
Nach Kritik an ihrem Auftreten im Fall der Krankenhausschließung von St. Josef in Schweinfurt weist Sabine Dittmar die Vorwürfe aus den Reihen der Schweinfurter CSU entschieden zurück. Als Politikerin stehe sie sehr wohl mit dem Krankenhaus und den entsprechenden Stellen in Kontakt. "Ich verfasse nicht über jeden Besuch einen Beitrag auf Facebook", kontert Dittmar im Gespräch mit der Redaktion.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis Bad Kissingen arbeitet seit Dezember 2021 als Parlamentarische Staatssekretärin unter Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Letzterer steht wegen der Krankenhausreform seit Monaten in der Kritik.
Dittmar verteidigt Krankenhausreform
"Die Krankenhausreform kann gar nicht Schuld am Aus für St. Josef sein, da sie noch gar nicht in Kraft getreten ist", sagt Dittmar. Stattdessen sei sie eine Chance für die Krankenhäuser, was den Ausbau der sektorenübergreifenden und integrierten Gesundheitsversorgung angeht. "Auch und gerade für St. Josef, wo es dieses Nebeneinander von stationären, fachärztlichen und ambulanten Behandlungen bereits gibt", bekräftigt die Staatssekretärin.
Es brauche nun gemeinschaftliche Lösungen. "Leider wird aber, vor allem von Seiten der CSU, noch immer kräftig mit dem Finger auf Berlin gezeigt und behauptet, die Ampel und die geplante Krankenhausreform seien schuld am Aus für das St.-Josef-Krankenhaus."
CSU-Mann Steffen Vogel: Kliniksterben sei gewollt
Dabei würden, so die SPD-Politikerin weiter, Behauptungen aufgestellt, die zeigen, "dass die, von denen sie kommen, sich offenbar mit Gesundheitspolitik und der Finanzierung von Krankenhäusern nicht wirklich auskennen." Der CSU-Landtagsabgeordnete Steffen Vogel erklärt in einem Video auf Facebook, dass 2016 nur 50 Prozent aller bayerischen Krankenhäuser defizitär gewesen seien. "Mittlerweile sind es 90 Prozent", so Vogel. Das Sterben kleiner Kliniken sei gewollt.
"Ich frage mich schon, wenn vor acht Jahren 50 Prozent der Krankenhäuser Verluste gemacht haben, warum haben dann die zuständigen Minister, übrigens alle von der Union, nicht eine schon damals notwendige Krankenhausstrukturreform in Angriff genommen?", entgegnet Dittmar. Aufgrund der verpassten Reformen stünden viele Kliniken heute so da.
Krankenkassen und Bundesländer teilen sich Finanzierung
Die Krankenhausfinanzierung in Deutschland sei ein duales System, sagt Dittmar. Die Länder würden die Investitionskosten für Neubauten, Sanierungen oder neue Geräte tragen. "Wenn Krankenhausschließungen oder Insolvenzen zu Lücken in der stationären Versorgung führen, ist es Aufgabe der Länder, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen", so Dittmar.
Die Betriebs- und Personalkosten, also alle Kosten, die für die Behandlung von Patienten entstehen, würden hingegen von den Krankenkassen bezahlt. Auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums heißt es dazu: "Seit dem Jahr 2020 werden diese über eine Kombination von Fallpauschalen und einer Pflegepersonalkostenvergütung finanziert." Die Preise, wie viel die Krankenkassen für eine stationäre Behandlung der Patientinnen und Patienten in Deutschland ausgeben, verhandeln die Kassen jedes Jahr auf Landesebene mit den Krankenhausgesellschaften.
Der Bedarf an Investitionskosten liege bundesweit jährlich bei etwa sieben Milliarden Euro, erklärt Dittmar weiter. "Von den Ländern geleistet werden aber nur drei Milliarden Euro." In Bayern seien nach zuvor fallender Tendenz 2018 zuletzt 634 Millionen Euro investiert worden.
Immer weniger stationären Fälle im St. Josef
Bei der Betrachtung der Betriebskosten müssten neben den Ausgaben auch die Einnahmen betrachtet werden. "Die sind – angesichts der Tatsache, dass bundesweit jedes dritte Krankenhaus-Bett nicht belegt ist – vielerorts rückläufig", sagt Dittmar. Gründe für den Rückgang seien die Ambulantisierung und ein zunehmender Mangel an Fachkräften.
"Beim Krankenhaus St. Josef sieht es in dieser Hinsicht, laut den von der Klinik selbst erstellten Qualitätsberichten, wie folgt aus: 2019 gab es 13.042 stationäre Fälle, 2022 waren es nur noch 10.318 bei nur marginaler Steigerung der ambulanten Fälle." Diese hätten 2019 insgesamt 16.964 Fälle und 2022 nur 17.286 Fälle betragen. Gleichzeitig sei das Personal im gleichen Zeitraum gewachsen.
"Ich bedauere sehr, dass eine Kooperation zwischen dem Leopoldina und St. Josef wohl letztendlich an den christlichen Wertevorstellungen der Kongregation gescheitert ist." Es gelte jetzt, ohne parteipolitisches Geplänkel nach einer Lösung zu suchen.
"Ich verfasse nicht über jeden Besuch einen Beitrag auf Facebook"
Offensichtlich sind ein "Altmain Weinfest" in Zeil, SPD Busfahrt oder Glückwünsche zum Abi etc. Alles wichtiger als das St. Josef!
Offensichtlich hat niemand es wahrgenommen dass die Abgeordnete sich in der Sache bemüht hat weil es nicht kommuniziert wurde. Wo waren Sie?
Offensichtlich wird nun aus den Jahren punktuell etwas herausgepickt (was man selbst in der Groko Regierung mit verfasst hat) was vordergründig den Leser erreichen soll um von der Untätigkeit Jetzt für das Josef abzulenken!
Seit Jahren wird in der Groko um die Reformen gerungen. Ja! Und gegenseitig blockiert!
Sie waren mit in der Verantwortung! Und sind es!
Es abzuschieben aus der Verantwortung des Bundes heißt:
- explosionsartige Steigende Krankenkassenbeiträge,
- keine ausreichenden Vorhaltegelder für die Krankenhäuser
- Inkaufnahme eines weiteren Krankenhaussterbens in Deutschland!
Danke!
Es ist aber auch in meinen Augen nachgerade unterkomplex, Schuld an den Bund, das Land oder einzelne Personen ausschließlich zu adressieren. Genauso wäre es zu vereinfachend, wenn man Gewerkschaften die Schuld am Stellenabbau in einzelnen Unternehmen geben würde. Es mag zwar sinnvoll erscheinen, wenn man das als Parteigängerin oder Parteigänger im Wahlkampf versucht, nicht aber, wenn man eine Sachdebatte führen möchte.
Die Welt ist dann doch komplexer, als es einfache Schuldzuweisungen suggerieren mögen.
Oder nur sie selbst...
Das Josef bzw die Schwestern haben Fakten geschaffen.
Die Sachfragen müssen geklärt werden!
Fakt ist, dass die Betriebskosten zu hoch sind (Energie, Personal (da sind auch die Gewerkschaften übers Ziel hinausgeschossen), Unterhalt, Vorhaltekosten etc.) die nur der Bund übernehmen könnte wenn er will. Die Reform, die kommen soll/muss wird auch zu Schließungen führen. Die Fallpauschalen sind ein Thema etc.
Das zu lösen bedarf aller! Denn, da haben Sie vollkommen recht, es ist komplexer!
Dazu muss aber der Wille aller Beteiligten auch da sein und nicht den Karren an die Wand fahren. Solange einer der Beteiligten nicht am Tisch sitzt, ist es halt verdammt schwer...
Welche Klinik außer NES macht aktuell schwarze Zahlen und würde überleben, wenn sie nicht (meist von der Stadt, über steigende Kreisumlage etc.) aufgefangen würden?
Zur Thematik stationäre vs. ambulante Versorgungen/Eingriffe: der AOP Katalog ändert sich ständig, und wenn ein Eingriff ambulant gelistet nicht mal ein Fünftel des Betrages erwirtschaftet, den er stationär erlöst hat, wundert es nicht, dass die Gewinne einbrechen. Dazu hört man aber von unseren politischen Granden nix, egal welcher Partei sie angehören.
Und ein Herr Lauterbach und alle Verfechter der Reform würden gut daran tun, Städte wie Berlin oder München nicht mit den ländlichen Regionen gleichzusetzen - in München hab ich zig Kliniken, da juckt es im Verhältnis niemanden, wenn es eine Einrichtung weniger gibt.
Matthias Lerm
Letztendlich ist es doch so, dass wir arge Probleme in der Stat und der Region haben, an deren Lösung wir doch alle, egal welcher Partei man nun zusprechen mag, ein Interesse haben. Wünschenswert wäre, dass man den Umgang miteinander dabei nicht aus den Augen verliert, denn letztlich haben wir doch alle das gleiche Ziel: den Niedergang der Stadt und der Region verhindern.
Frage: warum kann man nicht noch einmal das Gespräch mit Kongegration und Leo suchen ?
Und: es sollte sich doch eine Lösung zu Gunsten christlicher Werte finden lassen !!
Zweites Zitat: "Die Krankenhausreform kann gar nicht Schuld am Aus für St. Josef sein, da sie noch gar nicht in Kraft getreten ist", sagt Dittmar. Stattdessen sei sie eine Chance für die Krankenhäuser, was den Ausbau der sektorenübergreifenden und integrierten Gesundheitsversorgung angeht. "Auch und gerade für St. Josef, wo es dieses Nebeneinander von stationären, fachärztlichen und ambulanten Behandlungen bereits gibt", bekräftigt die Staatssekretärin.
GENAU: Auch und gerade im NOCH existierenden Josef !!
Endlich mal ein Post der den "Ganzen Vorgang" ohne Schaum vorm Mund und richtig widerspiegelt.
Denn, die Verhandlungen mit dem Leo waren ja so gut wie abgeschlossen.
Dann kamen die Ordensschwestern und stiegen aus den Verhandlungen aus wegen Christlicher Werte.
Da ging es um Abtreibungen die im Leo vorgenommen werden.
Da fragt man sich schon, war das denn nicht vor den Verhandlungen bekannt?
Die daraus resultierende öffentlichen Diskussionen und auch die Kommentare hier in der MP wenden sich gegen Bund, Land und Kommune.
Für das Verhalten des Ordens, der für diese Misere verantwortlich ist wird kaum ein Aufsehen gemacht, da ja die Kongregation der Schwestern des Erlösers kath. sind und das zählt halt .
Nur sind letztendlich diese Schwestern für den Verlust der 800 Arbeitsplätze alleine verantwortlich.
Weshalb nach einem kommunalen /landkreis oder sonstigen Träger suchen, der mit Steuergeldern operiert, da ja eine Lösung faktisch möglich war.
Es leben die Tendenzbetriebe.
Widerlich!