Die Johanniter-Unfallhilfe Unterfranken ist ihrem Plan, eine stationäre Hospiz-Einrichtung in Schweinfurt innerhalb der nächsten zwei Jahre zu bauen, einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Der Hauptausschuss des Stadtrates stimmte ebenso zu wie kürzlich der Sozialausschuss des Kreistags.
7,4 Millionen Euro soll der Bau kosten, der in der Heisenbergstraße in Schweinfurt hinter dem Edeka-Markt und gegenüber dem Sportplatz des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums entstehen soll. Der Betreiber erhofft sich von der Stadt und den nördlichen Landkreisen Unterfrankens eine Beteiligung von etwa zwei Millionen Euro. Sollte auch der Landkreis Haßberge neben den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld mit einsteigen, würde sich auch der Anteil der Stadt verringern.
Grundsätzlich fehlt ein Hospiz in der Region, denn die Bürgerinnen und Bürger in Main-Rhön haben diese Möglichkeit am Ende ihres Lebens derzeit gar nicht. Die nächsten Hospize mit langen Wartelisten sind in Würzburg, Alzenau, Meiningen oder Coburg. In Bayern gibt es 22 stationäre Hospize mit 231 Plätzen. Zudem kümmern sich ambulante Hospizteams um Sterbende.
Ralph Knüttel, Mitglied des Johanniter-Regionalverbandes, bezeichnete den Bau eines solchen Hospizes in Schweinfurt als "Herzensangelegenheit" und war froh, dass der Hauptausschuss die städtische Unterstützung einstimmig genehmigte.
Im Schweinfurter Hospiz sind zehn Zimmer für Gäste geplant
Der Bau in V-Form auf dem bis zu 6000 Quadratmeter großen Grundstück soll im Stadtteil Bergl hinter dem Edeka-Markt entstehen. Die Bedarfsanalyse hat Zimmer für zehn Menschen ergeben, die in den letzten Tagen ihres Lebens dort wohnen können, falls es keine Alternativen wie eine Betreuung zu Hause gibt. Referenzprojekte sind laut Knüttel das Hospiz in Pentling (Lkr. Regensburg), das 2014 eröffnet worden ist. Die Johanniter bauen zudem derzeit ein Hospiz im oberpfälzischen Schwandorf.
20 bis 30 Beschäftigte sollen sich im Dreischicht-Betrieb um die von Knüttel als Gäste bezeichneten Bewohnerinnen und Bewohner kümmern. Sie werden nach dem Johanniter-Haustarif bezahlt und es gebe auch kein Problem, qualifiziertes Personal zu finden, versicherte Knüttel auf Nachfrage, da für Pflegepersonal gerade die intensive Betreuung weniger Personen und die menschenzugewandte Arbeit ausschlaggebend sei.
Die Baukosten sind auf 7,4 Millionen Euro inklusive Grundstück geschätzt, das auch in Erbpacht erworben werden könnte, wie Finanzreferentin Anna Barbara Keck andeutete. Im Vergleich zur Oberpfalz betonte Knüttel, ist das Bauen in Unterfranken deutlich teurer. In Schweinfurt müsse man sich auf dem Grundstück auch mit einer Unwägbarkeit beschäftigen, einem auf bis zu 6000 Tonnen Material geschätzten Erdwall, der abgetragen werden muss. Um welches Material es sich genau handelt, ist noch nicht bekannt.
Das Grundstück – die Johanniter benötigen nur einen Teil – geht bis zum John-F.-Kennedy-Ring und war vor einigen Jahren für einen verlegten Verkehrsübungsplatz im Gespräch, als die Stadt darüber diskutierte, das Friederike-Schäfer-Heim in der Friedrich-Stein-Straße neu zu bauen. Diese Pläne zerschlugen sich, weil ein Investor Interesse zeigte, auf dem nun von den Johannitern avisierten Gelände Wohnungen zu bauen. Das aber war wegen der schwierigen Erschließung nicht möglich.
Johanniter brauchen für den Betrieb des Hospiz Spendengelder
Neben den zwei Millionen Euro Zuschüssen von Stadt sowie den umliegenden Landkreisen sowie Leistungen des Freistaats und Bezirks, werden die Johanniter selbst Eigenmittel einsetzen. Eine Million Euro für den Bau des Hauses und jährlich bis zu 300.000 Euro für den Betrieb, um die nicht von den Krankenkassen übernommenen Kosten zu decken.
In Deutschland gibt es nach Information von Ralph Knüttel keine Vollfinanzierung der stationären Hospizversorgung, da der Gesetzgeber keine gewinnorientierte Sterbebegleitung finanzieren will. Zwar übernehmen die Krankenkassen 95 Prozent der Kosten, aber nur diese, die man übernehmen darf und kann. Der Eigenanteil des Trägers ist somit meist höher als fünf Prozent, im Mittel die von Knüttel in der Kalkulation erwähnten 300.000 Euro pro Jahr. Diese wollen die Johanniter durch Fundraising, Fördermitgliedschaften sowie Erbschaften decken. Kommunale Mittel für den laufenden Betrieb sind nicht vorgesehen.