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BERLIN/WÜRZBURG
Rasantes Höfesterben in Bayern
Agrarbericht 2016 Bayern       -  Demonstration von bayerischen Landwirten gegen das Höfesterben.
Foto: ArchivSven Hoppe, dpa | Demonstration von bayerischen Landwirten gegen das Höfesterben.
Martin Ferber
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:03 Uhr

In Bayern hat in den vergangenen 20 Jahren ein dramatisches Höfesterben stattgefunden. Im Gegenzug sind die verbliebenen landwirtschaftlichen Betriebe immer größer geworden und halten immer mehr Tiere. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des bayerischen Grünen-Abgeordneten Stefan Schmidt (Regensburg) hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

Gab es im weiß-blauen Freistaat 1999 noch 66 008 Haupterwerbs- und 84 569 Nebenerwerbsbetriebe, waren es nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums im Jahr 2016 nur noch 40 130 Haupt- und 44 630 Nebenerwerbsbetriebe, das ist ein Rückgang um fast 42 Prozent. Bundesweit sank im gleichen Zeitraum die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um fast 200 000 auf derzeit 275 000.

„Großbetriebe werden mittlerweile die Regel“, sagte Schmidt gegenüber dieser Redaktion, „immer mehr familiengeführte bäuerliche Betriebe in allen Regierungsbezirken Bayerns kämpfen um ihre Existenz.“

Betroffen von dieser Entwicklung waren nach den von der Bundesregierung vorgelegten Zahlen alle bayerischen Regierungsbezirke. Dramatisch war der Rückgang in Franken, hier gab fast jeder zweite Bauer auf. In Unterfranken ging die Zahl der Betriebe um 48 Prozent zurück, in Oberfranken um fast 49 Prozent, in Mittelfranken um rund 47 Prozent und in Niederbayern sank die Zahl der Höfe um 44 Prozent. In Schwaben sank die Zahl der Höfe in den vergangenen zwei Jahrzehnten um fast 37 Prozent.

Hauptsächlich betroffen von dieser Entwicklung waren Höfe, die weniger als zehn Hektar bewirtschaften. Bayernweit gaben zwei von drei Kleinbauern auf, in Oberfranken waren es fast 70 Prozent, in Mittelfranken wie in Niederbayern 69 Prozent, in Unterfranken 68 Prozent. Im Gegenzug nahm die Zahl der Betriebe im Freistaat, die mehr als 100 Hektar bewirtschaften, in den vergangenen 20 Jahren um 250 Prozent von 1976 auf mittlerweile 4960 Betriebe zu. In Oberfranken stieg die Zahl um 285 Prozent, in Mittelfranken gar um 378 Prozent, in Unterfranken um 158 Prozent sowie in Niederbayern um 280 Prozent. Rein statistisch nahm die durchschnittliche bewirtschaftete Fläche pro Betrieb von 21,4 Hektar 1999 auf 34,7 Hektar im Jahr 2016 zu.

Der Trend zur Größe und Konzentration zeigt sich auch bei der Tierhaltung. Einerseits ging die Zahl der Betriebe, die Milchkühe halten, bayernweit seit 1999 um 52 Prozent zurück, andererseits stieg die Zahl der pro Hof gehaltenen Milchkühe im gleichen Zeitraum um mehr als 76 Prozent – von 21 auf 37 Tiere.

Parallel verlief die Entwicklung bei den Schweinen und den Rindern. Die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung sank im gesamten Freistaat um drei Viertel (76 Prozent), im Gegenzug nahm die Zahl der pro Hof gehaltenen Tiere um mehr als 360 Prozent von 88 auf durchschnittlich 320 zu.

„Bayern ist nicht die Insel der Glückseligkeit, auf der die Landwirtschaft noch in bäuerlichen Strukturen verankert ist“, sagte der oberpfälzische Grünen-Abgeordnete Stefan Schmidt. „Im Gegenteil, die Industrialisierung der Landwirtschaft schreitet auch in Bayern mit großen Schritten voran.“

Nötig sei eine radikale Veränderung in der Agrarpolitik: „Subventionen müssen viel stärker an den gesellschaftlichen Mehrwert geknüpft werden“, so Schmidt. Der Mehrwert der Landwirtschaft liege nicht darin, immer größer zu werden und immer größere Mengen zu produzieren, vielmehr müssten „Tierwohl, Qualität und Regionalität“ eine viel größere Rolle spielen. Das gehe nur mit bäuerlichen Strukturen. „Das Preisdumping bei Milch und Fleisch auf internationalen Plätzen muss ein Ende finden.“

 
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