Wenn alles klappt, wird es in zwei Jahren ein stationäres Hospiz in Schweinfurt für die Region Main-Rhön mit zehn Betten geben. Wie berichtet, plant der Johanniter-Regionalverband den Bau in der Heisenbergstraße in Schweinfurt, hinter dem Edeka-Markt und gegenüber dem Sportplatz des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.
Ein großer Kämpfer für das Projekt war der Hospizverein Schweinfurt. "Ein langgehegter Wunsch seit Jahrzehnten", sagen Vorsitzender Dr. Johannes Mühler und Stellvertreterin Susanne Ritzmann. Ralph Knüttel, Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter, spricht von einer Herzenssache. Das Hospizverein-Team wird sich auch im Hospiz engagieren, personell und finanziell.
Was bietet ein Hospiz an? Was unterscheidet es von einer Palliativstation? Darüber informieren die drei zusammen mit Schweinfurts Johanniter-Dienststellenleiter Olaf Mauer bei einem Gespräch mit dieser Redaktion.
Wo gibt es bereits Hospize in der Region?
Ein Hospiz fehlt in der Region. Die nächsten Hospize mit langen Wartelisten sind in Würzburg, Alzenau, Meiningen oder Coburg. In Bayern gibt es 22 stationäre Hospize mit 231 Plätzen. Zudem kümmern sich ambulante Hospizteams um Sterbende. Das Hospiz in Schweinfurt wird über zehn Betten verfügen.
Wie wird das Hospiz finanziert?
Die Kosten für Bau und Grundstück werden auf 7,4 Millionen Euro geschätzt. "Neben den zwei Millionen Euro Zuschüssen von Stadt sowie den umliegenden Landkreisen sowie Leistungen des Freistaats und Bezirks, werden die Johanniter selbst Eigenmittel einsetzen. Eine Million Euro für den Bau des Hauses und jährlich bis zu 300.000 Euro für den Betrieb, um die von den Krankenkassen nicht übernommenen Kosten zu decken", berichteten wir im Juli über die Sitzung des Hauptausschusses des Stadtrates. Der erforderliche Eigenanteil des Trägers ist meist höher als fünf Prozent, im Mittel die von Knüttel in der Kalkulation erwähnten 300.000 Euro pro Jahr. Diese wollen die Johanniter durch Fundraising (Spendenbeschaffung), Fördermitgliedschaften sowie Erbschaften decken. Kommunale Mittel für den laufenden Betrieb sind nicht vorgesehen.
Was macht ein Fundraiser?
Der oder diejenige, die Mittel für das Hospiz sammelt, wird Großspender wie zum Beispiel Firmen ansprechen. Infoveranstaltungen gehören ebenso dazu wie das Werben von Fördermitgliedern und das Besuchen von Veranstaltungen, um für die Hospiz-Sache zu werben. Wer Fundraising macht, sollte gut vernetzt, kommunikativ und in der Region präsent sein. Die Kandidatensuche läuft laut Ralph Knüttel.
Wird es schwierig werden, Personal für das Hospiz zu finden?
Hospizarbeit ziehe spezielle Pflegekräfte an. Die Pflege ist ganzheitlich, man hat mehr Zeit für die Patienten. Es geht auch um Begleitung und Spiritualität, sagt Susanne Ritzmann. Auf der anderen Seite ist man aber oft mit dem Tod konfrontiert. Dr. Johannes Mühler glaubt, dass sich für die Hospizarbeit Kräfte bewerben, die aus der normalen Pflege in einer Klinik zum Beispiel aussteigen würden. Knüttel sieht auch keine Konkurrenz zu anderen Einrichtungen, was Pflegekräfte angeht. "Das ist kein Bereich, der Konkurrenz verträgt."
Was ist der Unterschied zwischen Palliativstation und Hospiz?
Die Palliativstation kümmert sich um schwerstkranke Patienten, die unheilbar krank sind. Ziel ist es, ihnen mehr Lebensqualität zu geben, ihre Schmerzen zu lindern, so dass eine Entlassung möglich ist. In Schweinfurt gibt es am Josefskrankenhaus seit 20 Jahren eine Palliativstation. Palliativstation und Hospiz richten sich an unterschiedliche Menschen, ergänzen sich aber im Angebot, sind keine Konkurrenz.
Für wen ist ein Hospiz geeignet?
Ein Hospiz richtet sich an Menschen, deren Lebensende absehbar ist, deren Erkrankung nicht geheilt werden kann. Voraussetzung für eine Aufnahme in ein Hospiz ist auch, dass keine ambulanten Strukturen vorhanden sind, um die Betroffenen bis zum Tod zu begleiten. "Es geht um den letzten Weg, die Begleitung, nicht um Medikamente", sagt Mühler. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt fünf Wochen. Gut 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sterben im Hospiz. Wie für das Krankenhaus braucht man für ein Hospiz eine Einweisung. Ein stationäres Hospiz helfe auch, Einweisungen am Lebensende in ein Krankenhaus zu vermeiden. Im Hospiz könne man sich besser um Menschen kümmern, die keine Heilbehandlung brauchen, sondern Begleitung auf dem letzten Weg.
Wie werden die Angehörigen eingebunden?
Es gibt zwei Angehörigenzimmer. Dort können Familienmitglieder übernachten, wenn sie von weiter her kommen. "Hospizarbeit hat viel mit Begleitung von Angehörigen zu tun", sagt Dr. Mühler. Trauerarbeit, Abschied begleiten: Was der Hospizverein jetzt schon anbietet, wird auch zum Angebot im stationären Hospiz gehören. "Wir können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen."