Eigentlich sollte ein Faschingsumzug wie der in Unterspiesheim für alle Beteiligten ein Quell der Freude sein. Doch im Nachklang hat das bunte Treiben am 19. Februar für einigen Unmut gesorgt, auf mehreren Seiten. Auslöser war ein Abbild des Wappens der Gemeinde Kolitzheim, das auf einem der Wagen zu sehen war.
Wohl kaum jemand unter den Tausenden von Zuschauerinnen und Zuschauern, die den Faschingszug in Unterspiesheim am Faschingssonntag gesehen haben, wird sich etwas dabei gedacht haben, als sie den Wagen des "Silodroms" gesehen haben. Zumindest nicht wegen des Gemeindewappens auf der Seitenwand des Aufbaus.
Wenn, dann richtete sich das Augenmerk wohl eher auf das Thema, das der Wagen in Form des dargestellten Puppentheaters etwas zugespitzt behandelt hat: Der derzeit in der Gemeinde entfachte Streit um den künftigen Standort der Grundschule. Hier steht am 26. März ein Bürgerentscheid an.
Gemeindeordnung schützt Gemeindewappen vor fremder Nutzung
Doch was viele nicht wissen: Laut eines kurzen dritten Absatzes in Artikel 4 der Bayerischen Gemeindeordnung dürfen Wappen und Fahnen einer Gemeinde nur mit deren Genehmigung verwendet werden. Wer ein Gemeindewappen auf einem Faschingswagen ohne Erlaubnis der Gemeinde abbildet, verstößt gegen diese Vorgabe. Daran gibt's – rechtlich betrachtet – nichts zu deuten.
Insoweit steht es dem Geschäftsleiter der Gemeinde Kolitzheim, Marcel Ritz, freilich zu, auf diese eindeutige Rechtslage hinzuweisen. Er hat dies zum Anlass genommen, gut eine Woche nach dem Faschingszug einen Brief zu verschicken. Darin weist er unter anderem auf die geltende Gemeindeordnung hin. Als Beweisfoto hängt er ein Bild aus der vom Unterspiesheimer Faschingszug unter www.mainpost.de veröffentlichten Fotostrecke an.
Auf Nachfrage dieser Redaktion möchte Ritz den Brief, der seinen Briefkopf als Geschäftsleiter der Gemeinde und seine Unterschrift trägt, als "Hinweisschreiben" verstanden wissen. Er habe einfach dokumentieren wollen, dass hier Vorschriften missachtet wurden. "Dies sollte man aber nicht so eng sehen", sagt er hörbar bemüht, im Nachhinein Druck aus der Sache zu nehmen.
KLJB hat mit dem "Silodrom" nichts zu tun
Allerdings – und hier beginnt die Geschichte in der Geschichte – ist der Gemeinde ein Missgeschick passiert. Denn sie adressiert den Brief, der der Redaktion als Kopie vorliegt, an René Fell, den Vorsitzenden der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Unterspiesheim. Die KLJB hat am Faschingszug ebenfalls teilgenommen, allerdings mit einem Wagen, der mit dem des "Silodroms", einer Gruppierung, die aus dem früheren Jugendtreff hervorging, nichts zu tun hat.
So ist es nachvollziehbar, dass Fell über das amtliche Schreiben der Kolitzheimer Geschäftsleiters, das unmissverständlich als Mahnung formuliert ist, nicht erfreut war. Insbesondere ein Hinweis im letzten Satz des Briefes habe bei ihm einen "faden Beigeschmack" hinterlassen, sagt Fell gegenüber dieser Redaktion. Dort steht der Hinweis zu lesen, dass im aktuellen Fall rechtliche Schritte zwar unterbleiben, die Gemeinde sich solche jedoch vorbehalte.
Gemeinde möchte sich beim Betroffenen entschuldigen
Zwischenzeitlich hat Fell eigenen Angaben nach mit Geschäftsleiter Ritz telefoniert. Die Meinungen seien ausgetauscht, findet Fell, dem ein Entschuldigungsschreiben der Gemeinde angekündigt wurde. Für Ritz ist das Thema damit auch beendet. Er wünscht sich, dass die Sache im Nachhinein "nicht aufgeblasen wird". Er sagt: "Die Sache ist vom Tisch."
Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn der Brief aus dem Kolitzheimer Rathaus hat in Unterspiesheim schnell die Runde gemacht. Dass die Stimmung zwischen der Gemeinde und vielen Einwohnerinnen und Einwohnern des Ortsteils aufgrund des Zwists um den Schulstandort seit einigen Wochen als angespannt gilt, verkompliziert die Sache noch und trägt dazu bei, dass Unmut hochkocht.
"Als ob man keine anderen Sorgen hätte", spricht Jürgen Rath mit noch sehr harmlosen Worten aus, was wohl viele in Unterspiesheim denken. Rath ist seit über 20 Jahren für den Unterspiesheimer Faschingszug verantwortlich. Das unerlaubterweise verwendete Gemeindewappen sei während dieser Zeit der erste Anlass überhaupt, dass es im Nachhinein Ärger wegen einer Zugnummer gibt.
Brisanz der Abbildung wurde im Vorfeld nicht erkannt
Alle Teilnehmer verpflichteten sich durch ihre schriftliche Anmeldung, die geltenden Regeln zu beachten, erklärt Rath. In diesem Jahr hat er eigenen Angaben nach das letzte Mal den Faschingszug in Unterspiesheim geleitet, was mit dem nachträglichen Trubel jedoch nichts zu tun habe. Während sich die Wagen zum Zug aufstellten, begutachtete er alles, was gezeigt wird. Die mögliche Brisanz des Gemeindewappens habe er schlicht nicht wahrgenommen, sagt er. "Da hat sich sicherlich niemand etwas Böses dabei gedacht."
Genau so sei es auch gewesen, sagt Ilona Dusel im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie ist eine der Verantwortlichen der "Silodrom"-Gruppe, die seit zig Jahren Faschingswagen baut. Das Gemeindewappen hätten sie rein als Schmuckelement auf dem nach dem Vorbild der Augsburger Puppenkiste gestalteten Wagen verwenden wollen. Dass dieses vor der Verwendung durch Dritte rechtlich geschützt ist, habe niemand im Blick gehabt, sagt die Unterspiesheimerin, die auch Mitglied des Kolitzheimer Gemeinderats ist.
Das Thema des Wagens sei deshalb gewählt worden, weil man – wie im Fasching durchaus üblich – ein aktuelles politisches Thema aus der Gemeinde aufgreifen und "in einem gemäßigten Rahmen" Kritik üben wollte, sagt Dusel. Der Geschäftsleiter der Gemeinde, Marcel Ritz, betont, diese Kritik, die sich leicht auch als Schuss in Richtung Rathaus interpretieren lässt, habe "nichts unmittelbar" mit dem mahnenden Brief an die Unterspiesheimer Adresse zu tun.
Aber nein, die uralte Rivalität bekommt durch so einen Quark wieder genug Futter für die nächsten Aktionen. Die einen dumm, die anderen dämlich. Passt.
Gesetze hin oder her. Ob man nach so vielen turbulenten Jahren gleich schriftlich reagiern muss, lass ich mal dahingestellt sein. Mit solchen Hinweisschreiben, macht man unsere feänkische Kultur nur noch weiter kaputt. Schade eigentlich! Aller anschein nach, haben wir aus den letzten drei Jahren, wo Corona vorherrschend war, nichts dazu gelernt. Sehr Schade!
Ich hätte den Telefonhörer in die Hände genommen und das mit dem betroffenen Verein telefonisch auf dem kleinen Dientweg geklärt aber doch bitte nicht so.
Aus einer Maus wurde hier ein Elefant gemacht !
So ein Schreiben, treibt nur noch mehr Keile zwischen die einzelnen Ortsteile und das gerade in dieser angespannten Lage, wo für einen neuen Schulstandort gefeilscht wird.
In diesem Sinne
Helau.
Die Gemeinde hat alles richtig gemacht.
Und wie daneben ist es eigentlich, dass eine
Unterspiesheimer Gemeinderätin für solch eine
Stimmungsmache gegen die Gemeinde (mit)
verantwortlich ist, die sollte auf der Stelle zurück-
treten. Fasching hin oder her.
Wie niveaulos ist denn das bitte?
Am Ende ist das doch alles ein riesiger Kindergarten
Wenn die Gemeinde Zeit hat, derartige Themen zu prüfen und Schreiben zu verfassen, welche dann auch noch an die falschen Organisatoren versendet werden, sollte man sich wirklich Gedanken über die Personaldecke machen.
Leider ist das aber wohl Standard, da ökonomische Grundsätze in keiner Verwaltung maßgeblich sind.
Der Spießer in der Story ist ja nicht der, der an Fasching einen Wagen baut und dabei auch zynischerweise das Gemeindewappen mit abbildet, sondern der, der aus der Gemeinde in Kolitzheim den spießigen Beamten mimt.
Aber klar, mit Kolitzheim lässt sich halt leider kein solcher Wortwitz konstruieren
Schade eigentlich
Die Aufgaben sind gewaltig, ob groß oder klein. Aus dem Rathaus kommt immer die gleiche Ausrede, wir haben dafür kein Personal.
Das der Brief falsch adressiert gewesen ist war ebenfalls ein Fehler.
Dass sich der offensichtlich falsche Adressat darüber aufgeregt ist aber nicht nachvollziehbar, ebensowenig, dass ein privater Brief die Runde macht.
Somit ist das kein privater Brief, sollte es doch ein privater Brief sein hat Herr Ritz sich strafbar gemacht er hat dann Gemeindeeigentum für private Zwecke verwendet.
Das gehört zum guten Ton.
Was gar nicht geht: Briefe die einem ganz offensichtlich fälschlicherweise zugestellt wurden öffentlich zu machen.