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Gemünden
Was Corona für Abiturienten in Unterfranken bedeutet
Für den diesjährigen Abitur-Jahrgang fallen nicht nur Feiern und Reisen aus. Auch die Zukunftsplanung mancher Absolventen hat die Pandemie durcheinander gebracht.
Die Prüfungen sind vorbei, aber große Reisen sind nicht möglich. Die Abiturienten des Friedrich-List-Gymnasiums in Gemünden (von links) Johannes Kühlwein, Michael Kurz, Jan Knes-Wiersma und Maximilian Heilmann haben sich die Zeit nach dem Abitur anders vorgestellt.
Foto: Silvia Gralla | Die Prüfungen sind vorbei, aber große Reisen sind nicht möglich. Die Abiturienten des Friedrich-List-Gymnasiums in Gemünden (von links) Johannes Kühlwein, Michael Kurz, Jan Knes-Wiersma und Maximilian Heilmann haben ...
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:17 Uhr

"Wir bekommen ein paar trockene Reden und das war's dann", sagt Maximilian Heilmann. Eine gewisse Enttäuschung ist dem Abiturienten des Friedrich-List-Gymnasiums (FLG) in Gemünden am Main (Lkr. Main-Spessart) anzumerken. Denn die Zeugnisvergabe und die Schulabschlussfeier werden dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie ganz anders aussehen als sonst. Der Sektempfang, das Buffet, der Auftritt der Band – all das, was den Tag normalerweise zu einem unvergesslichen Ereignis macht, fallen diesmal weg, erzählt Heilmann. Und das ist nicht das einzige, worauf die diesjährigen Abiturienten verzichten müssen.

Abschlussfeier in abgespeckter Version

Der 18-Jährige sitzt mit drei Mitschülern aus dem Abitur-Jahrgang auf dem Schulgelände zusammen – möglicherweise zum letzten Mal, denn die Prüfungen haben die Abiturienten bereits hinter sich. Die Vorfreude auf die Zeit danach ist jedoch bei allen getrübt. Schließlich fallen einige langersehnte Highlights weg oder können nur in einer abgespeckten Version stattfinden.

Bei der Zeugnisvergabe hätten er und seine Mitschüler allerdings sogar noch Glück, sagt Jan Knes-Wiersma, der ebenfalls gerade Abitur am FLG gemacht hat. Denn weil der Jahrgang mit gerade einmal 38 Schülern sehr klein ist, dürfe jeder Abiturient immerhin seine Eltern mit zur Abschlussveranstaltung bringen. "Das ist nicht selbstverständlich", betont der stellvertretende Bezirksschülersprecher.

Wie geht es jetzt weiter? Die Zeit nach dem Abitur haben sich (von links) Jan Knes-Wiersma, Johannes Kühlwein, Maximilian Heilmann und Michael Kurz anders vorgestellt. Die Corona-Pandemie hat auch die Pläne der 18-Jährigen durcheinander gebracht.
Foto: Silvia Gralla | Wie geht es jetzt weiter? Die Zeit nach dem Abitur haben sich (von links) Jan Knes-Wiersma, Johannes Kühlwein, Maximilian Heilmann und Michael Kurz anders vorgestellt.

Prinzipiell sind Schulabschlussfeiern in Bayern seit dem 22. Juni wieder erlaubt. Allerdings gelten dabei weiterhin strenge Auflagen. An anderen Schulen in Unterfranken müsse die Jahrgangsstufe deshalb für die Veranstaltung aufgeteilt werden oder das Zeugnis komme einfach mit der Post, sagt Knes-Wiersma. Dass der festliche Rahmen wegfallen muss, sei trotzdem schade, darüber sind sich die Abiturienten einig. "Dafür kaufe ich mir auf jeden Fall keinen neuen Anzug", fügt Michael Kurz, Schülersprecher und ebenfalls Abiturient am FLG, hinzu und erntet Zustimmung von seinen Mitschülern.

Online-Quiz statt Abi-Streich

Auf einige andere Traditionen müssen die diesjährigen Abiturienten des Gemündener Gymnasiums ebenfalls verzichten. Weder eine Abi-Party noch einen Abi-Streich wird es im sonst üblichen Rahmen geben. Es seien einmalige Gelegenheiten, die dem Jahrgang durch die Corona-Pandemie genommen werden, sagt Heilmann. Denn: "An solchen Tagen entstehen Geschichten, an die man sich noch ewig erinnert."

Ganz ohne sich zu verabschieden, wollen die Abiturienten die Schulzeit trotzdem nicht hinter sich lassen. Zur Erinnerung habe der Jahrgang geplant, eine Zeitkapsel auf dem Gelände zu vergraben, erzählt Kurz. Außerdem denke die Jahrgangsstufe über ein Online-Quiz für die übrigen Klassen nach - als Ersatz für den geplatzten Abi-Streich.

Auch die Zukunftspläne einiger Abiturienten des FLG sind durch die Corona-Pandemie ins Wanken geraten. Johannes Kühlwein etwa hatte ursprünglich geplant, nach dem Abitur gemeinsam mit seinem Bruder ein Jahr lang durch Australien zu reisen. Mittlerweile habe er das aber abgehakt. "Selbst wenn wir einreisen dürften, könnte es immer noch eine zweite Welle geben", befürchtet er. Stattdessen wolle er sich nun für ein Lehramtsstudium mit den Fächern Mathematik und Sport einschreiben. Doch auch dabei gibt es Probleme. "Mittlerweile kann ich den Sporttest, den ich dafür brauche, in Bayern nicht mehr machen", sagt er. Dafür müsse er in ein anderes Bundesland fahren und zusätzlich an der bayerischen Nachprüfung teilnehmen. 

Ungewisser Start ins Studium

Seine Mitschüler beeinflusst die Pandemie zwar nicht direkt in ihren Plänen: Sie wollen ohnehin sofort studieren. Die Unsicherheiten, die die Corona-Krise mit sich bringt, setzen aber auch ihnen zu. "Was mir jetzt Sorgen macht, ist, wie es im Wintersemester weitergeht", sagt Jan Knes-Wiersma. Der 18-Jährige plant Anglistik und Sozialwissenschaften auf Lehramt zu studieren. Er hofft, dass im Herbst wieder Präsenzveranstaltungen stattfinden: "Wenn ich mit dem Studium neuen Boden betrete, möchte ich nicht unbedingt im Homeoffice auf mich allein gestellt sein."

Ähnlich sehen es Michael Kurz und Maximilian Heilmann, die im kommenden Semester ein duales Wirtschaftsinformatik-Studium beginnen. Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, in der Corona-Zeit eine Wohnung am Studienort zu finden. "Sollten wir jetzt aber nur Online-Vorlesungen haben, bräuchte ich die Wohnung eigentlich ja gar nicht", sagt Kurz. Letztendlich bleibe ihnen aber vorerst nichts anderes übrig, als abzuwarten – wie so oft in der Corona-Krise.

 
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