateaudunpark auf zwei Männer zu, die sich an einer Bank unterhalten. Beide zeigen ihre Ausweise. Minuten vergehen. "Die Hände aus den Taschen", sagt ein Polizist zu einem der Männer. Hinter ihnen stehen Rücksäcke, eine Polizistin durchsucht sie. Ein paar Meter weiter: eine weitere Kontrolle. Ein junger Mann wird abgetastet, die dicke Winterjacke musste er ablegen. Es dauert, bis die Polizei ihn gehen lässt. Dann zündet er sich eine Zigarette an.
Polizei: Kontrollen laufen meist "kooperativ" ab
In der Regel, sagt Polizeisprecher Denis Stegner, seien die Kontrollen "sehr kooperativ". Weil die Presse nicht direkt dabei stehen kann, erklärt Stegner die Vorgehensweise: Die Beamtinnen und Beamten sprechen die Passantinnen und Passanten an, kommen mit ihnen ins Gespräch. Dann kontrollieren sie die Ausweise und prüfen: Ist das Dokument echt? Darf sich jemand an einem bestimmten Ort nicht aufhalten?
Anschließend fragen die Beamtinnen und Beamten die Polizeidatenbank ab: Haben die Personen Straftaten begangen? Gibt es Fahndungen, zu vollstreckende Haftbefehle? Passantinnen und Passanten werden durchsucht, "wenn Anhaltspunkte da sind", sagt Stegner. Wenn jemand etwas "Verbotenes" dabei hat – wie etwa ein Messer, das man nicht mitführen darf. Oder Drogen, die zum Weiterverkauf gedacht sein könnten, weil sie in Tütchen verpackt sind.

Die Polizei kontrolliert an diesem Nachmittag im Theaterpark viele junge Männer mit vermeintlichem Migrationshintergrund. Darauf angesprochen, erklärt Polizeichef Hack: Welche Personen kontrolliert werden, hänge vom Verhalten ab. "Wenn eine Gruppe durch den Park geht, die sich vollkommen ruhig verhält, ist das für uns nicht unbedingt ein Grund, die zu kontrollieren." Es gebe aber auch Gruppen, die der Polizei schon aus vorangegangen Kontrollen bekannt seien.
Eine Gruppe Beamter steht um ein paar junge Männer herum am Torbogen Richtung Hadergasse. Dort, erklärt Markus Hack, gebe es immer wieder Hinweise von Anwohnerinnen und Anwohnern, auf Personen, "die durchaus auch in den Blumenbeeten Cannabis vergraben haben". Wenn sich jemand also dort aufhalte, wie die jungen Männer gerade, "gehen wir entsprechend auch dahin". Auch der Redaktion liegen Videos vor, auf denen vermeintliche Übergaben zu sehen sind.
Derartige Kontrollen darf die Polizei nicht einfach so vornehmen. An Orten wie dem Chateaudunpark und dem Roßmarkt, die die Beamtinnen und Beamten intern als "gefährliche Orte" eingestuft haben, haben sie jedoch mehr rechtliche Befugnisse. Orte, das will Polizeichef Hack klarstellen, die nicht per se gefährlich seien, aber an denen es schon häufiger zu Straftaten gekommen sei. Ende 2024 hatte es bereits 21 Festnahmen rund um den Theaterpark gegeben. Viele von ihnen wurden bereits in beschleunigten Verfahren vor dem Amtsgericht abgearbeitet und die Täter bestraft.
Roßmarkt ist schon länger im Fokus der Polizei
Der Chateaudunpark etwa, erklärt Polizeichef Hack, habe sich erst im vergangenen Jahr zu einem solchen Brennpunkt entwickelt. Der Roßmarkt hingegen sei schon länger ein zentraler Platz, an dem die Polizei ihre Maßnahmen durchziehe. Dort sei durch den ÖPNV schlichtweg viel los – und es komme auch mal zu Straftaten. Der Grund, warum es dort auch eine Videoüberwachung gebe. "Durch die Frequenz ist das für uns schon länger ein Ort, auf den wir ein Augenmerk haben", erklärt Hack.

An diesem Nachmittag kontrolliert die Polizei auch verstärkt am Roßmarkt. Meist ergebnislos. Gegen 17 Uhr aber beobachten Zivilbeamte einen 28-Jährigen, wie er vermeintlich Cannabis an mehrere Personen weitergibt. Es dauert nicht lange, da kommen die uniformierten Polizisten dazu und nehmen in fest. Später schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung: Der Tatverdächtige wurde einem Ermittlungsrichter vorgeführt und sitzt nun in Untersuchungshaft.
Wie in diesem Fall komme ein Großteil der Festnahmen durch Beobachtungen von Zivilpolizisten zustande, erklärt Polizeichef Hack, der gleichzeitig auch auf den "Spagat" hinweist, mit dem die Polizei zu tun habe: "Wenn ich in Zivil unterwegs bin, sieht mich keiner. Wir wollen ja nicht erkannt werden", sagt der Inspektionsleiter. Dann komme aber auch der Vorwurf, die Polizei sei in der Innenstadt nicht präsent. Er stellt aber klar: "Auch wenn wir nicht sichtbar sind, sind wir trotzdem da."
Als Hilfe und Prävention mag auch eine Gewaltschutzberatung bei der örtlichen Dienststelle der Polizei beitragen, oder Schulungen der Polizei zur Deeskalation. Wenn allerdings die Poliziei selbst von 16 Jährigen "Halbstarken" angegriffen wird, wie am Donnerstag in der Niederwerrner Straße, ist es für mich fraglich, ob es da hilfreiche Konzepte und Verhaltensweisen gibt. Wobei ich die Vermutung habe, dass die beiden Brüder vor der Staatmacht schlicht keinen Respekt haben, aus welchen Gründen auch immer.