Vor der Sondersitzung des Gerolzhöfer Stadtrats zum Hotelbau "Wilder Mann" am Donnerstagabend hat sich die CSU-Fraktion zu Wort gemeldet. Man begrüße grundsätzlich die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten und wünsche sowohl für den Bauherren, als auch für die zukünftigen Nutzer und für die Stadt Gerolzhofen ein Gelingen des Projekts. "Gleichzeitig bleiben aber starke Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bautätigkeiten", betont der CSU-Fraktionsvorsitzende Arnulf Koch in der Stellungnahme.
Die Zweifel der CSU werden durch einen jüngst erschienenen Bericht der Main-Post bestärkt, in dem Rainer Krapf, Geschäftsführer der Krapf Immobilien GmbH & Co. KG, mit der Aussage zitiert wird, es gebe derzeit keine belastbaren Bauzeitenpläne. Nach Ansicht der CSU-Fraktion müssten bei einem Projekt dieser Größenordnung aber alle Gewerke mit recht genauen Bauzeiten bereits jetzt schon vergeben sein, um das Projekt in einem angemessenen Zeit- und Kostenrahmen überhaupt fertigzustellen – insbesondere angesichts der aktuellen Knappheit von Handwerksfirmen und Materiallieferungen.
Ist es eine Hinhaltetaktik, eine Reaktion auf die gesetzte Frist?
Die CSU befürchtet, dass es sich entweder um eine Hinhaltetaktik handelt, um auf die vom Stadtrat gesetzte Frist zum 1. September zu reagieren. Ein Indiz könnte sein, dass erst in der Nacht (!) vor dem 31. August bei der Stadt ein Antrag für eine verkehrsrechtliche Erlaubnis zur Nutzung des Parkplatzes an der Grabenschule ab dem 31. August einging. Möglicherweise plane die Krapf GmbH aber aktuell überhaupt nicht, das gesamte Hotelgebäude zu bauen, sondern nur Teile davon, eventuell nur die Decke der Tiefgarage. "In beiden Szenarien fragen wir uns, ob sie wirklich die Wiederherstellung des städtischen Eigentums vorsehen", so Arnulf Koch, also den Neubau des weggebaggerten Gehsteigs an der Breslauer Straße und das Verfüllen des großen Lochs im Pausenhof der Grabenschule.
Wie geht es nun weiter? Die CSU-Fraktion werde die Wahrung der Interessen der Bürgerinnen und Bürger Gerolzhofens in ihren Mittelpunkt stellen und alles unterstützen, das die schnellstmögliche Wiederherstellung des öffentlichen Eigentums und der öffentlichen Infrastruktur rund um die Baustelle ermöglicht. Da man aber nicht einschätzen könne, ob jetzt tatsächlich ernsthafte Bautätigkeiten erfolgen, sollte aus Sicht der CSU die aktuelle Beschlusslage des Stadtrates erst einmal nicht verändert werden.
CSU Forderung: Schon jetzt "rechtliche Schritte einleiten"
Das heißt konkret: Die Stadt Gerolzhofen leitet gegen die Krapf GmbH rechtliche Schritte ein, "um aus Sicht der Stadt zu unserem Recht – der Nutzung unseres Eigentums – zu kommen". Sollte in den nächsten Wochen und Monaten wirklich ein Rohbau entstehen, könnten diese juristischen Maßnahmen seitens der Stadt jederzeit unterbrochen oder beendet werden. "Aber falls Gehsteig und Pausenhof auch in mehreren Wochen oder Monaten nicht hergestellt sind, möchten wir nicht erst dann den Klageweg beschreiten", so Arnulf Koch.
Neben der Einleitung rechtlicher Schritte wird die CSU zudem ein Beweissicherungsverfahren für den baulichen Zustand der Grabenschule auf die Tagesordnung bringen, heißt es in der Pressemitteilung. Denn das Schulgebäude sei nun schon viel länger als ursprünglich geplant gleich von zwei Seiten von einer tiefen Baugrube umgeben.
Ja zur Nutzung des Parkplatzes unterhalb der Grabenschule
Auch zu der von der Krapf GmbH beantragten Nutzung des Parkplatzes unterhalb der Grabenschule hat die CSU-Fraktion sich bereits auf eine Meinung verständigt: "Wir werden in der Sitzung am Donnerstag die Position vertreten, dass wir bei glaubhafter Darlegung des Bauherren mit engen Fortschrittsplänen die Nutzung des Parkplatzes unterstützen werden, um den Fortgang der Baustelle zu ermöglichen", gibt Arnulf Koch bekannt. "Hier stellen wir uns dann eine wöchentliche Berichterstattung vor, ob wirklich ununterbrochen Bautätigkeiten stattfinden."
Öffentliche Parkplätze in der Breslauer Straße für die Stellung eines großen Krans bereitzustellen, das kann sich die CSU insbesondere während der Weihnachtszeit bei der aktuellen spärlichen Informationslage allerdings nicht vorstellen, um die Innenstadt-Händler nach zwei sehr schwierigen Corona-Jahren nicht über Gebühr zu belasten.