
Mit dem Satz "Ich will meinen Traum verwirklichen und Arzt werden", skizzierte der junge Syrer Moaz Hammami vor dreieinhalb Jahren gegenüber dieser Redaktion seine Vision für sein Leben in Deutschland. Jetzt, inzwischen fast 22 Jahre alt, ist er diesem Traum ein entscheidendes Stück nähergekommen, auch wenn er ihn um die Optionen Mathematik studieren oder als Wissenschaftler an einer Universität zu arbeiten, erweitert hat.
Moaz Hammami ist einer von drei jungen Leuten, die am Bayernkolleg in Schweinfurt in einer neu eingerichteten Klasse für erwachsene Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ihr Abitur gemacht haben. Neben dem ehemaligen Flüchtling aus Damaskus, der mit einem Notendurchschnitt von 1,7 das beste Abi schrieb, freuen sich auch Mayram Tokov (31) und Alina Ergardt (33, beide aus Russland) über ihre erfolgreiche Abschlussprüfung.

Die drei sind die ersten, die in Unterfranken als Schüler einer "besonderen Klasse für Migranten und Flüchtlinge" die Möglichkeit genutzt haben, die Hochschulreife zu erlangen. Das seit 54 Jahren bestehende Bayernkolleg in Schweinfurt ist die einzige staatliche Einrichtung des zweiten Bildungsweges in Unterfranken.
Im Schuljahr 2016/2017 startete das Projekt, verbunden mit viel pädagogischer Pionierarbeit, mit einem Vorkurs für Migranten und Flüchtlinge, der auf den Übertritt in das Kolleg vorbereiten sollte. 13 Migranten bzw. Aussiedler aus Russland, der Ukraine, Kirgisien und Rumänien, sowie Flüchtlinge aus Somalia, Kenia, Syrien und Afghanistan gingen an den Start.
Von B1-Sprachkurs-Niveau auf Abi-Niveau in vier Jahren
Manche sind mit der Mittleren Reife abgegangen, um eine Ausbildung zu beginnen und zwei Schüler der jetzigen Abschlussklasse nehmen im nächsten Jahr einen neuen Abi-Anlauf. "Eine tolle Chance die Intelligenz der jungen Leute zu fördern und sie in unser Bildungssystem zu integrieren", findet Schulleiterin Gabriele Seelmann.
Eine Chance, die mit sehr viel Fleiß erarbeitet wurde. Moaz Hammam, der junge Syrer, war gerade 17 als er im September 2015 nach Deutschland kam und kein Wort Deutsch sprach. "Als ich Worte mit Ö und Ü und Sätze in mir völlig unbekannter Klangmelodie hörte, dachte ich das schaffst du nie", sagt er heute in perfektem Deutsch. Er hat es geschafft, auch wenn er bekennt "beinahe Tag und Nacht" gelernt zu haben. "Die deutsche Sprache als Nicht-Muttersprachler in wenigen Jahren bis auf Abiturniveau zu erlernen ist schon eine besondere Herausforderung".
Diese Erfahrung haben auch Mayram Tokov und Alina Ergardt gemacht. Wissenschaften wie Mathematik, Physik oder Chemie seien bei weitem nicht so sprachgebunden und in erster Linie Lernsache. Aber innerhalb von vier Jahren die Sprachkenntnisse von B1-Sprachkurs-Niveau auf Abi-Abschlussprüfung-Anforderungen hochzuschrauben sei eine Energieleistung.
Eine Energieleistung, der sich seit 2016 und auch künftig immer wieder junge Erwachsene am Bayernkolleg in Schweinfurt stellen können, denn die "Migranten-Klasse", die nun erstmals mit erfolgreichen Abiturprüfungen abgeschlossen wurde, wird jedes Jahr mit dem Einstieg in den "Vorkurs M" neu aufgelegt. Ein Vorkurs, in dem nicht nur der Schwerpunkt "Deutsch als Zweitsprache" gesetzt wird, sondern auch kulturelle Werte vermittelt werden. Neuland für das Bayernkolleg, das zu beackern sich gelohnt hat, meint Oberstufenkoordinator Andreas Vollert, der die Aussiedler und Migranten auf ihrem Weg zur Hochschulreife begleitet hat.

Neuland auch für die Pädagogen
Ideen zur nachhaltigen Vermittlung von Fachinhalten entwickeln und dies in einer Sprache, die anfangs nur schwer oder gar nicht von den Schülern verstanden wurde, war nur eine der Herausforderungen für das Lehrerkollegium, doch am Bayernkolleg hat man in dieser Hinsicht Erfahrung. Seit mehr als 40 Jahren gibt es dort Sonderlehrgänge, die von jungen Aussiedlern besucht werden. Das Experiment gelang, aus der Klasse mit Schülern aus mehr als einem halben Dutzend Nationen und ebenso vielen Muttersprachen wurde eine Einheit.
Das sehen auch die Absolventen so. Freundschaften seien entstande und Herkunft und Religion hätten nach anfänglicher Eingewöhnungszeit keine Rolle mehr gespielt. Jetzt gehen die Wege wieder auseinander. Aline Ergardt, ebenfalls seit gut fünf Jahren in Deutschland, war in ihrer Heimat Dirigentin und möchte ihre gestalterischen Talente in ihren Berufswunsch Bauingenieurin einfließen lassen.
Mayram Tokov, mittlerweile seit 15 Jahren in Deutschland, will Informatik studieren. Beeindruckt hat den 31-Jährigen vor allem das "Schulklima", das in seiner Heimat ganz anders sei: "Ich war überrascht vom offenen Umgang mit den Lehrkräften hier in Deutschland."
unsere Hassforisten.
Mein Glückwunsch gilt den Absolventen und unserem Land gleichzeitig. Denn ohne Zuwanderung und der Chancengleichheit für diese Zuwanderer kann Deutschland seine wirtschaftliche Position in der Welt nicht halten.
Ich freue mich auch riesig über.... Die drei sind die ersten, die in Unterfranken als Schüler einer "besonderen Klasse für Migranten und Flüchtlinge" die Möglichkeit genutzt haben
Aber leider sind es nur 3 an der Zahl von (...) 2018 lebten in Deutschland 20,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, was einem Bevölkerungsanteil von etwa 25,5 % entspricht.[
https://orange.handelsblatt.com/artikel/29581
es soll aber bitte keine Abwerdung sein !
Gruß Wanderer
Meinen sie die Ablehnung von Ausländern basiert nur auf deren Abstammung?
Nein, natürlich nicht. Wenn wir es nicht schaffen abgelehnte und kriminelle Asylbeweber z.B abzuschieben, dann erodiert irgendwann unsere Rechtsstaat. Das ist es was die meisten Leute aufregt. Der Missbrauch des Asylrechts.
Ich freue über jeden Asylbewerber, der rechtmäßig hier lebt, eine Ausbildung macht, die Gesetze beachtet und unsere Gesellschaft bereichert.
Doch ich verstehe schon wie sehr weite Teile unserer Gesellschaft den Fremdenhass kultiviert. Pauschalierungen im negativen Sinne treffen vor allem Zuwanderer und die AfD trifft damit leider auf eine breite unreflektierte Zustimmung.
Dass wir unseren Rechtsstaat schützen müssen ist jedem klar und dass wir in der Masse die Falschen abschieben ist leider auch Fakt.
Wenn in den gecharterten Flugzeugen nur verurteilte Straftäter säßen dann hätte die Regierung sicher eine höhere Zustimmung zu ihrer Migrationspolitik als so.
Leider werden nach wie vor integrationswillige und fleißige Menschen abgeschoben und Straftäter so gut wie nie.