zurück
Schweinfurt
Hilft die Bundesregierung zu wenig? Das fordern Schweinfurter CSU-Abgeordnete für die Industrie
Die Schweinfurter Industrie steht massiv unter Druck, die Gewerkschaft warnt vor Arbeitsplatzverlust. Was die CSU-Abgeordneten Weisgerber und Gießübel sagen.
Über 20.000 Arbeitsplätze bieten die Betriebe der Industrie in Schweinfurt (im Bild SKF und ZF). Die Gewerkschaft IG Metall ist in großer Sorge und warnt angesichts der Herausforderungen durch die Transformation vor einem Abbau tausender Arbeitsplätze.
Foto: René Ruprecht | Über 20.000 Arbeitsplätze bieten die Betriebe der Industrie in Schweinfurt (im Bild SKF und ZF). Die Gewerkschaft IG Metall ist in großer Sorge und warnt angesichts der Herausforderungen durch die Transformation vor ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 28.03.2024 02:49 Uhr

In den vergangenen Wochen ist die Furcht vor einem größeren Abbau von Arbeitsplätzen bei den Industriebetrieben in Schweinfurt größer geworden. Die IG Metall mit ihrem ersten Bevollmächtigten Thomas Höhn hatte in Mitteilungen und einem Exklusiv-Interview mit dieser Redaktion eindringlich davor gewarnt, dass ein Verlust von tausenden Arbeitsplätzen drohen könnte. Wie sieht die Reaktion aus der Politik auf diese Warnungen aus?

Nun äußerten sich in einer Pressemitteilung die CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, ihre CSU-Kollegin aus dem Landtag, Martina Gießübel, sowie Bezirkstagspräsident Stefan Funk, ebenfalls CSU. Nicht an der vom Büro Weisgerber verschickten Mitteilung beteiligt war augenscheinlich Schweinfurts CSU-Oberbürgermeister Sebastian Remelé.

„Angesichts von Digitalisierung und Transformation sind Veränderungen in der Arbeitswelt Teil einer Entwicklung, von der alle Unternehmen betroffen sind. Wir müssen jedoch dafür sorgen, dass Wandel und Transformation in Deutschland nicht auf Kosten von Wachstum und industrieller Stärke gehen“, betonen die Mandatsträger in ihrer Mitteilung. Vielmehr gelte es jetzt, die Chancen der Transformation auch für Schweinfurt zu nutzen.

Was die CSU von der Bundesregierung in Sachen Industriepolitik fordert

Aus Sicht der CSU-Vertreter sei bedrohlich, dass die Produktion immer mehr ins Ausland verlagert wird. Deutschland sei als Produktionsstandort unattraktiv geworden. „Die Ampel-Regierung muss das Industrieland Deutschland wieder attraktiver machen“, so die Forderung. Man solle technologieoffen dafür sorgen, dass sich "der Erfindergeist der Ingenieure bestmöglich entfalten kann."

Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten am Rande einer Rezession führt Anja Weisgerber auf eine aus ihrer Sicht verfehlte Wirtschaftspolitik zurück. Die Energiekosten seien zu hoch, die Bürokratie zu viel, es fehle an Planungssicherheit. Auf "entscheidende wirtschaftspolitische Fragen hat die Bundesregierung keine Antworten", so Weisgerbers Sicht.

Die CSU-Politiker Martina Gießübel, Anja Weisgerber und Stefan Funk (v.l., im Bild beim Frühlingsempfang der CSU und der Jungen Union in Schwebheim mit Minister Markus Blume) äußern in einer Pressemitteilung ihre Sorge über die Entwicklungen am Industriestandort Schweinfurt.
Foto: Torsten Leukert | Die CSU-Politiker Martina Gießübel, Anja Weisgerber und Stefan Funk (v.l., im Bild beim Frühlingsempfang der CSU und der Jungen Union in Schwebheim mit Minister Markus Blume) äußern in einer Pressemitteilung ihre ...

Martina Gießübel ist gegen das EU-Lieferkettengesetz 

Zu viel Bürokratie belaste die Wirtschaft zunehmend, stellen die Abgeordneten fest. Landtagsabgeordnete Martina Gießübel fordert, das EU-Lieferkettengesetz zu stoppen, "das vor allem kleine und mittelständische Unternehmen treffen würde."

Einen Appell hat sie auch in Sachen Lohnkosten vor allem an die Gewerkschaften als Tarifpartner der Arbeitgeber. Diese sollten "das Korsett durch weitere Forderungen nicht noch enger zuschnüren", so Gießübel. Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche erteilt sie eine Absage. „Wenn wir weiterhin konkurrenzfähig bleiben wollen, dann können wir nicht immer weniger arbeiten“, so ihre Sicht.

Außerdem gelte es laut Anja Weisgerber "Steueranreize für mehr Leistung zu setzen", zum Beispiel, indem Überstunden steuerfrei gestellt würden und die Sozialabgaben dauerhaft auf 40 Prozent gedeckelt werden, "um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland aufrechtzuerhalten."

Weniger Arbeitsplätze in der Region auch ein Risiko für die Kommunen

Bezirkstagspräsident Stefan Funk sieht in der Mitteilung in einem mittelfristigen Wegfall von Arbeitsplätzen auch ein Risiko für die Kommunen, da es einen Rückgang der Einnahmen zum Beispiel im Bereich der Einkommens- und der Gewerbesteuer bedeute. "Die Großindustrie sorgt mit ihrer Wertschöpfung dafür, dass Staat und Kommunen ihren Aufgaben nachkommen können", so Funk. Ziel müsse sein, eine "nachhaltige soziale Marktwirtschaft zu entwickeln", so die CSU-Politiker. Man wolle weiter das Gespräch mit den Gewerkschaften sowie der Wirtschaft suchen.

Zum Thema Bürokratieabbau gibt es am 2. Mai in Volkach eine Veranstaltung mit Walter Nussel, dem Beauftragten für Bürokratieabbau der Bayerischen Staatsregierung. Von Vertretern der Wirtschaft will man da erfahren, wo überflüssige Bürokratie abgebaut werden und wie man die Wirtschaft stärken kann. Danach soll es Initiativen dazu im Land- wie im Bundestag geben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Oberndorf
Bad Neustadt
Lohr
Volkach
Oliver Schikora
Anja Weisgerber
Arbeitgeber
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Deutscher Bundestag
IG Metall
Industriepolitik
Lohnkosten
Martina Gießübel
Politiker der CSU
Sebastian Remelé
Sozialabgaben
Stefan Funk
Walter Nussel
Wirtschaft in Schweinfurt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Jürgen Huller
    Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten am Rande einer Rezession führt also Frau Weisgerber auf eine verfehlte Wirtschaftspolitik zurück.

    Dem kann ich nur zustimmen. Und zwar auf eine langfristig verfehlte Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierung (Altmeier), die mit ihrer Amigo-Konzern-Klientelpolitik hier im Land ganze Branchen an die Wand gefahren hat, wie z.B. die heute weltweit boomende Solarbranche. Die Windbranche darbt ebenfalls schon lange, u.a. wegen der angesprochenen fehlenden Planungssicherheit. Hier wurden zig tausende Arbeitsplätze vernichtet. Entwickelt in Deutschland, fahren nun die Chinesen die Ernte ein.

    Der Bullshit mit der "Technologieoffenheit" darf natürlich nicht fehlen, was soviel heißt wie: bloß nichts neues wagen.

    Zum Glück bestimmen die Unternehmen und die Märkte, was wo gefertigt wird, nicht die Politik. Die sollte den Rahmen schaffen, sich aber sonst heraushalten. Vom Leistungsprinzip verstehen Politiker nichts. Da zählt nur Anwesenheit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Erich Waldherr
    Weisgerber wird zitiert auf „entscheidende wirtschaftspolitische Fragen hat die Bundesregierung keine Antworten“. Welche Fragen sind das und was schlägt die CSU vor?
    Steuerbefreiung für Überstunden würde ich den Malochern gönnen. Das Staatssäckel hätte aber nichts davon. Wie wäre es mit dem Abschaffen von klimaschädlichen Subventionen? Dazu hatten die Grokos nicht die Kraft oder nicht den Willen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Pfister
    Was soll das Gejammere der CSU-Abgeordneten? Markus Söder reist durch China und wirbt für bayrische und deutsche Investitionen in China. Was für eine Doppelmoral!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Doris Hauptmann
    Den Industriestandort Deutschland zu stärken, bedeutet seitens des Staates zu investieren. Dies blockiert die Opposition CDU/CSU seit Monaten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Forster
    Dieses Land begräbt sich gerade selbst mit überbordender Bürokratie, oft im voreilenden Gehorsam.. ! Ich empfehle Hrn .Koch mal die Anfrage bei kleinen Mittelständlern, Einzelunternehmen, Pflegekräften, Landwirten o.ä. Selbstständigen. Entweder wir kriegen das Ruder herum, oder es gehen bald dieLichter aus... ! Aus Hilfe auch China, Russland oder USA würde ich dann lieber nicht hoffen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Ich habe immer nur bei Mittelständlern gearbeitet. Da war die Bürokratie der Kunden aus der Grossindustrie viel herausfordernder als die des Staates.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Ich glaube nicht, dass die Schweinfurter Industrie ein Problem mit staatlich verursachter Bürokratie hat. Diese Autozulieferer, ich kenne sie aus dem Berufsleben, machen sich ihre Bürokratie selbst. Diese ist wirklich sehr gut. Dazu kommt die liebe Kundschaft die in Sachen Bürokratie auch erstklassig ist. Ob das Politiker wissen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten