Kurz vor Weihnachten hat die Nachricht für Aufregung bei werdenden Müttern gesorgt: Der Kreißsaal des Schweinfurter St. Josef-Krankenhauses wurde ab dem 24. Dezember geschlossen. Aus Personalnot. Gebärende müssen noch bis einschließlich 1. Januar ins Leopoldina-Krankenhaus ausweichen – und dort herrschte folglich Hochbetrieb. "Es war viel los", sagt die leitende Hebamme Ramona Kühlmann am Montag auf Nachfrage. "Wir hatten gut zu tun – aber es hat funktioniert." Niemand sei abgewiesen worden.
"Es bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, als die Frauen mit zu versorgen", sagt Kühlmann. Zwischen zwölf und 15 Geburten mehr habe ihr Team durch die Kreißsaal-Schließung im St. Josef bewältigen müssen. "Das ist für uns machbar, aber wir haben sicher nicht 'juhu' geschrien." Mehr als über die zusätzliche Belastung ärgert sich die Hebamme über die fehlende Kommunikation im Vorfeld. "Wenn wir es vorher gewusst hätten, hätten wir uns anders aufstellen können", sagt Kühlmann. So aber waren nicht mehr Kolleginnen als sonst aus ihrem 16-köpfigen Team im Einsatz.
Anstehender Geburtenrekord bei Hebammen-Not
Trotzdem hätten sie es geschafft, sagt Kühlmann. "Bis heute Nacht, da hat es gekracht." Fünf Geburten während der Nachtschicht auf Montag, weitere wurden für den Tag erwartet. Das sei das Limit. Wartezeiten seien unter diesen Umständen "vielleicht etwas länger gewesen", sagt Kühlmann. Aber: "Alle wurden versorgt und die Frauen waren sehr verständnisvoll." Ärger, Wut, Beschwerden gab es nicht. "Wir waren ja da."
Insgesamt habe es im Leopoldina bis Weihnachten bereits rund 1600 Geburten gegeben. Bis zum Jahresende "werden es wahrscheinlich 100 mehr als im Vorjahr sein", sagt Kühlmann. 2018 waren es 1582. "Darauf sind wir schon stolz."
Am 2. Januar beginnt dann auch für Kühlmanns Team wieder der Normalbetreib. Denn im St. Josef wird "der Kreißsaal wie geplant wieder geöffnet", sagt Krankenhaus-Sprecherin Miriam Christof. Die Hebammen-Not ist damit allerdings nicht beseitigt. Schon lange sucht die von den Würzburger Erlöserschwestern getragene Klinik händeringend nach qualifizierten Geburtshelferinnen. Von den ehemals 8,5 Vollzeitstellen seien weiterhin nur 6,5 besetzt. Das Problem: "Der Markt an Hebammen ist leer gefegt."
St. Josef-Sprecherin: Kreißsaal-Schließung soll "einmalige Sache" bleiben
Trotzdem sei die Schließung des Kreißsaals eine "einmalige Sache" gewesen, so Christof. Die kurzfristige Absage einer geplanten Neueinstellung zum 1. Dezember habe die Personalsituation vor Weihnachten verschärft. Um den Hebammen eine "Verschnaufpause" zu gönnen und Überstunden abbauen zu können, zog die Klinikleitung die Reißleine und entschied, den Kreißsaal zwischen den Jahren zu schließen. Dazu soll es im neuen Jahr laut Christof nicht mehr kommen. "Die Suche nach Fachkräften geht weiter und wir sind zuversichtlich."
In Bayern ist das St. Josef-Krankenhaus kein Einzelfall. In den vergangenen vier Jahren mussten aufgrund von Personalmangel von Hebammen und Belegärzten im Freistaat mindestens zehn Geburtshilfeabteilungen vorübergehend oder komplett geschlossen werden. Bundesweit sind es knapp 100.
Alles Gute für das neue Jahr, mögen die Verantwortlichen richtig mit der Situation umgehen.