Ohne Landwirtschaft kann keine Gesellschaft überleben. Dennoch schrumpft die Zahl der bayerischen Betriebe. 2020 gab es im Freistaat noch etwa 84.600 Höfe. Zur Jahrtausendwende waren es um die 150.000. Ein Trend, der auch im Zuständigkeitsbereich des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt zu beobachten ist. "Sollbruchstelle" für das Ende eines landwirtschaftlichen Betriebes ist oft der Generationswechsel, entweder weil kein Kind den Hof übernimmt oder weil die Generationen sich nicht einig sind über Führung oder Umbau des Betriebes.
Wie die Nachfolge gelingen kann und welche Modelle es gibt, einen Betrieb in der Familie in die Zukunft zu führen, zeigen drei Beispiele aus der Region.
Simon Schech in Grettstadt: Fließender Übergang als "Gesellschaft bürgerlichen Rechts"
Durch Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wollen Simon Schech (25) und sein Vater Andreas in Grettstadt den Übergang in einen rechtlichen Rahmen gießen. Simon bewirtschaftet den Betrieb gemeinsam mit seinen Eltern, ist dann aber beim Betriebsleiter – seinem Vater – angestellt. "Die vollständige Übergabe ist wahrscheinlich erst, wenn mein Vater in Rente geht", so Simon Schech. Diese Form der Hofübernahme sei recht gängig in der Landwirtschaft, bringe dem Erben mehr Entscheidungsgewalt und dem Vererber mehr Gewissheit, dass der Hof weitergeführt wird. Der rechtliche Rahmen biete auch Sicherheit, falls es zwischen den Generationen Streit geben sollte.
Simon Schech, der Abitur gemacht hat und inzwischen Landwirtschaftsmeister ist, will den 150-Hektar-Hof nach der Übernahme in der 5. Generation in etwa so weiterführen wie bisher. Im Moment gibt es auf dem Hof etwa 80 Zuchtsauen für die Ferkelerzeugung, außerdem wird Ackerbau mit weit gespannter Fruchtfolge von Weizen über Zuckerrüben bis zu Silomais für Biogas, Brau- und Wintergerste betrieben. Der Großteil für die Fütterung der Schweine wächst auf eigenen Feldern.
Dass er den Hof übernehmen wird, war für Simon Schech, der zwei ältere Schwestern hat, nicht von Anfang an klar. "Meine Eltern haben es mir offen gelassen, so ab der zehnten Klasse habe ich die Entscheidung für die Landwirtschaft getroffen." Mit dem Abitur in der Tasche hätte er nach der landwirtschaftlichen Ausbildung auch studieren können, fand es aber zielführender, seinen Meister zu machen und sich auf den Betrieb zu konzentrieren.
Während der Ausbildung hat Simon Schech auch Jungbauern kennengelernt, bei denen es zwischen Vererbern und Nachfolgern "ganz schön geknirscht" hat. Solche Unstimmigkeiten sind in seinem Fall nicht auszumachen. "Ich bin zufrieden mit dem System, wie meine Eltern den Betrieb aufgebaut haben und kann mich damit identifizieren." Dennoch ist dem 25-Jährigen wichtig, seine eigenen vier Wände zu haben. "Seit zwei Jahren habe ich eine eigene Wohnung im Haus der Eltern. Man arbeitet den ganzen Tag zusammen, da ist es schön, dass man sich auch mal zurückziehen kann".
Michael Reinhart in Untereuerheim: Stück für Stück Verantwortung übernehmen
Die Weichen für die Hofnachfolge hat auch Norbert Reinhart (50) gestellt, der in Untereuerheim seinen 115-Hektar-Hof an seinen Sohn Michael (21) übergeben wird. "Ich habe mich früh entschieden Landwirt zu werden, nicht nur, weil der Betrieb da war, sondern weil ich Spaß mit den Tieren und an der Arbeit habe", so Michael. Auf den eigenen Feldern wächst auch das Futter für die Schweine (Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Mais), die ein wesentliches Standbein des Betriebs sind.
2011 wurde ein neuer Stall für die Schweinemast gebaut. Die Ferkel der rund 60 Sauen werden selbst gemästet. Außerdem werden auf dem Betrieb Färsen (Kühe, die noch nicht gekalbt haben) gehalten. Der jüngere Bruder Martin, mit 19 bereits Metzgermeister, hält Ziegen zur Landschaftspflege auf den eigenen Streuobstwiesen. Im Direktverkauf bieten die Reinharts ihren Spargel aus eigenem Anbau an. Eine breite landwirtschaftliche Palette mit viel Arbeit und Verantwortung, die bei den Reinharts Stück für Stück an die nächste Generation abgegeben wird.
Michael Reinhart, gelernter Landwirt, der gerade die Meisterschule besucht, betreut federführend den 1994 gebauten Sauenstall, macht ihn zukunftsfähig und plant Neuerungen im Hinblick auf den Freilauf der Tiere. "Das hat er super hingebracht", lobt Norbert Reinhart seinen Sohn. Wie und ob der Übergang in einen rechtlichen Rahmen gespannt wird, ist noch nicht ganz klar. "Da werden wir uns noch von Steuerberater und Bauernverband beraten lasen", ergänzt Bäuerin Birgit Reinhart (47). Die Idee, eine GbR zu machen, stehe aber schon im Raum, weil die auch die Möglichkeit biete, als gleichberechtigte Geschäftspartner rechtlich abgesichert zu sein.
Der Hofnachfolger, der auch den Spargelanbau mit aufgebaut hat, kann sich vorstellen, die Direktvermarktung zu intensivieren. Digitalisierung und Modernisierung des Maschinenparks sind weitere Herausforderungen, die der in der 6. Generation angehen will. Die Familie Reinhart lebt eher das Modell der traditionellen Hofübergabe, bei der Verantwortung nach und nach weitergereicht wird.
Florian Gehrig in Gänheim: Mehr Investition in das Tierwohl – der Vater zieht mit
"Mit dem Florian habe ich richtig Glück", so Betriebsleiter Michael Gehrig (57), der seinen Hof in Gänheim (Lkr. Main-Spessart) an seinen 21-jährigen Sohn Florian übergeben wird. Weizen, Gerste, Raps, Mais und Rüben und neuerdings Sojabohnen werden auf den Feldern angebaut, 130 Zuchtsauen stehen im Stall, 600 Mastplätze stehen zur Verfügung. 70 Prozent der Ferkel werden selbst gemästet, 30 Prozent kommen auf den Markt.
Auch Florian Gehrig hat Landwirt gelernt, bereitet sich auf die Meisterprüfung vor. Ihm war schon immer klar: "Ich werde Landwirt." "Der ist schon ganz früh mit auf die Felder gegangen, hat sich selber Beete angelegt", erinnert sich Vater Michael an die landwirtschaftliche Begeisterung seines zweitältesten Sohnes. Die Harmonie zwischen Vater und Sohn ist da, dennoch antwortet Hofnachfolger Florian auf die Frage, was er in der 6. Generation anders machen will, einfach nur mit "Vieles". Das fängt bei der Technik an. Schon mit 18 hat er begonnen, die Dokumentation seines Ackerbaus, die sogenannte Ackerschlagkartei, zu digitalisieren und Schlepper mit GPS auszustatten.
Den Betrieb zukunftsfest machen und Digitalisierung voranbringen, ist die Vision von Florian Gehrig, für die sich auch der Vater begeistern lässt. Das heißt in der Schweinehaltung Synergieeffekte schaffen und konsequent nutzen. Der Masterplan für die Zukunft sieht vor, die restlichen 30 Prozent der Ferkel selbst auf dem Hof zu mästen, um ein geschlossenes Produktionssystem "von der Besamung bis zur Schlachtreife" zu erreichen. "Mit 200 Hektar können wir einiges an Futteranbau leisten", unterstreicht Florian Gehrig die Möglichkeiten des Hofes, das Futter für weitere Ferkel zu produzieren.
Dafür ist geplant, nicht nur einen neuen Stall am Standort für etwa 1,5 Millionen Euro zu bauen, sondern die ganze Schweinemast auf Haltungsform 4, die viel mehr Tierwohl bringt, umzustellen. Haltungsform 4, das ist, einfach ausgedrückt, Bio-Haltung, aber konventionelle Fütterung. Der Plan für den Stall geht gerade seinen bürokratischen Weg. "Wenn diese Baumaßnahme kommt, wird es bei uns eine GbR geben", so Michael Gehrig, denn diese sichere beide Generationen als gleichberechtigte Betriebsleiter ab.
Die Fleischvermarktung indes ist abgesichert durch einen Vertrag mit einem regionalen Handelspartner, der das höherwertige Fleisch zu einem festen Mindestpreis abnimmt und in seinen Märkten verkauft. Ein Preis, der sich der Preisentwicklung anpasst. Zur Finanzierung des Stalls brauchen die beiden Gänheimer Landwirte nicht nur den Vertrag mit der Handelskette, sondern auch Geld aus dem derzeit ausgesetzten staatlichen Agrarinvestitions-Förderprogramm. "Wir gehen davon aus, dass das Förderprogramm 2023 neu aufgelegt wird, falls nicht, wird der Stall nicht gebaut."
Weshalb die Betriebe langfristige Planungssicherheit brauchen
"Betriebswirtschaftlich rechnet sich so eine Investition auf etwa 20 Jahre." Deshalb wünschen sich nicht nur Vater und Sohn Gehrig, sondern alle befragten Junglandwirte langfristige Planungssicherheit von der Politik hinsichtlich der Zahlen, Vorgaben und Haltungskriterien. Denn ohne diese sind Hofnachfolgen, die oft mit neuer Verschuldung einhergehen, nur schwer möglich, und das Höfesterben geht weiter.