
Für die allermeisten Menschen ist er ein Meilenstein im Leben: Der Schulabschluss. Normalerweise wird er groß gefeiert, viele Zeugnisverleihungen finden mit Musik, Tanz und anschließendem Buffet statt. Doch wegen der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr vieles anders als sonst. Etliche Highlights der Verleihungen fallen weg, Schüler, Schulleiter und Lehrer müssen Corona-Regeln und Hygienekonzepte beachten. Damit die Verleihung der Abschlusszeugnisse trotzdem stattfinden kann, setzen die Schulen der Region verschiedene Konzepte um.
Schulen dürfen individuell entscheiden
"Das herzliche, dass man die Schüler nochmal drückt, das fehlt natürlich", sagt Tomislav Neckov, Schulleiter der Friedensschule in Schweinfurt. "Da tun sich viele Lehrer auch schwer, die die Schüler über Jahre begleitet haben." Trotzdem plant der Schulleiter, dass die Verleihung der Zeugnisse am 24. Juli so würdevoll wie möglich stattfindet. Rund 120 Schüler aus den neunten und zehnten Klassen erhalten an diesem Tag ihr Abschlusszeugnis, unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Die Jugendlichen müssten dabei einen Mund-Nasen-Schutz tragen und 1,5 Meter Abstand halten. Die Verleihung, sagt Neckov, soll in der Turnhalle der Schule stattfinden – mit genügend Abstand und ausreichender Belüftung. Freilich wären normalerweise auch die Eltern der Schüler anwesend, doch damit die Abstandsregelungen eingehalten werden können, sei das in diesem Jahr nicht machbar.
Auch die beiden anderen Schulen des Schulverbunds, die Auenschule und die Albert-Schweitzer-Mittelschule, planen eine Zeugnisübergabe ohne Feierlichkeiten, berichtet René Gutermann, Leiter des Amts für Sport und Schulen Schweinfurt. Ähnlich wie an der Friedensschule werde die Verleihung an den anderen Schulen ebenfalls in Gruppen ablaufen. "Die Schulleiter müssen sich an die Hygienekonzepte halten", erklärt Gabriele Freiberg, Leiterin des Staatlichen Schulamts Schweinfurt. Laut dem bayerischen Kultusministerium ist eine gemeinsame Zeugnisverleihung nur dann erlaubt, wenn sie den Vorgaben des Hygieneplans und der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung entspricht.
Einen Fahrplan, wie genau die Schulen die Veranstaltungen organisieren müssen, gibt es laut Ministerium jedoch nicht. Den Schulen stehe es frei "einen individuell passenden Rahmen für die Zeugnisverleihungen zu wählen". Kultusminister Michael Piazolo sei bewusst, dass sich viele, oft kreative und aufwändige Ideen für Abschlussveranstaltungen in den Schulen aufgrund der Pandemie nicht wie geplant umsetzen lassen. "Allerdings dürfen wir, auch mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen des Infektionsgeschehens, nicht die mühsam erreichten Ziele im Kampf gegen Corona leichtfertig aufs Spiel setzen", so Piazolo.
Verleihung wie im Autokino
Das Alexander-von-Humboldt Gymnasium plant für die Verleihung der Abiturzeugnisse am 17. Juli ein ganz anderes Konzept. Die Übergabe der 125 Abschlusszeugnisse soll auf dem der Schule gegenüberliegenden Volksfestplatz in Schweinfurt stattfinden. Entstanden ist die Idee durch das Autokonzert, das Ende Mai auf dem Gelände veranstaltet wurde, erzählt Schulleiter Klemens Alfen. "Das ist die einzige Möglichkeit, um alle Schüler und deren Angehörigen daran teilnehmen zu lassen", sagt Alfen. Für die Verleihung nutzt die Schule bereits aufgebautes Equipment - da am Abend ein weiteres Autokonzert auf dem Gelände stattfindet.
Thomas Kreutzmann, Leiter des Olympia-Morata-Gymnasiums erklärt, dass der Ort der Veranstaltung am 17. Juli vom Wetter abhängig ist. Die Verleihung der rund 76 Zeugnisse fände entweder im Innenhof oder in der Turnhalle des Gymnasiums statt, auf jeden Fall aber auf dem Schulgelände. "Die Pläne dafür sind noch im Gange", sagt Kreutzmann. "Die Konzepte stehen und fallen, je nachdem wie sich die allgemeinen Vorgaben ändern." Auch ob die Eltern mit dabei sein dürfen, sei noch unklar.
Übergabe in Etappen
In insgesamt acht Etappen wird die Verleihung der Abschlusszeugnisse am 17. Juli in der Aula des Celtis-Gymnasiums ablaufen, erzählt Schulleiterin Birgit Weiß. Ihre Rede müsse sie deshalb acht Mal halten, denn in jeder Etappe wird eine Gruppe von rund 15 Schülern verabschiedet. Die 111 Abiturienten bilden die Gruppen selbst, erklärt sie, damit die Schüler zusammen mit ihren Freunden verabschiedet werden können. Dank der kleinen Gruppengröße dürfen die Eltern der Schüler ebenfalls mit dabei sein, so Weiß.
- Lesen Sie auch: Erste Migrantenklasse – Abitur mit Traumnote 1,7
Der Leiter der Walther-Rathenau-Schule, Roland Eirich, organisiert momentan zwei Abschlussveranstaltungen. Am 18. Juli findet die Verleihung der 55 Abiturzeugnisse statt, die 130 Realschüler bekommen ihr Zeugnis eine Woche später. "Wir haben das Glück, dass wir einen großen Pausenhof haben, das Theatron", so Eirich. Unklar sei momentan noch, ob die Eltern mit dabei sein dürfen und ob die Veranstaltungen im Pausenhof oder gestaffelt in den drei Turnhallen der Schule stattfinden. Ähnlich wie beim Olympia-Morata-Gymnasium hänge auch der Plan der Walther-Rathenau-Schule vom Wetter ab.
Die FOS/BOS geht ins Stadion
Die Zeugnisverleihung der Friedrich-Fischer Schule findet am 29. Juli statt. Die letzten Jahre wurde die Veranstaltung in der Kulturhalle in Grafenrheinfeld abgehalten, erzählt Schulleiter Harald Bauer. Während andere Schulen die Verleihung beispielsweise in ihren Turnhallen abhalten könnten, sei das für die Abschlussklassen der FOS/BOS jedoch schwer möglich. "Wir haben im Vergleich zu den anderen Schulen das Problem, dass wir mit der Masse an über 400 Schülern eine große Anzahl haben, die wir bedienen müssen", erklärt er.
Stattdessen weichen die Abschlussjahrgänge der Schule in das Willy-Sachs-Stadion aus. "Man sollte den Schülern die Gelegenheit geben, einen würdigen Abschluss und eine ordentliche Zeuignisübergabe zu haben", appeliert Bauer. "Sie sind sowieso schon als Corona-Jahrgang stigmatisiert."