
Es ist ein Dilemma. Viele Kunden geben bei Befragungen an, dass sie bereit wären, mehr Geld fürs Fleisch auszugeben, wenn sie damit mehr Tierwohl und bessere Haltung ermöglichen. Nur müssten sie es halt auch tun. Oft wird aber das Wohl der Haushaltskasse über das der Tiere gestellt.
Kommen dann noch Krisen dazu, die die Preise klettern lassen, wird die Kluft zwischen Anspruch und Realität noch größer. "Wie halte ich meine Tiere und kann ich mit den Kosten für die gewählte Haltungsform am Markt bestehen?" Für Landwirte wird die Antwort auf diese Frage immer mehr zur Frage nach dem Weiterbestand ihres Hofes.
"Für den Landwirt ist die Investition in eine neue Haltungsform mit großem finanziellem Risiko verbunden, denn eine Preisgarantie gibt es nicht", sagt Klaudia Schwarz, Behördenleiterin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt. Nur wenn er darauf vertrauen könne, dass der ausgehandelte Preis konstant bleibt, könne er die Kredite für Stall und Anlagen über 15 oder 20 Jahre abzahlen. "Die Haltungsform ist in jedem Fall eine schwere unternehmerische Entscheidung, weil die Investitionskosten sich erst nach 20 Jahren amortisieren." Eine Zeitspanne, die nicht immer durch langfristige Abnahmeverträge seitens des Lebensmitteleinzelhandels gedeckt sei.
Warum Strohschwein-Haltung Richtung Bio geht, aber kein Bio ist
Clemens Schmittfull, Landwirt in Egenhausen, auf dessen Hof auch Rinder- und Geflügelmast betrieben wird, hat für seine Mastschweine die Haltungsform "Strohschwein" gewählt. Die zählt faktisch zur konventionellen Haltung, auch wenn seine 180 Schweine mehr Platz, Auslauf und "Stroh unter den Füßen" haben. Eine deutliche Tierwohl-Verbesserung im Vergleich zur reinen Maststallhaltung.
Bio ist es nicht, weil die Zertifizierung fehlt, und weil dafür der Auslauf nicht komplett überdacht sein dürfte. Entscheidend ist das Futter. Schmittfull, dessen Schweine zu 97 Prozent fressen, was auf seinen Äckern wächst – lediglich drei Prozent Mineralfutter kauft er zu – müsste Bio anbauen, um damit Bioschweine füttern zu können. Die Strohschwein-Haltung, gefühlt ein Zwischending, stellt auch das übliche Schwarz-Weiß-Denken zwischen konventionell und Bio in Frage.

"Als ich vor sieben Jahren mit der Planung des Stalls für diese Haltungsform angefangen habe, bin ich ausgelacht worden, wurde ich gefragt, ob ich bei der Zahl der Tiere nicht eine Null vergessen habe", erinnert sich Schmittfull an die zähen Anfänge seines "Pig-Port mit Auslauf". Mit dieser Haltungsform, einem Zwischending zwischen konventionell und Bio, ist der 50-jährige Landwirt einer der Pioniere in der Region. Noch vor wenigen Jahren sei diese Haltungsform, auf Stroh, mit Auslauf und besserer Luft, für die Tiere als nicht zukunftsfähig bezeichnet worden.
Haltung-Qualität, die die Märkte haben wollen, aber zahlt auch der Kunde dafür?
Durch den Kontakt zu den Gründern des Vereins "Interessengemeinschaft Bayerisches Strohschwein" wurde Schmittfull bestärkt diesen Weg zu gehen, seit zweieinhalb Jahren ist der "Strohschwein-Stall" fertig. Mit dieser Entscheidung war für den Landwirt klar, dass er sein Schweinefleisch nicht im Discounter, sondern direkt im eigenen Hofladen vermarkten wird, weil der Mehraufwand für die hochwertigere Haltungsform sich auch wirtschaftlich darstellen muss.
Strohschweine, das ist "irgendwas zwischen Haltungsstufe 3 und 4", so Clemens Schmittfull, also die verbesserte Tierwohl-Kategorie, die viele Discounter und Supermärkte ihren Kunden in den kommenden Jahren anbieten wollen. "Eine Kennzahl für das Tierwohl und die damit verbundene Haltungsstufe ist immer der Platz", so Martin Fries, Produktionsberater und Fachmann für die Schweinehaltung beim AELF in Würzburg. Mit 1,5 Quadratmetern pro Tier haben Strohschweine beinahe doppelt so viel Platz wie Mastschweine in konventioneller Produktion. Für Fries sind Strohschweine, auch weil sie nach draußen können, einen "Außenklimareiz" haben, eigentlich klar Haltungsstufe 4.
"Unsere Schweine lagen im vergangenen Winter bei Minus 17 Grad auch noch draußen im Stroh", bekräftigt Schmittfull wie sehr die Tiere diesen "Außenklimareiz" zu schätzen wissen. Die Mastzeit, etwa sechs Monate, ist beim Strohschwein ähnlich der des konventionellen Mastschweins, allerdings brauche es, weil die Tiere mehr in Bewegung sind, mehr Futter. Diese Bewegung wirke sich positiv auf Festigkeit und Qualität des Fleisches aus.
Warum es die "Interessengemeinschaft Bayerisches Strohschwein" braucht
Mittlerweile wird mit den Strohschweinen aus Egenhausen nicht nur der eigene Hofladen, sondern ein weiterer beliefert. "Alle drei, vier Wochen stalle ich 30 Ferkel im Alter von 70 Tagen ein. Etwa zehn Schweine mit einem Schlachtgewicht von 130 Kilogramm werden pro Woche für den eigenen Hofladen und die anderen Vertragsabnehmer geschlachtet", so Clemens Schmittfull. Er müsse wegen der Mehrkosten für Stroh und die Mehrarbeit 30 bis 50 Cent mehr pro Kilogramm erlösen. Der Arbeitsaufwand sei etwa doppelt so hoch wie bei der konventionellen Haltung.
"Wir wollten ein Stall-System, mit dem wir den Tieren was Gutes tun, aber auch den Menschen, die darin arbeiten", betont Schmittfull, der nicht in einem Stall arbeiten möchte, der nach jedem Besuch eine Dusche nötig macht. Geschlachtet werden seine Schweine übrigens in Lohr, die Auflagen für einen eigenen Schlachtbetrieb mit EU-Zulassung seien heute viel zu hoch, die Investitionen dafür wären enorm.

Wer Tierwohl will, muss auch dafür bezahlen
Die Strohschwein-Haltung ist für Schmittfull eine Nische. Er glaubt nicht, dass ein maßgeblicher Anteil der Schweinemast darauf umgestellt werden wird. Wie Tiere gehalten werden, das regle der Markt und der werde vom Kaufverhalten der Verbraucher bestimmt. "Der Verbraucher gibt durch sein Kaufverhalten, durch seine Bereitschaft, etwas mehr Geld für Fleisch auszugeben vor, wie die Tiere leben."
Der Griff zum Billigfleisch sorge dafür, dass verstärkt Fleisch und Geflügel aus Ländern importiert wird, in denen das Tierwohl nicht so hoch angesiedelt wird. So komme zum Beispiel derzeit viel billiges Schweinefleisch aus Spanien, sagt Martin Fries. Weil das ukrainische Futter für die Mastschweine seit dem Krieg ausbleibe, würden die Tiere billig abgestoßen. Ein Kurzzeiteffekt der aber die Importabhängigkeit steigere, da deutsche Erzeuger derzeit preislich nicht mithalten können.
Man könnte auch einfach mal seine Meinung für sich behalten.
Gerne weniger Fleisch konsumieren und dafür Artgerechter und bewusster!
Nur weil es noch schlimmer geht, ist diese wohlklingende Haltungsform („Strohschwein“) für die Tiere immer noch eine große Qual.
Innerhalb von 6 Monaten auf 130 Kilo gemästet zu werden, auf 1,5qm pro Schwein, um dann getötet und geschlachtet zu werden, ist keinesfalls artgerecht oder gar lebenswert.
Die beste Kaufentscheidung für das Tierwohl, ist kein Fleisch zu kaufen!
Noch nie war es so einfach, schmackhafte Alternativen zu finden!
Ethik statt Tradition!
Oh , die Wohnungskatzen nicht zu vergessen, die putzigen Hunde die immer nur spielen wollen wenn sie mal raus dürfen und auf das zukünftige Essen ihr Geschäft machen.
Noch mehr davon? Ich habe sogar ein Foto im Angebot. Das ist Privatgrund, ich verteile auch bald die Windeln unseres Kleinen überall. Nur zum Veranschaulichen.
Artgerecht geht auch im Privaten teilweise ganz anders, aber interessiert nicht da es in dem meisten Fällen nicht öffentlich gemacht wird.